Mit dem Kühlschrank durch Irland
transportieren. Es tat gut, von Leuten mitgenommen zu werden, die nicht aus dem Radio wussten, was ich vorhatte. Es bewies, dass die Aufgabe, die ich mir gestellt hatte, auch ohne die Unterstützung der Medien zu bewältigen war. Ich fragte mich allerdings, ob es dann noch so viel Spaß machen würde. Vom Auto aus rief ich Tony und Nora an und verabredete mich mit Tony in einem Pub namens Daly’s auf der Hauptstraße von Ennistymon.
In Ennistymon hatte ich das Gefühl, das unverdorbene Herz des ländlichen Irlands erreicht zu haben. Es war ein hübscher Ort mit bunten Läden und unzähligen kleinen Bars, aber man hatte nicht das Gefühl, dass das alles für die Touristen da war. Ich blickte die Hauptstraße hinauf und hinunter und zählte mehr als zwanzig Bars. Bald erfuhr ich, dass es früher mal 42 gewesen waren, die vor allem die Kunden des Viehmarkts bedient hatten, durch den sich die Bevölkerung der Stadt regelmäßig vervielfachte.
Ich fand Daly’s, eine winzige Bar direkt neben zwei anderen: Davoren’s und P. Begley’s. Ich bemerkte, dass P. Begley’s geschlossen war, und vermutete, dass der Pub Opfer des großen Konkurrenzdrucks geworden war. Ich betrat das Daly’s, und wie üblich wandten sich mir zu meinem Empfang die Köpfe der erstaunten Gäste zu. Ein Gast war nicht ganz so erstaunt.
»Ah, schaut mal! Der Verrückte ist eingetroffen«, verkündete er.
Ein Bier wurde gezapft, und der Kühlschrank bekam einen Ehrenplatz auf einem Barhocker an unserer Seite. Jedem Neuankömmling im Pub musste er wie ein stinknormaler Gast Vorkommen. Tony wollte noch seine Tochter von der Schule abholen, würde mir aber, sobald er zurück wäre, die Sehenswürdigkeiten der Stadt zeigen.
Ich bemerkte, dass ein Mann mit dichtem weißem Haar und dazu passendem Bart den Kühlschrank mit Interesse betrachtete, während er langsam sein Bier schlürfte. Nach ein paar Minuten trafen sich unsere Blicke. Er nickte mir zu und deutete auf den Kühlschrank: »Ah, es ist schön, mal einen außerhalb des gewöhnlichen Kontexts zu sehen.«
Ich war entzückt über das Zartgefühl dieser wohlüberlegten Worte, die in auffälligem Kontrast zu der üblichen lautstarken Reaktion standen, die der Kühlschrank hervorrief. Ich setzte mich zu ihm.
Er hieß Willy Daly, und er war der Besitzer, der sich in seinem eigenen Pub ein ruhiges Bier genehmigte. Nachdem wir uns ein paar Minuten unterhalten hatten, wusste ich, dass er sich eine Ruhepause verdient hatte, denn er betrieb einen Bauernhof, einen Pub, ein Restaurant, veranstaltete Exkursionen auf Ponies und hatte sieben Kinder.
Aber als wenn das alles noch nicht genug wäre, arbeitete er im September als Hauptehestifter auf dem Heiratsmarkt von Lisdoonvarna. Er erzählte mir, dass es dieses Festival schon seit dem letzten Jahrhundert gibt. Es hatte damit begonnen, dass die wohlhabenden Farmer der umliegenden Countys in die Stadt kamen, um sich im hiesigen Heilbad zu erholen. Dabei kamen sie auf ihre Söhne und Töchter im heiratsfähigen Alter zu sprechen, die sie zu Hause auf den Höfen gelassen hatten, und bald entstand daraus die Tradition, Leute miteinander zu verkuppeln. Vor Jahren war es im ländlichen Irland noch schwierig, jemanden zu treffen, der nicht aus einem Umkreis von ein paar Meilen stammte, und die vielen Ehen untereinander führten allmählich zu Nachkommen, deren einzige wirkliche Begabung es war, Flugzeugen zuzuwinken. Daher war jede Einrichtung, die dazu führte, dass Leute heirateten, die nicht den gleichen Nachnamen und eine ähnlich geformte Nase hatten, mehr als willkommen. Heutzutage hat das Festival sogar schon internationalen Charakter. Viele Männer und Frauen reisen aus Amerika oder von den Philippinen an, um nach einem geeigneten Lebensgefährten zu suchen. Laut Willy kommen viele Amerikanerinnen mittleren Alters, die vielleicht schon ein paarmal verheiratet gewesen und finanziell unabhängig sind. Die verliebten sich dann in ein irisches Original mit schmuddeligen Klamotten und schlechten Zähnen, das ein paar Töne auf einer Blechpfeife spielen und viel trinken kann.
»Sie suchen doch nicht ernsthaft nach einem Mann mit schlechten Zähnen?«
»Tun sie doch. Vom amerikanischen Standpunkt aus gesehen ist der größte Vorteil eines irischen Mannes, dass er schlechte Zähne hat. In Amerika werden die Männer sechzig, siebzig oder achtzig, und ihre Zähne sind zu gut für den Rest ihres Körpers. Ich habe mal eine Frau mit einem Mann zusammengebracht, der
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