Mit dem Kühlschrank durch Irland
DJs. Genau das Richtige, damit ich mich unwohl fühle. Ich hatte den Eindruck, mich rückwärts durch die Zeit bewegt zu haben und einen der zahllosen unbefriedigenden Abende aus meiner Teenager-Zeit zu erleben. Es war ein Alptraum, aber vor allem deshalb, weil ich Roisin verloren hatte.
Sie war hier, zumindest hatte sie gesagt, dass sie kommen würde, aber ich konnte sie nirgendwo entdecken in diesem überfüllten und überhitzten Höllenloch. Würde ich Roisin finden und mit ihr Hand in Hand zur Tanzfläche marschieren, würde mir das Ambiente selbstverständlich viel besser gefallen. Aber so musste ich mich darauf beschränken, Bier zu trinken und den Mädchen beim Tanzen zuzuschauen. Der Mann in seinem primitivsten Entwicklungsstadium.
Ich begann ein kurzes geselliges Schreiduell mit einem englischen Mädchen aus Finchley. Weil ich mir dachte, dass es schrecklich wäre, wenn Roisin plötzlich auftauchen und mich wie den Papa von irgendwem bloß herumstehen sehen würde, forderte ich das Finchley-Mädchen zum Tanzen auf.
Sie verstand »France« statt »dance« und antwortete, ja, sie sei schon in Frankreich gewesen, denn sie habe zweimal eine Brieffreundin in Lyon besucht. Ich fasste dies als Wink des Schicksals auf, erneut allein Stellung an der Theke zu beziehen und meine Rolle als einsamer Zecher wieder aufzunehmen.
Es muss so ziemlich gegen Ende des Abends gewesen sein, als ich mein Glas wegstellte, auf die Tanzfläche marschierte und mit so viel Würde wie möglich meinen kleinen Tanz hinlegte. Niemand hatte mich zum Tanzen aufgefordert, und keiner tanzte mit mir. Ich schätze, das ist einer der Vorteile einer modernen Diskothek. Hätte ich das in einer Tanzdiele der Dreißigerjahre getan, wäre ich wahrscheinlich rausgeschmissen worden. Ein Mädchen packte mich plötzlich und schleuderte mich am Arm herum. Es war nicht klar, ob sie mit mir tanzen oder mich für ein Verhör weichklopfen wollte. Wäre ein Verhör gefolgt, hätte ich sicher alles gestanden. Sie wirbelte mich herum, bis ich der Erschöpfung nahe war. Es machte mir nichts aus, aber ich hatte sie nicht einmal gefragt, ob sie schon in Frankreich gewesen sei. Als die Platte zu Ende war, gingen die Lichter an, und das war es dann. Der Abend war zu Ende.
Aber natürlich hatte es keiner eilig, nach Hause zu gehen. Warum auch? Jetzt, da die Musik nicht mehr dröhnte, hatten die Leute endlich Gelegenheit, miteinander zu reden.
Auf dem Weg nach draußen stieß ich auf Roisin, die sich an der Garderobe anstellte.
»Wo bist du gewesen? Ich habe dich gesucht«, sagte ich.
»Ich habe mich mit Paul unterhalten.«
»Wer ist Paul?«
»Paul ist der, mit dem ich heute hierher gekommen bin. Es ist unser zweiter Abend.«
»Aha.« Ich spürte das während der letzten zwei Stunden konsumierte Bier in mir aufsteigen. »Ich finde dich toll, weißt du.«
»Wirklich? Das ist nett.« Sie schien tatsächlich geschmeichelt zu sein, obwohl sie vermutlich das Geschwätz eines betrunkenen Mannes um drei Uhr morgens als solches erkennen konnte. Das Problem war, ich meinte es wirklich ernst.
»Magst du ihn?«, fragte ich.
»Wen?«
»Paul — den Zweiter-Abend-Mann.«
Sie zögerte und wählte wie ein Politiker ihre Worte sorgfältig. »Er wohnt viel näher als du.«
Da hatte sie nicht Unrecht.
Während der kurzen Unterhaltung, die folgte, machte ich sie mit dem Kühlschrank-Abenteuer vertraut, das sie überraschend gefasst aufnahm. Dann schrieb ich ihre Adresse auf und versprach, ihr am nächsten Tag Blumen zu schicken.
»Das machst du nicht. Das sagst du nur«, widersprach sie.
»Du wirst schon sehen. Du kriegst die Blumen. Du bist meine Prinzessin, und Prinzessinnen haben Blumen verdient.«
Ich weiß nicht, ob Paul diese letzten Worte gehört hatte, als er neben Roisin trat, aber er schien über mich nicht besonders erfreut zu sein. Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln, küsste Roisins Hand und machte mich auf den langen Weg zurück zu meiner Pension. Ich fiel ins Bett, meine Ohren dröhnten, das Zimmer drehte sich, und ich fragte mich, wie lange es wohl noch dauern würde, bis ich mal wieder eine Nacht mit jemandem verbrachte. Es war, als wäre ich noch mal neunzehn.
13
Freiheit
Als Nächstes war Westport dran. Beim Frühstück hatte Marjorie gesagt, dass es eine nette kleine Stadt sei und dass ich in den Pub von Matt Malloy gehen und Mick Levell bitten solle, den »Lotto Song« zu singen. Das machte für mich absolut keinen Sinn, und schon aus
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