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Mit dem Kühlschrank durch Irland

Mit dem Kühlschrank durch Irland

Titel: Mit dem Kühlschrank durch Irland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tony Hawks
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mit dem Kühlschrank!«, rief er.
    Noch ein englischer Akzent. Er trank einen Schluck aus einer Büchse mit Apple-Cider und deutete auf eine andere, die in seinem Einkaufsnetz lag. »Willst du was zu trinken?«
    »Nein, danke. Ich versuche, vor Mittag nichts zu trinken.«
    »Ich auch, aber ich hab einen gebrochenen Kiefer.«
    Mir fielen Gerry Ryans Worte wieder ein: >Die Ausrede muss ich auch mal ausprobieren.<
    »Ich heiße Ian, und wie heißt du?« Seine Worte erinnerten stark an Spielplatz-Dialoge.
    »Tony.«
    »Wo willst du hin?«, nuschelte er.
    »Ennistymon.«
    Er wies bedeutungsvoll direkt hinter mich und erklärte: »Gib mir fünf Minuten.«
    War dies eine weitere Voranmeldung? Falls es das war, und falls dieser Mann der Fahrer war, der bloß schnell das Auto holen ging, dann würde ich höfliche Argumente finden müssen, um das Angebot abzulehnen. Es würde nicht einfach werden, aber es musste sein.
    Fünf Minuten später tauchte ein klappriges Auto aus einer schmalen Gasse hinter mir auf. Drinnen konnte ich vier Menschen erkennen, von denen einer mein zahnloser Kumpel war, der auf der Rückbank vor sich hin strahlte. Er kurbelte das Fenster herunter und rief »Spring auf! Wir können dich bis Enis mitnehmen.«
    Darüber hätte ich lange und gut nachdenken müssen, aber dazu gab es keine Zeit. Ich dachte also kurz und gut nach und entschied, es zu riskieren. Beruhigend wirkte die Tatsache, dass der Fahrer keine Büchse in der Hand hielt und deutlich mehr Zähne als Ian hatte. Ich weiß, dass ein Blick auf das Gebiss nicht unbedingt eine weit verbreitete und bewährte Methode ist, um die Fahrtüchtigkeit von jemandem festzustellen, aber ich glaube, man greift gemeinhin in Notfällen auf sie zurück.
    Ich landete mit Ian und einem kleinen Kind auf der Rückbank, und der Kühlschrank wurde unsanft in den Kofferraum gepackt. Wir befanden uns in einem alten Toyota Carina, der das automobile Äquivalent von Ians Gesicht war: knochig, zahnlos, aber immer noch funktionstüchtig. Verglichen damit war Antoinettes Auto funkelnagelneu gewesen.
    Ich befand mich in der Gesellschaft von Reisenden. Ian war seit zwanzig Jahren unterwegs, wohingegen Neil, Vicky und ihr kleiner Sohn sich erst vor relativ kurzer Zeit für diese Lebensform entschieden hatten. Es gefiel ihnen, und sie zogen den Wohnwagen einem Reihenhaus in Sheffield vor. Wir unterhielten uns über ihr Leben, das ziemlich angenehm klang, auch wenn es auf der fundamentalen Überzeugung beruhte, dass der Rest der Gesellschaft bereit sein müsse, es zu subventionieren.
    »Wie schaut es mit Geld aus?«, fragte ich.
    Ich erhielt zwei Antworten gleichzeitig: »Wir kommen über die Runden« von Ian und »Frag besser nicht!« von Neil. Ich zog Ians Antwort vor, weil sie weniger sinistre Untertöne hatte. »Frag besser nicht« ließ die Möglichkeit offen, dass sie Geld verdienten, indem sie Tramper in die Sklaverei verkauften. Ich wechselte das Thema.
    »Wo habt ihr im Moment euren Stützpunkt?«, fragte ich und tat ungeschickterweise so, als hätte ich es mit der Royal Air Force zu tun.
    »Genau mitten im Burren«, antwortete Ian.
    Der Burren — das erinnerte mich an was. Ich hatte darüber gelesen. Dreihundert Quadratkilometer grauer Kalkstein, den Gletscher, Wind und Regen plastisch geformt hatten. Ein Landvermesser von Cromwell hatte ihn in den vierziger Jahren des 17. Jahrhunderts als ein wildes Land beschrieben, »das nicht über genug Wasser verfügt, um einen Mann zu ertränken, über keinen Baum, um ihn daran zu erhängen, und über nicht genug Erde, um ihn darin zu begraben.« — Eine Charakterisierung, die den wichtigsten Zweck von Cromwells Ausflug nach Irland deutlich machte.
    »Sind wir denn in der Nähe des Burren?«, fragte ich unwissend.
    »Er liegt gleich im Osten von hier«, erklärte Vicky. »Du bist aus Galway gekommen, und du bist auf dem Weg nach Ennistymon, richtig?«
    »Ja.«
    »Nun, dann wärst du mitten durchgekommen, wenn du der Küste gefolgt wärst, anstatt nach Gort zu fahren.«
    Gute alte Schwanenhilfe. Mit ihrer Hilfe hatte ich eines der geologischen Wunder dieser Erde verpasst, das die Besucher angeblich an die Mondoberfläche erinnert. Stattdessen war ich in Gort gewesen. Immerhin etwas, das man seinen Enkeln erzählen konnte.

    Paddy, ein Green Keeper auf dem örtlichen Golfplatz, war an jenem Tag mein letzter Chauffeur. Als er anhielt, dachte er, ich hätte den Kühlschrank in der Stadt gekauft und wolle ihn jetzt nach Hause

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