Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
Vom Netzwerk:
verlaufen können.
    Ich schaute wieder auf meine Uhr. Es war 2 Uhr 25. Ich schätzte, dass sie bei RTE ungefähr jetzt in Panik ausbrachen. Ich sollte um 3 Uhr 5 als Erster in der Sendung interviewt werden. Wir waren uns nach wie vor sicher, dass dies kein Problem sein würde, vorausgesetzt, wir fänden die B78. Ich schaute auf die Karte.
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass die B78 rechts von der Straße abzweigt, auf der wir jetzt sind«, erklärte ich mit der ganzen Zuversicht eines längst Verurteilten.
    »Wie weit ist es noch bis zur Abzweigung?«
    »Ungefähr zehn Kilometer.«
    »Gut. Zeit, ein bisschen auf die Tube zu drücken.«
    Diese erneute und erschreckende Entschlossenheit Garys bewirkte, dass mir vor Angst übel wurde und wir wertvolle Zeit verloren, denn als wir einen Ulster Bus ungefähr mit Tempo 160 überholten, meinte ich, rechts gerade noch einen Blick auf die B78 erhascht zu haben.
    »Den Bus haben wir zum Frühstück vernascht«, prahlte Gary. Nicht nur die Heizung verströmte heiße Luft.
    »Ja, ausgezeichnet. Es ist nur so, dass wir, glaub ich, beim Überholen an der B78 vorbeigefahren sind.«
    »Scheiße! Bist du sicher?«
    »Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich ein Schild gesehen habe.«
    Gary trat auf die Bremse, und wir kamen mit quietschenden Reifen zum Stehen. Wir mussten wenden, aber der Bus, den wir gerade überholt hatten, hatte inzwischen angehalten, damit Fahrgäste zusteigen konnten, und die Autos überholten ihn schnell. Auch ein Wahnsinniger wie Gary wusste, dass es selbstmörderisch wäre, ein Wendemanöver zu wagen, bevor der Bus weitergefahren und der Blick auf die Straße wieder frei war.
    Es scheint einen gewissen Zusammenhang zu geben zwischen der Gemächlichkeit, mit der andere Leute eine Sache erledigen, und der Eile, in der man sich selbst befindet. Dieses Phänomen (bei dem es sich um eine Variante von Murphy’s Law handelt) war ganz deutlich bei der Haltestelle hinter uns zu beobachten. Nicht nur hatte kein einziger der Fahrgäste Wechselgeld, sie waren anscheinend auch noch alle mit dem Fahrer verwandt, der sich verpflichtet fühlte, sie auf den neuesten Stand zu bringen, was die Familienangelegenheiten während der letzten sechs Monate anging. Ich habe keine so langsame Schlange mehr gesehen, seit... nun, seit dem letzten Mal, als ich es eilig hatte. Gary und ich knirschten vor Wut mit den Zähnen, fluchten, und mindestens einer von uns schlug mit der Faust auf die Regler der Wagenheizung und schrie: »Verflucht noch mal, spar dir endlich diese scheiß Hitze, ja?«
    Eines musste man dem Bauern lassen, es schien fast so, als hätte er auf der Lauer gelegen und sich gedacht: »Naja, es macht keinen Sinn, die Kühe jetzt über die B78 zu treiben. Besser warte ich noch ein paar Stunden, bis jemand vorbeikommt, der es so richtig eilig hat.« Sein Timing war tadellos oder katastrophal, je nachdem, ob man ein Fernsehinterview geben wollte oder nicht.
    Und so saßen wir dann da, nachdem wir gerade einen kleinen Sieg errungen und den Bus umschifft hatten, und sahen zu, wie die trägen Kühe unter den Augen eines bösartigen, selbstzufrieden grinsenden Bauern über die Straße bummelten. Mit einem Stock gab er seinen Kühen Zeichen, als wollte er sagen: »Lasst euch nur Zeit, Mädels, denn die beiden Typen hier scheinen es wirklich eilig zu haben.« Die Zeit verrann. Es war zwanzig vor drei.
    »Antoinette wird mich umbringen«, behauptete Gary, als gerade die letzte Kuh vorbeitrottete.
    »Wir haben noch viel Zeit. Kein Grund zur Panik«, sagte ich und brach in Panik aus.
    Eigentlich hatte es natürlich keinen Grund für Panik gegeben. Gerade unsere Panik hatte dieser Ableitung von Murphy’s Law zufolge für die Verspätungen gesorgt, und erst, als wir uns mit der Tatsache abfanden, dass wir es vermutlich nicht mehr schaffen würden, begannen die Dinge, wieder einen einigermaßen normalen Gang zu nehmen. Wie sich herausstellte, hatten wir noch viel Zeit, als wir ankamen. Aus unserer Warte waren fünf Minuten bis zum Beginn der Sendung eine Menge Zeit. Antoinette war nicht ganz derselben Meinung.
    »Herrje, wo in Gottes Namen habt ihr gesteckt? Wir haben uns gerade überlegt, wie wir sieben Minuten Sendezeit füllen können.«
    Sie musterte mich von oben bis unten.
    »Hallo. Du musst Tony sein, der Verrückte mit dem Kühlschrank. Wir werden uns während der Sendung näher kennen lernen müssen, weil wir schon in fünf Minuten dran sind.«
    Warum die Produzentin ausgerechnet

Weitere Kostenlose Bücher