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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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nur noch einen Zahn hatte, und sie war richtig entzückt. »Wenigstens ist es sein eigener<, hat sie gesagt.«
    Ich wusste jetzt, wo Ian, der Reisende, seinen September verbringen sollte.
    »Und viele von diesen Frauen werden glücklich«, fuhr Willy fort. »Sie finden vielleicht einen Mann, der seit vielen, vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu einer Frau gehabt hat. Der hat dann immerhin zwanzig oder dreißig Jahre ungenutzter Liebe zu bieten.«
    Was für eine interessante Hochzeitsnacht sorgen dürfte.
    »Sie können meinen Kühlschrank nicht mit einem anderen Kühlschrank verkuppeln, oder?«
    Er lachte. »Oh, das ist nicht mehr mein Zuständigkeitsbereich.«
    Und so was nannte sich Ehestifter.

    Als Tony und ich zu unserer Besichtigungstour aufbrachen, erfuhr ich, dass es zwei verschiedene Schreibweisen von Ennistymon gab und dass die örtlichen Behörden in dieser Sache bisher keine Entscheidung getroffen hatten. Wie man es schrieb, hing davon ab, ob man in die Stadt hineinfuhr oder aus ihr heraus. Bei der Ankunft empfing einen das Schild E NNISTYMON, aber beim Verlassen hatte das Schild mit einem durchgestrichenen E NNISTIMON das letzte Wort.
    Die Tour umfasste die dramatischen Klippen von Moher, das Dorf Doolin, Lisdoonvarna selbst und das Burren Smoke House, wo Tonys Schwägerin arbeitete. Sie war eine temperamentvolle Frau, die darauf bestand, mir ein Video vorzuführen, das Touristen zeigt, wie Lachs geräuchert wird. Ich ließ das Ganze geduldig über mich ergehen, obwohl es mich nicht im Geringsten interessierte. Dafür wurde ich hinterher mit einem ziemlich großen Stück des Endprodukts belohnt. Die Ironie daran war, dass ich keine Möglichkeit hatte, es aufzubewahren, obwohl ich das Land mit einem Kühlschrank bereiste.
    Abgesehen von der Frau hinter der Theke waren an diesem Abend nur Männer im Cooley’s, und ich war mit Abstand der jüngste. In der hintersten Ecke der Bar spielte ein Kerl ziemlich gut Banjo, und ein nicht so guter Gitarrist versuchte, ihn zu begleiten. Als Tony und ich hereinkamen, rief der Hausbetrunkene: »Hey Tony, hol deine Box!«
    Zuerst dachte ich, er wolle mich auffordern, den Kühlschrank zu holen, aber der andere Tony verschwand nach draußen und ging zu seinem Auto. Ich lächelte den Anwesenden zu und versuchte, den Eindruck zu vermitteln, ich wisse, was eine Box sei und wozu man sie bei einem gesellschaftlichen Anlass wie diesem brauche. Der Betrunkene, der sein Bestes gab, um den Blick seiner blutunterlaufenen Augen auf mich zu richten, legte in einer freundschaftlichen Geste eine Hand auf meine Schulter, was ihn, wie es ein glücklicher Zufall wollte, auch daran hinderte, umzufallen. »Er holt seine Box«, erklärte er mir unnötigerweise.
    Ja, dachte ich mir, und die Chancen stehen nicht schlecht, dass wir dich am Ende des Abends in sie hineinlegen.
    Tony kehrte mit einem Akkordeon zurück, und aus dem Nichts tauchten weitere Musiker und Instrumente auf. Der Hausbetrunkene zog plötzlich zwei Löffel aus der Tasche und begann, mit großer Geschicklichkeit auf ihnen zu spielen. Von seiner Fähigkeit, noch etwas zu trinken zu bestellen, abgesehen, muss dies das Letzte gewesen sein, wozu er noch in der Lage war. Ich habe immer gedacht, mit Löffeln zu musizieren wäre bloß ein Trick, mit dem man für Lacher sorgt, aber in den richtigen Händen verwandeln sie sich in ein echtes Percussion-Instrument. Die Vier-Mann-Band wurde eine Fünf-Mann-Band, als Willy Daly mit einer Bodhran (diesem tambourinähnlichen Ding, auf das man mit einem Schlegel haut), hereinkam und sich zu den fröhlichen Musikanten gesellte. Er musste ein Gerät gehabt haben, das ihn automatisch dorthin lotste, wo man gerade zu musizieren begann.
    Was folgte, war ein großes Vergnügen. Dies war irische Musik, wie ich sie zu sehen und zu hören bekommen gehofft hatte, spontan und von Herzen kommend, und nicht etwas, das für die Tourismus-Industrie produziert wurde. Als ich mit meinem Bier in der Hand dort saß und die Jigs und Reels genoss, bemerkte ich die Freude in den Gesichtern der Musiker und der Zuhörer um sie herum, die mit den Füßen klopften und enthusiastisch applaudierten. Es wurde nicht nach der Bezahlung gefragt, es gab keine Verpflichtung, eine bestimmte Zeit zu spielen. Sie spielten einfach, solange es ihnen Spaß machte. Das hier kam von innen heraus und war kein Auftritt. Irgendwer begann eine Melodie, die anderen Musiker hörten sie sich einmal an, um zu sehen, wie sie ging, stimmten

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