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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Tauchen«, erklärte Tony und drückte mir ein Stück Papier in die Hand. »Hier ist unsere Adresse. Du brauchst dich nicht um ein Hotel oder so was zu kümmern. Du kommst einfach und übernachtest bei uns.«
    »Bist du dir sicher, dass du mich nicht bloß einlädst, weil du was getrunken hast?«, fragte ich im Scherz.
    »Ich trinke nicht«, sagte er und hielt stolz sein Glas Orangensaft hoch.
    Diese Reise steckte voller Überraschungen.
    Erst gegen Abend fand ich Gelegenheit, mich in Westport umzusehen. Es wäre eine Schande gewesen, wenn das Innere von Matt Molloys Pub das Einzige geblieben wäre, was ich von dem Ort zu sehen bekam. Westport, ursprünglich die Siedlung eines wohlhabenden Großgrundbesitzers, wurde im 18. Jahrhundert von dem Architekten James Wyatt entworfen. Ich brauchte nur ungefähr zehn Minuten für einen Rundgang und entdeckte dabei, dass die Straßen sternförmig auf das Zentrum, das »Octagon«, zuliefen. Hier stand ein Denkmal von St. Patrick, der nach dem Ende der britischen Herrschaft stolz den Platz eines britischen Würdenträgers eingenommen hatte. Die Worte zu seinen Füßen waren eine interessante Lektüre:

    I CH BIN P ATRICK
    E IN HÖCHST UNGEBILDETER S ÜNDER
    D ER UNWÜRDIGSTE ALLER G LÄUBIGEN
    UND VON ALLEN ZUTIEFST VERACHTET

    Also, meiner Ansicht nach hatte der Kerl ein Problem mit seinem Selbstwertgefühl, da gab es überhaupt keinen Zweifel.
    Ich sah ein Schild, auf dem Westport Quay stand, und da es ein schöner Abend war, beschloss ich, einen Spaziergang dorthin zu machen. Wie sich herausstellte, war der Marsch weiter, als ich gedacht hatte, aber er war es wert. Ich hatte das Glück, ein Wetter zu erleben, das für die Westküste Irlands nicht gerade typisch ist. Über der Clew Bay stand die untergehende Sonne am hellblauen Himmel, als ich mich auf einem staubigen Weg einem großartigen Haus näherte, das ich schon von weitem gesehen hatte. Es war wirklich beeindruckend und hatte eine wunderbare Lage mit herrlichem Blick über die Bucht. Es war eindeutig das Haus des Gutsbesitzers, um das herum für die Landarbeiter die Stadt Westport errichtet worden war. Ich kletterte durch ein Loch in dem Zaun, der das Gelände umgab, und unternahm verbotenerweise einen Ausflug auf das Privatgrundstück. Es war einfach ein zu außergewöhnliches Haus, und es verdiente, aus der Nähe betrachtet zu werden. Später erfuhr ich, dass es Westport House hieß und ab dem darauffolgenden Monat eine kommerzialisierte Touristenfalle sein würde, aber damals war es der Öffentlichkeit noch nicht zugänglich. Ich hatte das Gefühl, exklusiven Einblick in die Pracht des Palasts gewährt zu bekommen, der dem »Pöbel« verwehrt blieb.
    Auf dem Weg zurück nach Westport tauchten aus dem Nichts Gewitterwolken auf, und die Schleusen des Himmels öffneten sich. Ich versuchte zu trampen, aber ironischerweise machte jetzt, da ich meinen Kühlschrank nicht dabei hatte, niemand auch nur die geringsten Anstalten anzuhalten. Als ich beim Pub ankam, war ich völlig durchnässt. Vom nachmittäglichen Namensfindungs-Komitee war niemand mehr da, und ich nutzte die Gelegenheit, schlich nach oben, trocknete mich ab und ging früh schlafen.
    Als ich im Bett lag, erinnerten mich die Geräusche des Pubs unter mir daran, wie ich als Kind manchmal einzuschlafen versuchte, während meine Eltern Gäste hatten. Es schien unten sogar jemanden zu geben, der das gleiche dröhnende Lachen wie mein Vater hatte, aber die heiseren Heiterkeitsausbrüche dieses Mannes galten vermutlich den Witzen anderer und nicht den eigenen. Als ich eingeschlafen war, konnte mich nicht einmal die irische Volksmusik, die durch die Dielenbretter drang, an acht Stunden tiefem, festem und gesundem Schlaf hindern.
    Roisin hatte nicht angerufen.

14
    Eine Taufe und ein Segen

    Ich stand auf, wusch mich, beschloss, mir ein Frühstück zu machen und fand mich bald in der Küche von fremden Leuten wieder. — Ein schrecklicher Ort, vor allem, wenn man sich diverser Geräte bedienen muss. Alles ist schwierig, und sogar etwa so Einfaches, wie ich es vorhatte — eine Kanne Tee kochen und ein paar Scheiben Brot toasten — , wird zu einer gewaltigen Aufgabe und einer harten Geduldsprobe.
    Ich begann gut. Ich entdeckte den Wasserkessel und fand sogar heraus, wie man ihn einschaltete. Die Jagd nach den Teebeuteln verlief nicht ganz nach Plan, aber nachdem ich zwei oder drei ziemlich ärgerliche Minuten mit dem Öffnen und Schließen von Schranktüren zugebracht

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