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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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schlammig wie er, aber ohne Zweifel schlammig genug, um im Komitee des Schlammclubs zu sitzen. Ich stieg aus, holte mein Zeug aus dem Auto, verabschiedete mich und wurde mir der Tatsache bewusst, dass ich mich in der Nähe einer Viehauktion im Herzen des ländlichen Irlands befand, und zwar mit einem Rucksack, einem Kühlschrank und einer zu dünnen Schlammschicht, um hier willkommen zu sein.
    Um mich herum fand der Verkehrsstau statt, von dem ich nur Minuten zuvor geträumt hatte. Lastwagen, Kombis, Traktoren, Range Rovers und versiffte rote Fiesta-Transporter kamen zur Viehauktion, und sie waren für mich ohne jeden Nutzen. Eher waren sie ein enormes Hindernis, denn sie machten es zu einem Problem, einen Platz zu finden, wo ich vom Durchgangsverkehr entdeckt werden konnte. Ich hob den Kühlschrank auf sein Wägelchen, warf den Rucksack auf den Rücken und begann, die Straße entlangzumarschieren. Es versteht sich von selbst, dass sie schlammig war. Ich sah mich um, um zu winken, aber der alte Mann war verschwunden und statt seiner blickte mir der Jack-Russell-Terrier geringschätzig durch die Windschutzscheibe des Fiestas nach. Er schien instinktiv zu wissen, dass die Art zu reisen, für die ich mich entschieden hatte, nicht die schlaueste war. Ich zeigte ihm den Stinkefinger und ging weiter.
    Über die entfernte Lautsprecheranlage konnte ich das monotone Maschinengewehrstakkato des Viehauktionators hören. Ich hoffte für ihn, dass nicht sein ganzes Publikum aus Leuten bestand, die nur die Zeit totschlagen wollten. Ich ging weiter. Ein Farmer starrte mich an. »Was hat der?«, fragte ich mich. Ich hatte vergessen, dass er gerade beobachtet hatte, wie ein Mann, der nicht mit Schlamm bedeckt war und einen Kühlschrank hinter sich her zog, einem Jack-Russell-Terrier den Stinkefinger zeigte.
    Bald erreichte ich einen Platz, den ich noch für den besten unter den vielen schlechten, die mir zur Auswahl standen, hielt. Ich musste mich zwar immer noch neben geparkten Autos aufbauen, aber ich dachte mir, ich sollte es mal versuchen. Gerade, als ich mich so attraktiv wie möglich platziert hatte, fing es zu regnen an. Und zwar stark.
    Ich hatte zwei Alternativen. Ich konnte entweder den würdelosen Kampf mit meinem Rucksack aufnehmen, um ihm meine Regensachen zu entreißen, oder irgendwo Unterschlupf suchen. Das Problem mit der zweiten Möglichkeit war, dass der einzige Unterschlupf, der sich mir bot, das Gebäude war, in dem die Viehauktion stattfand, und ich Angst hatte, eine Kombination aus Verzweiflung und Delirium könnte dazu führen, dass ich eine Kuh ersteigerte. Mit einem Kühlschrank und einer Kuh rund um Irland zu trampen, hätte wirklich bedeutet, die Sache auf die Spitze zu treiben.
    Mit einiger Beklommenheit stellte ich mich der Herausforderung des Rucksacks. Ich hatte ihn gerade geöffnet und setzte die oben liegenden Kleidungsstücke erbarmungslos den Widrigkeiten des Klimas aus, als Gott sei Dank ein Auto anhielt. Ein blauer Datsun-Kombi, ein Sunny oder Cherry oder so was: Nein, ich weiß, was es war: der Datsun-Retter. Ich lief zur Beifahrertür und öffnete sie.
    »Wie weit fahren Sie?«, fragte ich.
    Der Fahrer blickte mich erstaunt an. »Ich parke bloß«, erwiderte er.
    Oh. Ich ging beiseite, damit er sein Manöver ohne weitere Unterbrechung vollenden konnte. Vor ihm hatte ein anderes Auto angehalten, um zu parken. Ich stand wirklich am ungeeignetsten Platz. Ich kehrte zu meinem Gepäck am Straßenrand zurück. Das Auto weiter vorne hupte. Niedergeschlagen wühlte ich weiter nach meinem Regenzeug. Dann machte das Auto weiter vorne etwas sehr Seltsames. Es stieß zurück und hielt neben mir. Der Fahrer beugte sich herüber, kurbelte das Beifahrerfenster herunter und sagte: »Ich habe Sie heute Morgen im Radio gehört. Ich dachte, Sie wären längst viel weiter.«
    Nach einem Fehlstart hatte die Reise jetzt wirklich begonnen.

5
    Wer ist Fünfter geworden?

    Brendan, mein Retter, war tadellos mit Anzug und Krawatte bekleidet und hatte nicht das kleinste bisschen Schlamm an sich kleben. Er hatte am Morgen Radio gehört und wusste genau, was ich vorhatte und warum ich es tat, was nach meinen jüngsten Erfahrungen mehr war, als ich von mir selbst behaupten konnte.
    Er war ein Vertreter von Drogerieartikeln, stammte aus Nordirland, hatte aber in letzter Zeit auch Kunden in der Republik Irland gewonnen. Er punktete auf drei Gebieten: Er war charmant, er war amüsant, und er war auf dem Weg nach Cavan.

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