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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Sprungfedern des Beifahrersitzes gefegt worden wäre.
    »Du musst das Auto entschuldigen«, sagte Antoinette, »es ist ein ziemliches Krisengebiet. Das Einzige, was richtig funktioniert, ist die Heizung.«
    Nun, das war eine Erleichterung.
    Antoinette war charmant, intelligent und Mutter. Sie sah nicht alt genug aus, um einen 14-jährigen Sohn zu haben, aber sie versicherte mir, dass dies der Fall sei. Das Ziel Sligo gefiel ihr, weil sie dort Freunde hatte, bei denen sie übernachten konnte, nachdem sie mich abgesetzt hatte. Wir stimmten darin überein, dass ich diesen Ort mit großer Wahrscheinlichkeit innerhalb eines Tages von Bunbeg aus per Anhalter erreicht hätte. Dass man mich zu genau so einem Punkt bringen würde, war Teil der Abmachung gewesen, die ich für meinen Fernsehauftritt getroffen hatte. Das Mobiltelefon war so etwas wie ein Bonus.
    Die Fahrt durch Monaghan, Fermanagh und County Leitrim war schön, und obwohl ich so was allmählich gewöhnt war, musste ich während des letzten Abschnitts, als der Glencar Lake auf der einen Seite lag und die imposanten Dartry Mountains uns auf der anderen weit überragten, doch tief Luft holen. Wir waren im Yeats-Land, das so hieß, weil W. B. und seine berühmte Familie früher hier gewohnt hatten. Sie waren ein ziemlich talentierter Haufen gewesen, diese Yeats: Sowohl sein Bruder als auch sein Vater galten als gute Maler. W B. Yeats selbst bekannte, sich der Landschaft seiner Kindheit zutiefst verbunden zu fühlen, und schrieb: »In gewisser Weise ist Sligo immer mein Zuhause gewesen.« In welchem Sinn? In dem Sinn, dass er sich entschied, fast überall sonst zu wohnen? Dichter können sich wirklich fast alles erlauben, bloß weil sie gut im Formulieren sind. Na gut, er hat sich hier beerdigen lassen, aber ich fand schon immer, dass es für einen Ort ein größeres Kompliment ist, dort Zeit zu verbringen, solange man noch lebt. Wie Yeats würde ich auch mich dafür entscheiden, meine letzten Tage an der französischen Riviera zu verbringen. Anders als ihm ist es mir allerdings völlig egal, wo man mich begräbt.
    Antoinette fragte sich besorgt, wo ich übernachten würde.
    »Hast du irgendwo was reserviert?«
    »Nö.«
    »Hast du eine Broschüre mit Hotels?«
    »Nö. Es wird sich schon was finden.«
    »Tony, du bist einfach zu sorglos!«
    »Ich bin nicht sorglos. Ich habe einfach Vertrauen.«
    »Vertrauen worauf?«
    Eine Pause.
    »Das ist das Einzige, worüber ich mir nicht sicher bin.«

    Als wir Sligo — mit einer Bevölkerung von 15 000 die größte Stadt des Nordwestens — erreicht hatten, parkten wir in der Hauptstraße, und ich latschte ein bisschen herum. Ich konnte nichts finden, wo ich gerne übernachtet hätte, und ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt Freitagnacht in einem Stadtzentrum verbringen wollte. Antoinette führte mich in ein Feinkostgeschäft, wo sie eine Art Seegras namens Dilisk kaufen wollte, aber leider gab es keins mehr. Egal, der alte Mann in dem Laden hatte eine angenehme Art, die mir gefiel, und auf der Theke lag ein riesiges Ei, das sofort meine Aufmerksamkeit fesselte.
    »Was ist das?«, fragte ich ihn.
    »Ein Entenei.«
    »Was kostest es?«
    »Wozu brauchen Sie ein Entenei?«
    »Ich weiß nicht. Ich mag einfach sein Aussehen. Wie viel kostet es?«
    »Seien Sie nicht albern, Sie wollen gar kein Entenei.«
    »Doch, ich will Ihnen dieses Entenei abkaufen.«
    »Nein, kommen Sie schon, was wollen Sie denn mit einem Entenei?«
    Was ist aus den aggressiven Verkaufsstatistiken früherer Tage geworden? Ich konnte dieses verdammte Entenei erst kaufen, wenn ich bewies, dass ich wirklich eins brauchte. Und das konnte ich nicht, weshalb das Entenei in dem Feinkostgeschäft blieb, bis es ein passenderes Zuhause fand.
    Das einzige Hotel, in dem ich nachfragte, war voll, aber es gefiel mir sowieso nicht. Nach der langen Fahrt brauchten wir allerdings eine Erfrischung, und Antoinette und ich tranken daher schnell was in der schmuddeligen Bar, wo ich ein Schild bemerkte, auf dem stand:

    Singen strengstens verboten!

    Dave, der Betrunkene vom Abend zuvor, musste vor kurzem dort gewesen sein. Ich hatte noch nie so ein Schild gesehen, und es kam mir ziemlich streng vor. Ich meine, man hätte genauso gut gleich aufs Ganze gehen und ein Schild anbringen können, auf dem stand:

    Sich amüsieren strengstens verboten!

    Dass dieses Schild nötig war, verwies auf einen bewundernswerten irischen Charakterzug: Wenn die Iren sich betrinken, fangen sie

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