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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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nehmen, um zu erklären, dass ich, was Frauen angeht, schon immer ein außergewöhnliches Talent zur Selbsttäuschung bewiesen habe. Ich konnte mir schon immer einbilden, dass ich viel besser ankomme, als es der Wirklichkeit entspricht. Völlig von mir selbst überzeugt, erhebe ich mich auf hauchzarten Flügeln in die Lüfte, setze mich über die Realität hinweg und sehe die Bruchlandung nicht voraus, die mich erwartet. Diesmal zum Beispiel hatte ich die Tatsache, dass sich das Objekt meiner Begierde in Begleitung zweier Männer befand, die sich ohne Zweifel der Küssenswertigkeit ihres Munds genauso bewusst waren wie ich, vollkommen aus meinem Bewusstsein verdrängt.
    Da verließ sie plötzlich ihre Freunde (denn in meinen Augen konnte es sich nur um solche handeln), kam an die Theke, um was zu trinken zu bestellen, und stand dabei fast direkt neben mir. Hier bot sich eine Gelegenheit, die ich mir nicht entgehen lassen durfte. Ich beging jedoch den Fehler, zu lange darüber nachzudenken, wie ich sie ansprechen sollte. Das bei weitem Beste in so einer Situation ist, das zu sagen, was einem als Erstes in den Sinn kommt, denn wenn das Mädchen dein Aussehen mag, wird sie während der ersten Minuten deines Annäherungsversuchs nachsichtig sein.
    Bei dieser Gelegenheit drängte sich mir leider nur die folgende Eröffnungsphrase auf: »Wusstest du, dass England und Portugal die einzigen Länder in der EU ohne Regionalsprachen von Minderheiten sind?« Wenn sie so was zu hören bekommen, werden nicht viele Frauen, ganz egal, wie sehr ihnen dein Aussehen gefällt, denken: »Hey, der klingt wie ein Typ, mit dem ich gerne noch ein bisschen Zeit verbringen würde.« Und die, die es tun, meidet man vermutlich besser.
    Sie hatte ihre Transaktion an der Bar schon beinahe beendet, und ich wusste, dass ich jetzt etwas sagen musste, und zwar schnell.
    »Findet heute Abend ein Pub-Quiz statt?«, stieß ich hervor und wandte die Augen von dem Schild ab, auf dem »Heute Abend Pub-Quiz« stand und das direkt vor uns beiden an der Wand hing.
    »Ja«, antwortete sie freundlich. »Und du kannst in unserer Mannschaft mitmachen, wenn du möchtest.«
    Innerlich jubilierte ich, während ich nach außen hin gelassen blieb und den Eindruck zu erwecken versuchte, dass mich die ganze Sache nicht besonders interessierte.
    »Wenn du meinst«, sagte ich und fügte dann, weil ich fürchtete, ein wenig übertrieben zu haben, noch an: »Danke, das wäre wirklich nett.«
    Sie hieß Roschien (was man, wie ich später erfuhr, »Roisin« schreibt), und sie war nicht mit den beiden Typen am Tisch hier, sondern mit ein paar Freunden, die weiter links von mir an der Theke standen. Mit einer Freundlichkeit, die normalerweise Fremden, die einem gerade eine dumme Frage gestellt haben, nicht zuteil wird, stellte sie mich ihren Freunden vor, aber ihre Namen waren nur Geräusche, die ich nicht in mich aufnahm, weil ich völlig auf sie, die Zeremonienmeisterin, fixiert war. Es war mir nur wichtig, mir ihren Namen zu merken. Roisin. Hübsche Roisin. Mit dem küssenswerten Mund.
    Ärgerlicherweise begann Roisin, sich mit zwei Freundinnen zu unterhalten, und ich wurde in ein Gespräch mit Declan verwickelt. Ich hatte nichts gegen Declan, außer, dass er nicht Roisin war und deshalb einen Mund hatte, den zu küssen ich keinerlei Verlangen verspürte. Er fragte mich, was ich in Irland täte. Ich hatte gehofft, die Antwort noch eine Zeit lang hinausschieben zu können, und versuchte, mich ihrer zu entledigen, ohne den Kühlschrank zu erwähnen.
    »Du reist also einen Monat lang rum, ja?«
    »Ja.«
    »Super.« Ein Moment Pause, dann: »Wie bist du denn auf diese Idee gekommen?«
    Die Fragen gingen weiter, bis er die Wahrheit, die lächerliche Wahrheit aus mir herausgelockt hatte.
    Zu meiner großen Erleichterung begann das Pub-Quiz, bevor die Nachricht vom Kühlschrank Roisin erreicht hatte. Ich schämte mich zwar nicht dessen, was ich tat, wollte ihr aber die Neuigkeit lieber selbst eröffnen. Eine Erklärung meines Vorhabens konnte albern klingen, wenn man nicht mit Fingerspitzengefühl vorging.
    Bei dem Quiz ging es um Popmusik, und ich war eine nützliche Ergänzung ihrer Mannschaft. Ich wusste die Antworten auf die ersten vier Fragen, und es dauerte nicht lang, und alle drehten sich nach mir entweder wegen der Antwort und wegen der Bestätigung der Antwort von jemand anderem um. Im zweiten Teil des Quiz’ spielte der Quizmaster ein paar Takte einer Platte, und wir

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