Mit dem Kühlschrank durch Irland
Landstraße. Strommasten, ein paar Felder und die Rückseite eines Schilds, auf dessen anderen Seite hoffentlich »Tramper auslachen verboten!« stand. Ich stellte den Kühlschrank ein Stück vor mir ab und lehnte den Rucksack dagegen, um den Eindruck von Normalität zu erwecken. Als gehörten ein Kühlschrank und ein Rucksack zusammen. Und dann hielt ich den Daumen raus.
Ein Ford Fiesta fuhr vorbei. Dann ein Vauxhall Cavalier. Als Nächstes ein Renault und dann ein rotes Auto, dessen Marke ich nicht kannte. Vier Autos, und keines von ihnen hatte irgendwelche Anstalten gemacht anzuhalten. Was war los? Hatten sie meinen Daumen nicht gesehen? Machte der Anblick des Kühlschranks sie nicht neugierig? Einen Citroën, einen großen Lastwagen, einen Ford Escort und einen BMW später setzte ich mich für einen Augenblick auf den Kühlschrank, um mich zu sammeln. Acht Fahrzeuge waren vorbeigefahren, und ich stand jetzt zehn Minuten dort. Ich erkannte, dass dies weniger als ein Auto pro Minute bedeutete. Ich beobachtete meine Uhr und wartete eine Minute lang. Oje. Nichts. Und es wurde noch schlimmer. Sogar viel weniger als ein Auto pro Minute. Ich versuchte, mich aus der Depression, in die mich diese statistische Berechnung gestürzt hatte, zu befreien, indem ich mir eine aufmunternde Rede hielt und beschloss, für eine Viertelstunde oder so positiv zu denken. Ich rutschte vom Kühlschrank runter, stellte mich wieder hin und versuchte mich als ein starker, positiver Mensch zu präsentieren, der trotzdem einen Hauch Verletzlichkeit spüren lässt, und hoffte, damit die größtmögliche Zahl von Fahrern anzusprechen.
Von dem Theater bekam ich Krämpfe. Ich setzte mich also wieder auf den Kühlschrank und fragte mich, wie ich so naiv hatte sein können, auf einer Hauptstraße einen steten Verkehrsstrom zu erwarten. Vielleicht hätte ich ein Stück Pappe mitnehmen sollen, auf dem mein Ziel stand. Vielleicht hätte ich ein Stück Pappe mitnehmen sollen, auf dem »Irgendwohin« stand. Vielleicht hätte ich den Unterschied zwischen einer lustigen Idee und dem Versuch, sie praktisch durchzuführen, beachten sollen. Die Autos kamen so selten vorbei, dass ich von einem Verkehrsstau zu fantasieren begann. Die Benommenheit, die ich zu Anfang verspürt hatte, war längst verschwunden, und meine Emotionen schwankten stattdessen von einem Extrem zum anderen. Jedes Mal, wenn ich ein Auto oder einen Lastwagen am Horizont entdeckte, wurde ich von Vorfreude erfüllt. »Das ist es! Endlich!« Während das Fahrzeug näher kam, wuchsen meine Hoffnungen derart an, dass ich mir grob zurückgewiesen vorkam, wenn es dann einfach vorbeifuhr. Zwanzig Minuten und siebzehn grobe Zurückweisungen später begann ich, mich ein wenig niedergeschlagen zu fühlen. Drei oder vier Wochen von dieser Art Folter würden dafür sorgen, dass ich eine teure Therapie nötig hätte. Ich dachte an die Wette. Es würde mich nicht umbringen, hundert Pfund zu verlieren, und der Schlag, den mein Stolz würde einstecken müssen, wäre eindeutig weniger schmerzlich als eine tägliche Dosis von dem, was ich gerade durchmachte. Nach noch nicht einmal einer Stunde schon mit dem Gedanken ans Aufgeben zu spielen, war nicht der Start, den ich mir erträumt hatte. Kein Zweifel, ich hing in den Seilen. Eigentlich lag ich schon am Boden und war bis ungefähr sechs angezählt.
Manchmal fuhr ein Paar vorbei, und ich konnte etwas sehen, was wie der Beginn einer Unterhaltung zwischen beiden aussah:
»War das ein Kühlschrank?«
»Was?«
»Der Kerl eben... der Tramper... hatte er einen Kühlschrank dabei?«
»Du bist müde, Liebling. Halt bei der nächsten Gelegenheit an, dann fahr ich mal.«
Ich dachte mir: >Redet nicht darüber, haltet an und nehmt den armen Kerl mit! Egoistische Schweine, ihr hattet Platz in eurem Auto!< Nie wieder würde ich einen Tramper am Straßenrand stehen lassen.
Ich begann mit der Möglichkeit zu spielen, den Kühlschrank zu verstecken und seine Existenz erst zu offenbaren, wenn ein Fahrer schon angehalten hatte, um mich mitzunehmen. Ich kam zu dem Schluss, dass dies keine Mogelei wäre, sondern eine Maßnahme, auf die ich erst nach zwei Stunden und falls es wieder stark zu regnen anfing, zurückgreifen sollte. Keine von beiden Möglichkeiten schien in allzu ferner Zukunft zu liegen. Ich stand auf. Ich versuchte es damit, die Autos anzulächeln. Es funktionierte nicht und ließ mich vermutlich aussehen, als wäre ich reif für die Klapsmühle. Um die
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