Mit dem Kühlschrank durch Irland
fahren. Drei unangenehm aussehende Jugendliche bogen um die Ecke und kamen auf mich zu. Zum ersten Mal auf meiner Reise war mir ein wenig unwohl zumute. Es war Samstagabend, sie sahen wie harte Burschen aus, und ich gab ein gutes Ziel für Leute ab, die auf der Suche nach einer etwas anderen Form der Unterhaltung waren. Würden sie etwas sagen? Oder schlimmer noch, würden sie mir etwas tun? Ich hielt die Luft an und schloss die Augen, aber sie gingen ohne ein Wort zu sagen vorbei. Ob es daran lag, dass ich ein doch zu verwirrendes Opfer war, oder daran, dass sie einfach gesetzestreue, aufrechte Bürger waren, weiß ich nicht. Vielleicht ließ mich der Kühlschrank wie einen üblen Burschen aussehen.
Ich wollte schon aufgeben und hatte gerade begonnen, meine ungewöhnlichen Besitztümer zusammenzupacken, als ein Vauxhall Cavalier anhielt. Ich beobachtete ihn argwöhnisch und erwartete, dass der Fahrer aussteigen und in den Laden auf der anderen Straßenseite gehen würde, aber er blieb sitzen und sah mich über die Schulter hinweg an. Ich rannte zum Seitenfenster.
»Fahren Sie nach Ballina?«
»Das tue ich.«
Ich hatte wieder Glück gehabt.
Chris war an diesem Tag auf einem Ziegenmarkt gewesen und hatte hinterher Freunde in Sligo auf ein paar Gläschen am frühen Abend besucht. Er hatte mich auf dem Weg in die Stadt gesehen und mich als den seltsamen Kerl identifiziert, den er Anfang der Woche von seinem Kühlschrank-Abenteuer hatte erzählen hören. Es überraschte ihn nicht, dass ich immer noch am Straßenrand stand, als er die Stadt wieder verließ. Er war selbst vor vielen Jahren einmal rund um Irland getrampt, und eine der längsten Wartezeiten hatte er zu ertragen gehabt, als er versuchte, aus Sligo wegzukommen. Seiner Erfahrung nach war Limerick eine weitere Stadt, die per Anhalter zu verlassen schwierig war, und ich speicherte diese Information in meinem benebelten, erschöpften Hirn ab.
Einer der eher ermüdenden Aspekte des Reisens per Anhalter ist der Zwang, gesellig sein und sich mit den Leuten unterhalten zu müssen, die einen mitnehmen. Es wäre schlechtes Benehmen, wenn man sich auf den Beifahrersitz setzen und einfach pennen würde, bis man sein Ziel erreicht hatte. Wie sehr sehnte ich mich aber danach, genau das zu tun! Stattdes-sen plauderte ich fröhlich vor mich hin und büßte mit jedem Satz weitere Energie ein, bis Chris mich vor dem Haus der Dame absetzte, die mir eine kostenlose Ubernachtungsmög-lichkeit angeboten hatte.
Einer der eher ermüdenden Aspekte einer kostenlosen Unterkunft ist der Zwang, gesellig sein und sich mit den Leuten unterhalten zu müssen, die sie einem angeboten haben. Es wäre schlechtes Benehmen, einfach aufzutauchen, seine Sachen hinzuschmeißen, sich in sein Zimmer zu verkriechen und einen Weckanruf für früh am nächsten Morgen zu bestellen. Wie sehr sehnte ich mich aber danach, genau das zu tun! Stattdessen plauderte ich fröhlich mit Marjorie und büßte mit jedem Satz weitere Energie ein, bis der Tee ausgetrunken und der Kuchen gegessen war und ich endlich den Mut gefunden hatte, zu erwähnen, wie müde ich war. Ich entschuldigte mich und sagte, dass ich einfach ein paar Stunden Schlaf bräuchte, und Marjorie zeigte mir verständnisvoll mein Zimmer.
Es war noch dazu ein schönes Zimmer mit einem herrlichen Blick auf den Moy, denn die Pension stand oben auf einem Steilufer. Ich dankte Marjorie erneut für ihre Gastfreundschaft.
»Keine Ursache, Tony. Als ich gehört habe, was du machst, musste ich einfach bei dem Radiosender anrufen und dir ein Zimmer anbieten. Ich finde, es ist eine großartige Idee.«
Das war es natürlich. Ich hatte nie daran gezweifelt.
Es war beinahe halb neun, als ich mich hinlegte, um für ein paar Stunden ein Nickerchen zu machen.
Als ich aus tiefstem Schlaf erwachte, war es erst Viertel vor neun. Ich stand auf, um auf die Toilette zu gehen, schaute aus dem Badezimmerfenster und sah, wie die Sonne den Fluss anstrahlte. Von Osten her. Es war Morgen. Ich hatte ein zwölfeinhalb Stunden langes Nickerchen gemacht. Und fühlte mich ziemlich gut.
»Hast du gut geschlafen?«, fragte Marjorie zum Frühstück.
»Das könnte man so sagen.«
Nachdem sie meinen Frühstückswunsch notiert hatte, schlurfte Marjorie davon und ließ mich allein, damit ich den Blick auf den Fluss bewundern und mit den anderen Gästen plaudern konnte. Nachdem ich diese gemustert hatte, entschied ich, mir nicht die Mühe zu machen. Sie waren zu dritt, ein
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