Mit dem Kühlschrank durch Irland
House. »Wir waren den ganzen Vormittag über dort drinnen, haben einen landesweiten Aufruf über das Radio organisiert und versucht, das Verteidigungsministerium dazu zu bewegen, einen Hubschrauber bereitzustellen, der mich zur Insel fliegt.«
»Oje, dort drinnen erreichen Sie nichts«, erklärte er und deutete auf das Esszimmer. Ich musste voller Bewunderung anerkennen, wie treffend diese knappe Feststellung war.
»Meinen Sie, dass heute noch jemand zur Insel fährt?«
»Jetzt nicht mehr, bei der Tide.« Er schaute von seinen Netzen auf und warf mir einen fragenden Blick zu. »Waren Sie heute Morgen nicht hier unten am Pier?«
»Äh... nein.«
»Nun, wenn Sie heute Morgen hier am Pier gewesen wären, hätte Ihnen jemand von Rory erzählt und Sie wären jetzt auf der Insel.«
Natürlich wäre ich das. Ich hatte einen schrecklichen Fehler begangen. Ich hatte mich darauf verlassen, dass Andy, ein Mann aus Bermondsey, sich mit den lokalen Gepflogenheiten auskannte. Mit dem, was bei den Booten direkt vor seiner Haustür passierte, kannte er sich genauso gut aus wie mit seinem neuen Telefonsystem. Während er sich tapfer in das fruchtlose Abenteuer, mir einen Hubschrauber zu verschaffen, gestürzt hatte, hatte wirklich nur ein paar Meter entfernt ein freundlicher Fischkutter in Richtung des angestrebten Ziels abgelegt. Am Abend zuvor ein paar Fischer anzurufen war kein ausreichender Ersatz für einen Spaziergang zum Kai, wo man sich direkt hätte umhören können. Als ich die fünf oder sechs Meter zum Bunbeg House zurückging, begriff ich plötzlich, was man daraus für eine Lehre ziehen konnte: Sei ehrgeizig, setze dir große Ziele und gib nicht kampflos auf, aber tue das nicht, ohne vorher die einfacheren Möglichkeiten erkundet zu haben! Ich beschloss, Andy diese neue Erkenntnis vorerst zu ersparen, denn ich vermutete, dass sie ihm den Tag noch gründlicher verderben würde. Außerdem hatte unser Missgeschick den Vorteil, dass ich jetzt über einen freien Nachmittag verfügte, an dem ich lesen und mich ausruhen konnte.
Ich war naiverweise optimistisch gewesen. Die Leute wussten, wo ich war, und ich war gefragt. Den ganzen Nachmittag über hörte das Telefon nicht auf zu klingeln, und Andys Esszimmer verwandelte sich in mein Büro. Leute vom Fernsehsender RTE waren die ersten Anrufer. Bei einer Nachmittagssendung namens Live At Three hatte man von mir Wind bekommen, und nun wollte man einen Reporter und einen Sendewagen schicken, um zu filmen, wie ich als Anhalter am Straßenrand stand. Die Leute wollten wissen, wo ich am Freitag sein würde. Das hätte ich auch gerne gewusst. Ich versuchte, ihnen das Problem zu erklären, aber es war für jemanden aus der Filofax-Welt des Fernsehens schwer zu begreifen.
»Aber Sie müssen doch wissen, wo Sie sein werden. Haben Sie keinen Schlachtplan?«
»Mein Schlachtplan ist, keinen Schlachtplan zu haben«, erklärte ich bewusst vage.
Antoinette, mit der ich redete, war hin- und hergerissen: Einerseits amüsierte sie die Vorstellung vom »Kühlschrank-Trampen«, andererseits fand sie die garantierte Ungewissheit, die Teil des Unterfangens war, frustrierend. Sie schien Produzentin, Rechercheurin und Moderatorin von Live At Three zu sein, und ich erwartete beinahe, dass unser Gespräch jeden Augenblick unterbrochen werden würde, weil sie jemanden schminken oder die Kamera 4 bedienen musste. Sie rief innerhalb einer Stunde noch dreimal mit weiteren Fragen an, die ich alle nicht zufriedenstellend beantworten konnte. Ich erleichterte ihr das Leben nicht gerade mit meinen »Ich weiß nicht«s, »vielleicht«s und »vermutlich«s. Ich hätte mir mehr Mühe geben können, aber da es mir eigentlich ziemlich egal war, ob ich in diese Sendung kam oder nicht, verfügte ich über eine gewisse Macht, und die wollte ich auskosten.
»Schauen Sie, Tony, Sie verrückter Kerl, Sie: Ich rufe später noch mal an, aber unser bisheriger Plan sieht wie folgt aus: Jemand fährt Sie am Freitag zum Sendewagen und bringt Sie anschließend dorthin, wo Sie hingekommen wären, wenn Sie an dem Tag ganz normal getrampt wären.«
Ihr schien das offenbar einzuleuchten.
Als Nächstes war die Lokalpresse dran: The Derry People, The Donegal Democrat und die überregionale gälische Zeitung Foinse, was offenbar >leicht zu begeistern< heißt, denn sie planten, mich und den Kühlschrank auf der Titelseite zu platzieren. Donohoe, der als freier Mitarbeiter für die Zeitung arbeitete, war der dritte und letzte
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