Mit dem Kühlschrank durch Irland
Feststellung erfolgte ohne jedes Anzeichen von Sarkasmus, denn der Typ hatte mir einfach nicht zugehört und automatisch mit einer beruhigenden Floskel geantwortet. Ein paar der anderen wirkten ein bisschen amüsiert, als ich den Apfel erwähnte, schienen der Sache aber nicht weiter nachgehen zu wollen.
Gary erzählte, dass das Fernsehinterview auf einer Straße gleich südlich von Armagh in Nordirland stattfinden würde. Anscheinend wurde am Morgen mit dem RTE-Sendewagen außerhalb von Newry gefilmt, und deshalb würden wir das Interview für das irische Fernsehen in einer Provinz des Vereinten Königreichs aufzeichnen. Das war ein wenig seltsam, und es bedeutete, dass ich dorthin zurückfahren würde, wo ich herkam, aber ich lernte, dem Fluss der Dinge zu folgen und nichts grundsätzlich in Frage zu stellen. Als das Thema Nordirland zur Sprache kam, wurde kurz über die »Troubles«, den dortigen Bürgerkrieg, diskutiert, und Gary offenbarte, dass er zu diesem Thema ziemlich eindeutige Ansichten hegte. Obwohl er kein offener Feind der Briten war, kam ich zu dem Schluss, dass ich dieses Problem lieber nicht mit ihm besprechen sollte, wenn wir noch ein paar mehr Pints intus hatten.
Die Hintergrundmusik zu unserer Unterhaltung lieferte Dave, ein Betrunkener, dessen Trunkenheit ihn glauben machte, er könne sich des gesamten Repertoires irischer Volkslieder erinnern und dies sei der Ort und der Zeitpunkt, sie einem Publikum zu Gehör zu bringen. Er hatte das Glück, ein gutmütiges und geduldiges Publikum zu haben. Es war ganz offensichtlich nur eine Frage der Zeit, bis dieser musikalische Marathon ein Ende haben und Dave leblos über einem Barhocker hängen würde, aber noch wollte er die Ziellinie nicht überqueren. Nicht, so lange er mit dieser letzten, schier unendlichen Runde in den anderen noch ein kleines bisschen Unwohlsein hervorrufen konnte. In dieser Hinsicht war er selbstlos.
Ich wollte nicht, dass sich dieser Abend bis tief in die Nacht hinzog, aber Gary hatte andere Pläne, und als das Pub zumachte, verkündete er: »Gehen wir noch runter zu Dodge’s und besaufen uns so richtig!«
»Nein, ich muss jetzt wirklich gehen«, erwiderte ich, denn ich ahnte, dass Dodge’s keinen besonders kultivierten Abschluss des bisherigen Abends bedeuten würde. Naiverweise suchte ich bei den anderen nach Zustimmung. Die fand ich dort aber nicht. Stattdessen wurde eine ganze Breitseite von Kommentaren auf mich abgefeuert, die meine Absicht, nach Hause zu gehen, nicht unbedingt unterstützte.
»Tony, es passt überhaupt nicht zu einem Mann, der mit einem Kühlschrank rund um Irland reist, jetzt einfach ins Bett zu gehen.«
»Ich weiß, ich weiß, es ist nur so, dass ich wirklich müde bin, und...«
»Jaja, blah blah, das wissen wir, aber wir müssen doch noch einen für den Heimweg zu uns nehmen.«
»Ich brauch ein bisschen Schlaf, wirklich.«
»Dann stimmt es also, dass alle Engländer Weicheier sind?«
»Es tut mir Leid, aber heute Abend bin ich eins, leider.«
Ich stand auf in der Hoffnung, dass mir das helfen würde, aber Gary reagierte schnell: »Setz dich verdammt noch mal, du gehst nirgendwo hin!«
Ich gehorchte. Ich war im Houdini’s, und meine Künste als Entfesselungskünstler genügten seinen Anforderungen nicht ganz. Am Ende sorgte aber meine eigene trunkene Verwirrtheit für meine Befreiung. Ich erhob mich wieder, wandte mich Gary zu und versuchte, entschlossen zu wirken.
»Ich werde jetzt gehen. Ich sehe dich dann morgen, James.«
James. Ich hatte ihn James genannt. O ja, es war verständlich, dass ich am Ende eines langen Abends einen Namen verwechselte, aber warum musste ich mich bei all den falschen Namen, die mir zur Verfügung standen, ausgerechnet für James entscheiden? Garys Gesichtsausdruck schien sich zu verändern, und mich überfiel für einen Augenblick die Befürchtung, er glaube, mein Fehler sei ein Freudscher Versprecher und ich sähe in ihm einen James, einen unterwürfigen irischen Diener und meinen Chauffeur für den nächsten Morgen. Ich meinte, plötzlich an die Figur des alten englischen Großgrundbesitzers zu erinnern, großmütig vielleicht, aber trotzdem ein Symbol für Jahrhunderte der Ungerechtigkeit.
Die Müdigkeit hatte mich paranoid gemacht. Alle lachten, und obwohl Garys Benehmen vielleicht auf eine leichte Verstimmung schließen ließ, so schlug er mit seinem Schlusswort doch einen ziemlich freundlichen Ton an. Es brachte mir auch die Freiheit.
»Tony, nachdem
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