Mit dem Kühlschrank durch Irland
Meeresalgenbad in Enniscrone, wo Algen auf mich gepackt wurden, während ich in einer riesigen Badewanne voll heißem Meerwasser lag. Es schien eine lächerliche Angelegenheit zu sein, wirkte aber überraschend entspannend. Wir fuhren zum Belleek Castle, einem stattlichen Landsitz inmitten von tausend Hektar Wald am Ufer des River Moy, aber wir konnten uns das Schloss nicht ansehen, weil wir dazu einen Besichtigungstermin hätten vereinbaren müssen. So drücken sich doch sonst Immobilienmakler aus, oder? Wir hatten eigentlich nicht vor, das Ding zu kaufen.
Auf dem Heimweg nahmen wir einen Drink im Clubhaus des Golfplatzes, auf dem die Damen Golfunterricht nahmen. Und auch mir sollte hier eine Lehre erteilt werden. Als ich den Kühlschrank auf dem Wägelchen in die Bar rollte, verkündete Elsie, so laut sie konnte: »Das hier ist Tony Hawks aus England! Er reist mit einem Kühlschrank rund um Irland! Sie haben ihn vermutlich schon in der Gerry Ryan Show gehört.«
Elsies Bekanntmachung wurde mit Schweigen aufgenommen. Die sich ausruhenden Golfer musterten mich argwöhnisch und wandten sich dann wieder ihren Gesprächen zu. Marjorie, Elsie und ich leerten unsere Gläser, ohne dass eine einzige Person herüber gekommen wäre, um mit uns zu reden oder einen Witz über den Kühlschrank zu machen. Ich war mir sicher, dass wir nicht die üblichen kühlen Umgangsformen in einem Golfclub erlebten, sondern eher ein Beispiel für »Irische Missgunst«. Ich erinnerte mich daran, dass mich jemand im Hudi-Beags mit diesem angeblich typischen Charakterzug vertraut gemacht hatte. Soweit ich verstand, bedeutete es, dass die Leute sich kaum um einen kümmerten, wenn man sich ihnen aufdrängte und ihnen die Großartigkeit der eigenen Person erklärte, anstatt ihnen Zeit und Raum zu geben, diese selbst zu entdecken. Das war eine weitere Information, die ich in meinem inzwischen überfüllten Hirn unterbringen musste, aber ich fand dafür Platz gleich neben »Aus Limerick kommt man per Anhalter schwer weg« und »England und Portugal sind die beiden einzigen Länder in der EU ohne regionale Sprachen von Minderheiten«.
Den ganzen Nachmittag lang ergoss Elsie einen Strom von Witzen und derben Bemerkungen über uns, wobei letzteren jedesmal die Entschuldigung »Es tut mir Leid, aber so bin ich nun mal« folgte.
Sie sagte diese Entschuldigung so oft, dass ich mich zu fragen begann, ob sie nicht eigentlich ganz anders war. Wie auch immer, sie war jedenfalls eine gute Freundin von Marjorie.
»Vor einiger Zeit, als es mir nicht so gut ging, habe ich Elsie achtmal am Tag angerufen«, erzählte mir Marjorie, als Elsie außer Hörweite war. »Und wenn ich zum achten Mal anrief, hat sie sich genauso benommen, wie wenn es das erste Mal gewesen wäre. Also, das ist eine wahre Freundin.«
Oder jemand mit einem sehr schlechten Gedächtnis.
Es war ein schöner Abend. Der ungefähr eineinhalb Kilometer lange Spaziergang zum Pub führte am River Moy entlang, und die sinkende Sonne ließ ihre letzten Strahlen auf das gemächlich fließende Wasser fallen. Elsie und Marjorie waren für mich eine Offenbarung gewesen. Zwei fünfzigjährige Frauen, die es noch mal wissen wollten. Marjorie mit ihren Kochbüchern und Elsie mit ihren Gedichten und Liedern. Ich hatte keine Ahnung, ob ihre Bemühungen von hoher Qualität waren, aber das schien auch gar nicht das Entscheidende zu sein. Viel wichtiger war die Freude, die diese Beschäftigungen ihnen vermittelten.
Manchmal im Leben muss man so tanzen, als würde einem niemand dabei zuschauen.
Der Pub hieß Murphy’s und war eine neue und geschmackvoll renovierte Bar, vollgestopft mit jungen Leuten. Mit attraktiven jungen Leuten. Attraktiven jungen Mädchen. Ich bestellte ein Bier und ließ mich ein bisschen stimulieren. Ich lehnte mich an die Theke und suchte den Raum nach meiner Favoritin ab. Es fiel mir nicht schwer, mich zu entscheiden. Sie saß in dem leicht erhöhten Teil des Pubs an einem Tisch und unterhielt sich mit zwei Typen. Sie hatte dunkles Haar, große, funkelnde Augen und einen Mund, der meiner Meinung nach unbedingt geküsst werden musste. Ich überlegte gerade, was für eine herrliche Erfahrung das wäre, als sie aufblickte und bemerkte, dass ich sie ansah. Ich schaute nicht weg, sie schenkte mir ein halbes Lächeln und widmete sich dann wieder dem Gespräch mit ihren Freunden. Gut. Das halbe Lächeln war ein gutes Zeichen.
Vielleicht sollte ich mir an diesem Punkt einen Augenblick Zeit
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