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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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an zu singen. Ich hatte das schon im Hudi-Beags beobachten können, und obwohl das keine sehr angenehme Erfahrung war, hatte ich es als erträglich empfunden. Singen ist besser als Prügeln, was vermutlich der Grund ist, weshalb sich Frank Sinatras Greatest Hits wesentlich besser verkaufen als die Audioaufzeichnung des Kampfs Ali gegen Foreman. Es wäre sicher ein Schritt in die richtige Richtung, wenn einen die Betrunkenen eines englischen Pubs in eine Ecke drängten und Elton Johns »Saturday Night’s all Right For Fighting« vorsingen würden, anstatt den Text dieses Liedes als Handlungsanweisung zu begreifen. Gesang, und mag er noch so schlecht sein, ist immer besser als Prügel. (Die einzige Ausnahme ist vielleicht Chris de Burgh.)
    Es war Antoinette nicht entgangen, dass ich hier in Sligo noch nicht richtig Fuß gefasst hatte.
    »Also, dein >Vertrauen< hat dir noch nicht so sonderlich viele Übernachtungsmöglichkeiten verschafft.«
    »Noch nicht, nein.«
    »Vielleicht würde es was nützen, wenn du wüsstest, worauf du vertraust.«
    »Oh, ich will mich nicht mit unnötigen Details rumplagen.«
    Antoinette war skeptisch, aber es blieb noch Zeit, sie zu bekehren.
    »Weißt du, ich glaube, ich weiß sogar, auf was ich vertraue. Ich vertraue auf den Kühlschrank.«
    Ich klang wie ein Mann kurz vor dem Delirium. Vielleicht war ich das auch. Vielleicht hatten die Exzesse und surrealen Ereignisse der letzten Tage ihren Tribut gefordert.
    »Auch du kannst an den Kühlschrank glauben«, erklärte ich und näherte mich mit jedem Wort der Einlieferung in eine Heilanstalt. Ich war kein beeindruckender Prediger, aber man muss einer sein, wenn man jemanden auffordert, an einen Kühlschrank zu glauben. Während der Autofahrt hatte ich die Theorie entwickelt, dass einem überall, wo man hinkommt, gute Dinge passieren, solange man nur wirklich daran glaubt, dass es so sein wird. Als wir in diesem drittklassigen Etablissement saßen, wo nicht einmal ein natürlicher Ausdruck menschlicher Freude wie das Singen erlaubt war, schien die Gültigkeit meiner Philosophie fraglich zu werden. Dann hatte ich eine Idee.
    »Wir fragen den Mann im Feinkostgeschäft.«
    »Was?«
    »Komm schon, trink aus! Wir gehen und fragen den Mann im Feinkostgeschäft.«
    Ich strapazierte die Toleranz des armen Mädchens bis zum Äußersten, aber ihr Protest war nicht laut genug, um eine Rückkehr in das Feinkostgeschäft zu verhindern, wo ich den Inhaber fragte: »Wo würden Sie in der Gegend von Sligo übernachten, wenn Sie die Wahl hätten?«
    Er war nicht im Geringsten erstaunt. Ich hatte gedacht, er würde einen weiteren Versuch erwarten, das Entenei zu kaufen.
    »Teuer oder nicht teuer?«
    »Spielt keine Rolle.«
    »Haben Sie ein Auto?«
    »Ja.«
    Ich ging von der ziemlich gewagten Annahme aus, dass Antoinette meines extravaganten Verhaltens noch nicht überdrüssig war und mich und den Kühlschrank nicht einfach auf den Straßen von Sligo sitzen lassen würde.
    »Nun, Strandhill ist sehr hübsch.«
    »Dort würden Sie übernachten, wenn Sie die Wahl hätten?«
    Er dachte einen Moment lang nach. »Ja, ich glaube schon. Sie können es im Ocean View Hotel versuchen. Aber es gibt auch ein paar Bed & Breakfasts unten am Wasser.«

    Und auch die waren sehr hübsch und hatten einen Blick auf den weiten Sandstrand und die Abendsonne, die im Atlantik versank. Ich beschloss, dass dies der richtige Ort für mich war, wobei das Vorhandensein eines nett aussehenden Pubs in unmittelbarer Nähe keinerlei Einfluss auf meine Entscheidung hatte. Beide Pensionen hatten Zimmer frei, und ich nahm die, die Zimmer mit Bad hatte, was meiner Meinung nach die zwei Pfund extra wert war, auch wenn damit nur den anderen Gästen der Anblick eines halbnackten Betrunkenen erspart bleiben würde, der sich mitten in der Nacht zur Toilette durchkämpft.
    Als Anne Marie, die Dame des Hauses, mich als Gast in ihrem Anwesen empfangen hatte, war sie schon ziemlich freundlich gewesen, nachdem ich aber meinen Kühlschrank den Gartenweg hochgerollt und meine wahre Identität offenbart hatte, überschlug sie sich geradezu vor Eifer.
    »Mein Gott, Sie sind das! Auf North West Radio haben sie den Leuten gesagt, dass sie nach Ihnen Ausschau halten sollen. Gut gemacht. Sie haben es also bis Sligo geschafft!«
    Offensichtlich.
    »Kommen Sie und trinken Sie eine Tasse Tee mit mir!«
    Ich lächelte Antoinette zu, die resigniert meinen Blick erwiderte.
    »Okay, ich glaube an den Kühlschrank«,

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