Mit dem Kühlschrank durch Irland
die alles andere war als die Einladung, ein bisschen zu bleiben und das Leben zu genießen.
Ein Mann in einer Arbeitshose, der wie ein Statist aus Die Waltons aussah, bestätigte mir, dass ich den Anweisungen des alten Mannes richtig gefolgt war.
»Das stimmt. Er wohnt gleich dort drüben«, erklärte er stolz.
Falls König dieser Insel zu sein überhaupt irgendwelche Vorteile mit sich brachte, dann gehörte der, eine besonders gute Behausung zur Verfügung gestellt zu bekommen, nicht dazu. Ich blickte auf einen weißen Bungalow, den einiges von einem Palast unterschied. Ich klopfte an die Tür, und Sekunden später erschien ein untersetzter, robust wirkender Mann mit einem blonden Schnurrbart und einer spitz zulaufenden Mütze anstelle einer Krone.
»Hallo, sind Sie Patsy?«
»Ja, das bin ich.«
»Patsy, ich bin Tony Hawks.«
»Ah — failte, failte!«
Ich vermutete, dass »failte« das gälische Wort für »Willkommen!« war, aber es hätte genauso gut »Verschwinde!« heißen können. Falls dem so war, muss Patsy von meiner schlagfertigen Replik beeindruckt gewesen sein: »Danke.«
Mutig fuhr ich fort. »Ich habe Blumen für Ihre Tochter dabei, denn sie ist eine Prinzessin, und Prinzessinnen haben Blumen verdient.«
»Oje. Sie ist nicht auf der Insel. Sie ist heute Morgen gefahren und bleibt ein paar Tage auf dem Festland.«
Man sagt, dass Timing das Geheimnis einer guten Komödie ist. Es kann auch auf anderen Gebieten von Vorteil sein.
»Sie wäre hier gewesen, aber sie ist mit Patrick Robinson mitgefahren, weil die Amerikaner früher zurückwollten«, erläuterte Patsy.
Das entschied es. Ich würde mit Rory fahren.
»Nun, dann kriegen Sie die Blumen, Patsy. Oder geben Sie sie Ihrer Frau. Die Königin soll sie haben.«
»Du meine Güte, danke. Vielen Dank.«
»Es ist schade, dass Ihre Tochter nicht hier ist. Ich hatte gehofft, sie zu heiraten und ein Prinz zu werden.«
»Du meine Güte, nun, ich glaube nicht, dass das so einfach wäre. Sie würden eine Menge reden müssen. Und dann die vielen Sitzungen und so weiter. Wollen Sie eine Tasse Tee?«
Ich hatte das Gefühl, dass mir diese ersatzweise angeboten wurde.
»Ich habe nur Zeit für ein schnelles Tässchen, dann muss ich wieder runter zum Pier, sonst fährt das Boot ohne mich los.«
Und so tranken wir den Tee in der engen Küche des Palasts und verwendeten fünf Minuten darauf, uns in herzlicher Atmosphäre über das Leben der Insulaner und deren Kampf, auf Tory bleiben zu dürfen, zu unterhalten, denn in den 70er und 80er Jahren tat die irische Regierung ihr Möglichstes, um sie zum Verlassen ihrer Heimat zu bewegen. Noch vor nicht allzu langer Zeit hatten die Straßen über offene Abwasserrinnen verfügt, und heißes Wasser und Elektrizität waren Errungenschaften der letzten zwanzig Jahre. Wir sprachen darüber, wie Patsy Dan König geworden war. Die Geschichte war die, dass nach dem Tod des letzten Königs dessen Sohn das Amt abgelehnt hatte, weil es zu viel Verantwortung mit sich brachte. Patsy hatte den Posten vor allem deshalb bekommen, weil niemand sonst auf der Insel ihn haben wollte. Keine langwierigen, blutigen Auseinandersetzungen, stattdessen ein Haufen gefälschter Atteste und immer neue Versionen von Ausreden, die man seit jeher benutzt hat, um sich in der Schule zu drücken, und die hier schlau variiert wurden, um dem Thron zu entgehen: »Es wäre mir eine Ehre, König zu werden, aber ich habe eine Warze, und außerdem erlaubt mir meine Mutter nicht, etwas Metallisches wie eine Krone auf dem Kopf zu tragen, weil ich davon Migräne kriege.«
Bei mehreren Gelegenheiten beugte sich Patsy zu mir, um einen Punkt besonders zu betonen, und ein Hauch von seinem Atem verriet mir, dass seine Vorliebe einem etwas stärkeren Getränk als Tee galt. Ich schaute auf die Uhr und staunte, dass ich schon soviel Alkohol in seinem Atem riechen konnte, obwohl es erst zwanzig nach eins war. Zwanzig nach eins! Ich musste los. Ich sprang auf, und mein Magen stieß ein lautes Grummeln aus, fast so, als wolle er ein gleichgültiges Hirn daran erinnern, dass er eher ziemlich bald etwas Essen brauchen würde. Als mir klar wurde, dass zwei weitere Stunden auf See unmittelbar vor mir lagen, ließ ich den Blick über die Arbeitsplatte der Küche streifen, bis er an einer Obstschale hängen blieb.
»Könnte ich vielleicht einen Ihrer Äpfel haben?«, fragte ich den König. (Ich möchte mich für diesen letzten Satz entschuldigen, der wie ein Zitat aus
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