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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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schuldete. Es würde bestimmt keine Kleinigkeit sein, eher etwas im Stil von »Es gibt da diesen Kerl, der zum Schweigen gebracht werden muss...«. Dann sah ich den Kühlschrank zum ersten Mal. Shane hatte seine Sache gut gemacht. Das war genau das, wonach ich gesucht hatte: ein weißer Würfel mit ungefähr sechzig Zentimeter Kantenlänge. Ich streichelte ihn liebevoll, und Shane wandte sich ab, damit wir einen Augenblick für uns allein hatten. Dann holte er das Wägelchen hervor, und in andächtiger Stille schnallten wir den Kühlschrank darauf fest, respektvolle Zeugen des Beginns einer wahrhaft symbiotischen Beziehung.
    Ich fuhr wie ein Sportler, der sich aufwärmt, ein bisschen mit dem Kühlschrank im Parkhaus herum und hatte ein gutes Gefühl. Ich, der Kühlschrank und das Wägelchen würden gut miteinander auskommen. Das reinste Dream Team — wäre da nicht noch der Rucksack gewesen. Nachdem wir die Initiationszeremonie hinter uns gebracht hatten, machten wir uns auf den Weg. Shane hatte noch mehr getan, als ihm aufgetragen worden war, und für mich in Donnybrook, einer Gegend südlich des Liffey, ein Bed & Breakfast organisiert. Er entspannte sich allmählich und plauderte ein wenig. Dabei kam heraus, dass ihn meine geplante Expedition ziemlich amüsierte, und er schlug vor, dass ich mit einer Radiosendung namens The Gerry Ryan Show auf RTE FM 2 Kontakt aufnehmen sollte. Er sagte, dass die Leute dort gerne verrückte Aktionen unterstützten und dass meine die Voraussetzungen dafür perfekt erfülle. Ich hatte nicht vorgehabt, so was zu tun, aber während wir uns durch den Stau im Zentrum von Dublin kämpften, fand ich allmählich Gefallen an der Idee.
    Wir erreichten Donnybrook, und ich zahlte Shane die 130 Pfund, die ich ihm für den Kühlschrank schuldete.
    »Um wie viel Geld geht es bei der Wette eigentlich?«, fragte er.
    »Hundert Pfund.«
    Einen Moment lang war er verwirrt, dann wünschte er mir ziemlich überstürzt Glück und fuhr mit einem Gesichtsausdruck davon, der seine Erleichterung darüber verriet, mich los geworden zu sein.

    In der Pension wurde ich von Rory begrüßt, einem jungen Mann, der so aussah, als hätte er gerade seinen Universitätsabschluss hinter sich gebracht, und sich ziemlich von der mütterlichen Dame mittleren Alters namens Rosie unterschied, die in meiner Vorstellung zwangsläufig diese Art von Unterkunft führt. Rory hatte sehr dicke Gläser in seiner Brille, und ich empfand die daraus resultierende Vergrößerung seiner Augen als ein bisschen verwirrend. Er erklärte, dass er kein Problem habe, mich unterzubringen, da ich der einzige Gast sei. Als ich den Kühlschrank in seinen Flur rollte, sagte er zuerst nichts, maß ihn aber mit einem Blick, als frage er sich, ob seine dicken Brillengläser dick genug seien. Ein paar Sekunden vergingen, bis er kapitulierte.
    »Ist das ein Kühlschrank?«, fragte er.
    Dies war eine Frage, die ich in den kommenden Wochen noch oft zu hören bekommen sollte.
    »Ja«, antwortete ich wahrheitsgemäß.
    Er stellte keine weiteren Fragen in diese Richtung, und ich erzählte ihm nichts weiter, obwohl ich sehen konnte, dass er neugierig war. Ich hatte vor meiner Abreise entschieden, dass ich versuchen würde, ohne die entsprechende Frage keine Informationen über den Kühlschrank preiszugeben. Und ich würde immer die Wahrheit sagen. Ich wollte sehen, wie viele Leute entweder aus Höflichkeit oder generellem Mangel an Interesse nicht fragten. Rory gehörte zur ersten Kategorie.
    Kurz, nachdem ich mein Zimmer bezogen und mich daran gemacht hatte, vorsichtig ein paar Sachen auszupacken, klopfte es an der Tür. Es war Rory, der mich fragte, ob ich ihm einen Gefallen tun könne. Ich antwortete so sorglos mit »Kein Problem«, dass Shane stolz auf mich gewesen wäre. Rory sagte, dass er kurz weg müsse, und bat mich, ans Telefon zu gehen, falls es klingeln sollte. Wieder tat ich ihm den Gefallen, mit einem »Kein Problem« zu antworten. Vierzig Minuten und drei Reservierungen später beschloss ich, dass es am besten wäre, wenn ich auch wegginge.
    Da die schlaflosen Nächte der letzten Zeit und der traumatische Flug ihren Tribut forderten, fühlte ich mich ziemlich mitgenommen, aber es gab zwei Sachen, die ich noch erledigen wollte, bevor ich mich hinlegte: Da Shane mich darauf hingewiesen hatte, dass die Studios des Radiosenders RTE, wie es der Zufall wollte, nur fünf Minuten zu Fuß entfernt waren, konnte es ja nicht schaden, wenn ich dort einen

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