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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Konkurrenz hatte, war beträchtlich. Er stand am einen Ende des Pubs direkt unter der Leinwand, benutzte seine Krawatte als Mikrofon und gab seine Interpretation von Bob Geldoffs »I Don’t Like Mondays« zum Besten. Sein Vortrag war unmelodisch, laut und eine Qual. Für meinen Geschmack dem Original zu ähnlich. Dann begann er herumzuspringen, als hätte jemand 5000 Volt durch seinen Körper gejagt. Wäre sein Ausruf nicht gewesen, hätte keiner im Pub auch nur die leiseste Idee gehabt, was er da tat.
    »Beiß dir in den Arsch, Michael Flatley!«, brüllte er, so laut er konnte.
    Ah, das war es also. Er führte River Dance auf. Er zappelte derart herum, dass ich dachte, er würde gleich einen Herzinfarkt kriegen. Stattdessen trank er einen tiefen Schluck aus seinem Glas und verteilte jeweils gleich große Mengen Bier auf seinen Mund und seinen Anzug.
    Der Mann stellte für die Mehrheit der Anwesenden, die wie ich vor allem in den Pub gekommen waren, um ein Fußballspiel anzusehen, eine enorme Ablenkung dar. Aber es gab keine feindseligen Äußerungen ihm gegenüber. Die Trinker lächelten einfach, lachten oder schüttelten gut gelaunt die Köpfe. Das war nicht meine instinktive Reaktion gewesen, aber ich erkannte bald, dass ich meiner Verärgerung am besten Herr wurde, wenn ich einfach mit den anderen mitlachte. Wenn man sie nicht schlagen oder sich ihnen anschließen kann, lacht man am besten über solche Leute.
    Ich war ihm wirklich dankbar. Er war unterhaltsamer als das Fußballmatch, und seine »Lieder« halfen, die nichtssagenden Analysen des Kommentators zu übertönen. Ich konnte gerade noch das Näseln von Trevor Brooking erkennen.
    »Ravanelli steht jetzt bereits zum fünften Mal im Abseits, und es war nicht einmal knapp: Er war weit im Abseits.«
    Etwas, was man von Brookings nicht behaupten kann. Ich habe gehört, er verdient 20 000 Pfund in der Woche.
    Chelsea hat 2 zu 0 gewonnen. Sie schossen ihr zweites Tor, als ich auf der Toilette war. Ich hatte ein bisschen Mitgefühl für Middleburgh. Schließlich hatten sie es in dieser Saison in zwei Pokalendspiele geschafft, hatten sie beide verloren und stiegen auch noch aus der Premier League ab. Was sagt ein Trainer zu seinen Spielern nach einer Reihe derartiger Pleiten? Mir ist kein befriedigender Euphemismus für »ihr seid ein Haufen Versager« bekannt.
    Ich wette, es war für die Spieler nicht so schlimm wie für die Fans. Die meisten Spieler würden ohnehin innerhalb einer Woche an einen anderen Verein verkauft werden, aber die Fans würden mit ihren zerstörten Träumen weiter in Middleburgh leben. Es ist vermutlich ganz gut, dass es dort oben keine Todesnachrichten im Lokalradio gibt.
    Während ich in diesem Pub in Sligo saß, vergaß ich für einen Augenblick, was ich in Irland tat, so groß war mein Mitgefühl für die Fans von Middleborough. Ich kannte ihren Schmerz. Ich hatte ihn auch schon erfahren. Das letzte Team, das ein Pokalfinale verloren hatte und in der gleichen Saison abgestiegen war, war Brighton and Flove Albion.. Ich war im Wembley Stadion gewesen und hatte gesehen, wie meine Mannschaft 4 zu o gegen Manchester verlor, die höchste Niederlage in einem Pokalfinale seit dem Zweiten Weltkrieg. Ehrlich gesagt war es ziemlich peinlich gewesen. Naja, wenigstens hatte ich kein Spielzeuggewehr dabei gehabt.
    Als ich den Pub verließ, vergrößerte der betrunkenste Mann Irlands seinen Vorsprung auf mögliche Rivalen noch, denn er hatte gerade ein Kopf-an-Kopf-Rennen verloren, bei dem es darum gegangen war, möglichst schnell ein Glas Bier zu leeren, und verlangte jetzt von der Bedienung hinter der Theke lauthals zwei Brandys. Er hatte ohne Zweifel eine gute Kondition, aber genauso außer Frage stand, dass er sich bessern musste.
    Ich holte mein Zeug im Abrakebabra ab, sagte, dass mir das Spiel gefallen habe, obwohl das nicht stimmte, und bestellte mir über das Mobiltelefon ein Taxi.
    »Können Sie mich an der Straße nach Ballina absetzen«, hatte ich gefragt.
    »Kein Problem«, hatte man geantwortet, aber das war eine Lüge.
    Ich wartete zwanzig Minuten vor dem Abrakebabra. Schließlich näherte sich mir ein untersetzter, gut 20-jähriger Mann, der, wie ich gesehen hatte, meinen Kühlschrank mit Interesse beäugt hatte.
    »Waren Sie gestern im Fernsehen?«
    »Ja, war ich.«
    »Dachte ich es mir doch, dass ich Sie — äh, den Kühlschrank kenne. Wo wollen Sie hin?«
    »Ich warte auf ein Taxi, das mich zur Straße nach Ballina bringen soll,

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