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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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Radiosenders reagiert hatte.
    »Weil du Mut und Sinn für Humor hast.«
    Noel unterschrieb schwungvoll auf dem Kühlschrank und ließ mich an einem Kreisverkehr zurück, wo ich am Rand einer viel befahrenen Schnellstraße wieder den Daumen raushielt. Das Mobiltelefon klingelte erneut. Ich hörte eine Stimme mit Cockney-Akzent. »Hallo, ist dort Tony?«
    »Ja, bist du es, Andy?« Ich dachte, es wäre Andy aus Bunbeg, der anrief, um zu sehen, wie es mir ging.
    »Nein, ich bin Tony. Von >Schwanenhilfe<.«
    »Was?«
    »Wenn du mir sagst, wo du bist, komme ich und hole dich ab.«
    Was in aller Welt ging vor? Ein Engländer namens Tony schien mich für einen Schwan zu halten und hatte sich vorgenommen, mir zu helfen.
    »Ich habe dich heute Morgen im Radio gehört«, erklärte Tony, »und ich dachte mir, ich komme vorbei und nehme dich ein Stück weit mit. Du musst mir nur sagen, wo du bist.«
    Ich tat genau das, worauf er antwortete: »Bleib dort! Ich bin in zehn Minuten bei dir. Halt nach einem kleinen weißen Lieferwagen mit der Aufschrift >Schwanenhilfe< Ausschau.«
    Es ist schwierig, sich eine seltsamere Situation vorzustellen: Ich befand mich jetzt am Straßenrand und trampte, ohne wirklich mitgenommen werden zu wollen, und um sicher zu sein, dass das auch nicht geschah, musste ich den Kühlschrank verstecken, weil ich fürchtete, dass dessen Berühmtheit sonst jemanden veranlassen würde anzuhalten, ganz egal, ob ich den Daumen raushielt oder nicht. Ich lehnte meinen Rucksack gegen den Kühlschrank und hängte meine Jacke über ihn. Ich hatte in der Welt des Trampens eine neue Stufe erklommen: Ich nahm jetzt Vorbestellungen entgegen.
    Zwanzig Minuten später war ich schon überzeugt, das Opfer des seltsamsten Scherzanrufs der Welt geworden zu sein, da tauchte tatsächlich der Lieferwagen der Schwanenhilfe auf. Es schien keine Rolle zu spielen, dass ich kein Schwan war. Das Netz war an diesem Tag weit genug ausgeworfen worden, um auch verwahrloste Tramper mit einzuschließen.
    »Wie weit fährst du?«, fragte ich Tony.
    »Ich fahr nirgendwo hin, aber ich bring dich nach Gort.«
    »Wie meinst du das, du fährst nirgendwo hin?«
    »Ich fahre nirgendwo hin. Ich bin extra gekommen, um dich dorthin zu bringen. Du weißt schon: um dir zu helfen. Ich bringe dich nach Gort, das ist ungefähr eine Stunde von hier.«
    Das Verhalten der Engländer, auf die ich stieß, machte es schwer, den bizarren Erfolg meiner bisherigen Reise damit zu erklären, dass die Iren verrückt waren. Ein Engländer hatte einen ganzen Vormittag telefonisch einen Helikopter zu organisieren versucht, der mich zu einer Insel fliegen sollte, während nur ein paar Meter entfernt ein Boot ablegte, um genau dorthin zu fahren, und hier war einer, der einfach, weil er mir helfen wollte, eine zweistündige Autofahrt auf sich nahm. Sowohl Andy als auch Tony liebten jedoch den irischen Lebensstil von ganzem Herzen.
    »Ich habe den größten Teil meines Lebens in Hampton Court verbracht«, erläuterte Tony, »aber mir gefällt es hier. Hier lebt man. In England existiert man.«
    Ich glaube, man tut ihm kein Unrecht, wenn man sagt, dass Tony nicht gerade unter Termindruck stand. Die Tatsache, dass er aus reiner Nächstenliebe eine solche Reise unternehmen konnte, ließ vermuten, dass es in der Gegend von Galway einfach nicht genug Schwäne gab, die Hilfe brauchten. Es schien mir ein seltsames Leben zu sein, neben dem Telefon zu sitzen und auf den Hilferuf eines Schwans in Not zu warten. Täte er nicht besser daran, sich nicht ausschließlich auf Schwäne zu konzentrieren? Ich hätte gerne gewusst, wie er reagierte, wenn er einen Anruf erhielt, bei dem es um eine verletzte Ente ging. »Oh, tut mir Leid, Sie haben die falsche Nummer gewählt. Hier ist die Schwanenhilfe. Sie brauchen die Entenhilfe. Wenn Sie einen Moment dran bleiben, gebe ich Ihnen die Nummer.«
    Tony setzte mich am Ende der düsteren und spärlich besiedelten Hauptstraße von Gort an einer Ausfahrt ab. Die meisten Autos, die vorbeikamen, schienen nicht weit zu fahren, und ich begann, mir wie ein Schwan vorzukommen, der nicht gerettet, sondern vielmehr zu einem anderen, weniger erquicklichen Teich verschleppt worden war. In Gort gab es nicht viel, und was es gab, wirkte nicht unbedingt erbaulich. Gort. Es sah so aus, wie es klang. Ich richtete mich auf eine lange Wartezeit ein.
    Ich war noch nicht lange dort gestanden, als ein lächelnder Betrunkener ohne Zähne auftauchte.
    »Ey, du bist der Mann

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