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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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von wo ich per Anhalter weiterfahre.«
    »Warten Sie, ich hol meinen Lieferwagen. Ich bringe Sie hin.«
    Ausgezeichnet. Ich beherrschte mein Handwerk inzwischen so gut, dass man mich mitnahm, ohne dass ich den Daumen rausgehalten hatte.

    Kieran lieferte Obst und Gemüse aus. (Aber in seinem dicht gedrängten Zeitplan gab es offensichtlich immer noch Raum genug, um nachmittags fernzusehen.)
    »Ich war gerade auf dem Nachhauseweg, als ich Sie gesehen habe. Ich hatte mein Zeug schon aufgeräumt, da fiel mir ein, dass ich vergessen habe, sechs Gurken auszuliefern, also habe ich den Lieferwagen wieder rausgeholt.«
    Das war alles Teil dieses harten Jobs. Ich verdankte die Mitfahrgelegenheit also einzig und allein sechs Gurken. Auch das konnte ich jetzt abhaken. Eine weitere Premiere.
    »Es ist sehr nett von Ihnen, dass Sie mich aus der Stadt bringen.«
    »Ach, es ist mir ein Vergnügen. Einen Irren wie Sie trifft man nicht alle Tage.«
    Da hatte er Recht.
    Ich fuhr mit Kieran fünf Kilometer weit aus Sligo raus und an der schönen Ballysadare Bay vorbei.
    »Schauen Sie«, rief er. »Gottes Fernseher!«
    Wir erreichten eine Straßengabelung, wo die kleinere N59 nach Ballina abzweigte, und es wurde Zeit für mich, auszusteigen und am Straßenrand meinen Posten zu beziehen. Es war kurz nach halb sechs, und ich war wieder unterwegs. Ich hatte keine Ahnung, was als Nächstes kommen würde. Mir gefiel die Unvorhersehbarkeit dieses ganzen Kühlschrank-Abenteuers immer besser. Nur einer Sache konnte ich mir sicher sein: Es würde nicht lange dauern, bis einer der freundlichen Autofahrer dieses freundlichen Landes mich am Straßenrand auflas und weitertransportierte.

12
    Roisin

    Eineinhalb Stunden später wartete ich immer noch, und meine Stimmung begann zu sinken. Mit einem übersteigerten Selbstvertrauen, das an Arroganz grenzte, hatte ich gedacht, dass ich einfach aus einer Stadt wegfahren könnte, wann immer ich wollte, und mit großer Leichtigkeit eine Mitfahrgelegenheit finden würde. Aber die Wirklichkeit sah anders aus: In einer Stunde wurde es dunkel, dann musste ich aufgeben und mit dem Taxi nach Sligo zurückfahren. Verkraftete meine Leber einen weiteren Abend im »Strand«? Ich ließ mich müde und deprimiert auf dem Kühlschrank nieder.
    Zwei sehr kleine Kinder, ein Junge und ein Mädchen, gingen vorbei. Der Junge betrachtete mich interessiert und fragte: »Was machst du hier?«
    Das war eine Frage, die ich mir auch schon gestellt hatte.
    »Ich trampe.«
    Er nickte. Er schien mit der Antwort zufrieden zu sein, obwohl er eindeutig nicht wusste, was >Trampen< war.
    »Kommst du gerade aus der Schule?«, fragte das kleine Mädchen.
    Ich schüttelte eher aus Verwunderung denn zur Beantwortung ihrer Frage den Kopf. Was für ein Kurzschluss ihres Hirns hatte sie zu dieser Frage veranlasst? Sie entbehrte jeglicher Logik. Sie würde es in diesem Land noch weit bringen.
    Endlich hielt ein Auto an. Aber der Fahrer stieg aus, überquerte die Straße und ging in einen Laden.
    Gemeinheit.
    In den nächsten zehn Minuten waren die Fahrer ausschließlich alleinreisende Fahrerinnen, die aus naheliegenden Gründen nicht anhielten. Vor allem nicht an einem Samstagabend und wenn der Tramper einen Kühlschrank dabei hat. Ein Priester fuhr vorbei, aber er machte mit der Hand ein Zeichen und deutete nach links, was wohl hieß, dass er gleich abbie-gen würde. Eine ganze Menge Fahrer hatte das gleiche Zeichen gemacht, und ich respektierte es als eine höfliche Geste, auch wenn es sich in neun von zehn Fällen um eine handfeste Lüge handelte.
    Weitere zwanzig Minuten vergingen schleppend. Ich griff nach einem Strohhalm und entschied, dass mir ein Pappschild fehlte, auf dem mein Ziel stand. Bisher hatte ich mich um dieses Tramper-Accessoire nicht gekümmert, weil ich es nicht wirklich brauchte. Es spielte keine große Rolle, wo ich landete. Jedes Auto, vorausgesetzt, es fuhr ungefähr in die richtige Richtung, war gut genug für mich. Die freundliche Dame in dem Laden gab mir ein Stück Pappe, und nach ein bisschen kreativer Arbeit mit einem Filzstift machte ich mich mit frischem Mut und einem >Ballina<-Schild, das ich stolz hochhielt, erneut ans Trampen.
    Es machte nicht den geringsten Unterschied. Obwohl, eigentlich tat es das doch, denn jetzt wussten die Fahrer, wohin sie mich nicht mitnahmen. Es war fast halb acht. Ich beschloss, noch zwanzig Minuten zu warten und dann aufzugeben und mit einem Taxi zurück zu Anne Maries Pension zu

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