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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Fotograf an diesem meinem Nachmittag der Erholung. Er war ein umgänglicher und gebildeter Mann, der zuerst angenommen hatte, dass der Auftrag, einen Mann zu fotografieren, der mit einem Kühlschrank rund um Irland reist, ein Scherz sei, mit dem ihn die Kollegen aufziehen wollten. Er ging die Aufgabe, von mir ein Foto zu machen, mit deutlich mehr künstlerischem Ehrgeiz an als seine beiden Vorgänger, die sich mit einer Hand voll Schnappschüssen und der richtigen Schreibweise von Hawks zufrieden gegeben hatten. Donohoe hatte an mir Interesse, an dem, was ich tat, und daran, wo er das einfallsreichste Foto von mir und meinem Kühlschrank machen könnte.
    »Wir müssen einfach eine Aufnahme machen, wie du mit deinem Kühlschrank an dem Wrack vorbeiläufst.«
    »An welchem Wrack?«
    Das Wrack war der gut erhaltene Rumpf eines Holzboots, das seinen Lebensabend auf dem weitläufigen Sandstrand verbrachte, den zu fotografieren mir am Tag zuvor in so überzeugender Manier misslungen war. Wir verwendeten eine anregende Stunde darauf, an diesem schönen Flecken kunstvolle Kühlschrank-Aufnahmen zu kreieren, und diskutierten über die Geschichte der gälischen Sprache. Ich erfuhr das interessante Detail, dass England und Portugal die einzigen Länder in Europa ohne eine Minderheitensprache sind. Mit einiger Befriedigung speicherte ich diese Information in einem Winkel meines Hirns ab, wohl wissend, dass ich mit ihr, wenn ich sie im richtigen Augenblick der richtigen Person gegenüber offenbarte, enorm viel Eindruck machen würde. Ich setzte Donohoe mit meinen anspruchsvollen Fragen weiter zu:
    »Was heißt >mein Kühlschrank»auf Gälisch?« Ich lächelte in seine Kamera und hatte einen Fuß auf den Kühlschrank gestützt und einen Arm an das Wrack gelegt.
    »Mo Chuisneoir«, antwortete er.
    »Mo Kushnar?«
    »Genau. Mo Chuisneoir.«
    »Ich glaube, ich sollte >Mo Kushnar< vorne auf den Kühlschrank schreiben zum Zeichen meiner Hochachtung für die gälische Sprache.«
    »Gute Idee. Wenn wir in mein Büro hochgehen, drucke ich es mit dem Computer aus, damit du es aufkleben kannst.«
    Und so kam es, dass der Kühlschrank bei meiner Rückkehr zum Bunbeg House mit den Worten

    MO CHUISNEOIR

    geschmückt war.
    »Was heißt das?«, fragte Andy.
    »Es heißt >Denke immer zuerst an die nächstliegende Möglichkeit<.«
    »Wie?«
    Ich erklärte es ihm, während ich auf eine Tasse Tee wartete, die nie gekocht wurde.

8
    Der ärmste König der Welt

    Am nächsten Morgen wachte ich auf, machte genau den gleichen Fehler mit den Vorhängen wie am Tag zuvor und offenbarte mich dem malenden Fischer erneut als »Akt am Fenster«. Wie es schien, hatte ihn die Erfahrung des Vortags abgehärtet, denn er ließ sich nichts anmerken und kriegte sogar so etwas wie ein Begrüßungsnicken hin.
    Die vorherige Nacht war gemessen an meinem bisherigen Standard ruhig gewesen. Ich hatte mich mit Elizabeth und Lois zum Essen getroffen und die überwältigende Gastfreundschaft des Hudi-Beags im Interesse meiner Selbsterhaltung gemieden. (Ich hatte meinen eigenen Spitznamen für das Hudi-Beags gefunden: Houdini’s, denn man musste ein Entfesselungskünstler sein, um aus ihm zu entkommen.) An diesem Morgen fühlte ich mich also ziemlich gut.
    Vor dem Frühstück tat ich, was ich am Morgen zuvor schon hätte tun sollen, und machte einen Spaziergang zum Pier, um herauszufinden, ob irgendjemand später nach Tory Island fahren würde. Ich sprach einen Fischer an, der mit dem Rücken zu mir knietief inmitten von Netzen hockte.
    »Entschuldigen Sie...«
    Er drehte sich um und wirkte verwirrt. Es war der Fischer, der schon zweimal meine Genitalien gesehen hatte. Keiner von uns beiden verfügte über die soziale Kompetenz, um mit dieser Situation fertig zu werden.
    »Oh, hallo«, fuhr ich fort, denn ich hatte das Gefühl, ich müsse irgendwie zeigen, dass wir uns schon kannten. »Sie wissen nicht zufällig, ob heute irgendwelche Fischer raus nach Tory Island fahren?«
    Er schaute mich einfach an und erstarrte. Ich glaube nicht, dass er in seinem bisherigen Leben jemals gezwungen gewesen war, mit jemandem zu sprechen, den er zuvor nackt gesehen hatte. Ich beschloss daher, weiterzugehen, bevor er die Hilfe des Notarztes von Bunbeg würde in Anspruch nehmen müssen. (Vermutlich ein Briefträger, der die entsprechenden Geräte in seinem Wohnzimmer lagerte.)
    Die anderen Fischer auf dem Kai, die mich nicht unbekleidet gesehen hatten, waren zugänglicher. Man erzählte mir,

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