Mit dem Segen der Queen
Marine?“
„Oh ja. Ich wollte schon immer zur See fahren, schon als kleiner Junge. Auf dem Flüsschen nahe unserem Haus gab es ein kleines Ruderboot, und ich habe mir einen Dreispitz aus Zeitungspapier aufgesetzt und so getan, als wäre ich ein Admiral, der eine Schlacht kommandiert. Ich hatte keine Geschwister, daher wurden die Dorfkinder meine Mannschaft. Einige mussten natürlich den Feind spielen.“
„Hat es ihnen etwas ausgemacht?“
Er lachte. „Nein. Unsere Köchin hat mir immer reichlich Proviant mitgegeben, und sie haben etwas abbekommen.“
„Das klingt, als hätten Sie eine glückliche Kindheit gehabt.“
„Die hatte ich.“
„Wo war das?“ Ihr war bewusst, dass sie ihn schamlos ausfragte, aber sie wollte alles über ihn erfahren, und ihm schien es nichts auszumachen.
„In Brentford. Mein Vater ist dort Pfarrer.“
„Gehen Sie nach Hause, wenn Sie Landgang haben?“
„Normalerweise schon, aber diesmal hieß es, dass wir sehr schnell wieder gerufen werden, daher habe ich Quartier in der Stadt bezogen.“ Er schwieg einen Moment. „Wie war das bei Ihnen? Gab es erinnerungswürdige Dramen in Ihrer Kindheit?“
„Oh ja. Ich war eine Prinzessin, und eine sehr hochmütige noch dazu. Meine armen Puppen wurden ständig eingeschüchtert. Ich wartete auf einen gut aussehenden Prinzen, der kommen und mir seine Liebe erklären sollte. Aber das war nur ein dummer Kindertraum.“
„Ich halte Sie weder für hochmütig noch für dumm, Lady Emily. Eines Tages wird Ihr Prinz vielleicht kommen.“
„Ich glaube nicht, dass es schön wäre, mit einem Prinzen verheiratet zu sein“, sagte sie schnell. „Da gibt es zu viel Protokoll, zu viele Zeremonien, und jede Minute steht man im Licht der Öffentlichkeit. Man könnte nie ganz man selbst sein. Ich wäre zufrieden mit einem Gentleman, der mich wirklich liebt.“
„Dann sind auch Sie eine Romantikerin.“
„Oh ja. Ohne Romantik wäre das Leben langweilig, meinen Sie nicht?“
Er antwortete nicht, denn sie wurden von Lady Montaine unterbrochen, die in raschelndem purpurfarbenem Taft auf sie zu kam und zwischen ihnen stehen blieb. „Lady Emily“, sagte sie. „Ich frage mich, ob Sie nicht vielleicht interessiert sind an einer Konzertkarte sind? Für das Konzert im Foundling Hospital am Donnerstag? Es wird bestimmt nett. Alle Einnahmen gehen ans Hospital.“
„Ich glaube, ich habe Zeit, aber ich werde Mama fragen müssen“, sagte Emily und wünschte, Lady Montaine würde weggehen, damit sie ihr angenehmes Gespräch mit dem Lieutenant fortsetzen konnte. Er stand ein wenig abseits und wollte sich nicht einmischen, aber sie war froh, dass er nicht ganz fortgegangen war.
„Wo ist Ihre Mama?“ Lady Montaine sah sich in dem gedrängt vollen Raum um, als wollte sie sie suchen.
„Mama ist eine der Ehrendamen der Königin und hat heute Abend Verpflichtungen.“
„Wer begleitet Sie dann?“ Sie sah Richard an und gleich wieder weg, als würde er nicht zählen. Das ärgerte Emily.
„Ich habe eine Freundin dabei, Mylady. Und Lieutenant Lawrence ist sehr aufmerksam.“
„Das bezweifle ich nicht“, sagte die Lady abweisend. „Vielleicht kann Ihre Mutter Sie zu dem Konzert begleiten. Ich werde zwei Karten schicken, einverstanden?“
„Ja, bitte.“
Lady Montaine ging davon, aber es war zu spät. Emily und Richard vermochten die frühere Vertrautheit nicht zurückzuerlangen. Sie trennten sich, ohne sich für ein weiteres Treffen zu verabreden, und Emily war verzweifelt. Aber es war nicht alles verloren, denn Richard kaufte sich selbst eine Karte, und es gelang ihnen, nebeneinander zu sitzen. Ihre Mutter konnte nicht mitkommen, und Emily wurde von der treuen, aber missbilligenden Margaret begleitet, die sich im Hintergrund hielt.
Natürlich konnten sie sich während des Konzerts nicht unterhalten. Doch während der Pause, als das Publikum gehalten war, umherzugehen und die ausgestellten Kunstwerke zu bewundern, gelang es ihnen, gleichzeitig dasselbe Bild zu betrachten.
„Wie geht es Ihnen, Lady Emily?“, flüsterte Richard, der so tat, als betrachtete er eines von Hogarths Porträts. „Geht es Ihnen gut?“
„Es geht mir sehr gut, Lieutenant“, sagte sie und bemerkte, wie nah sein Kopf dem ihren war. „Und Ihnen?“
„Ausgezeichnet.“
„Sie wurden also noch nicht zum Dienst beordert?“
„Nein, und so habe ich zum Glück noch einmal die Gelegenheit, mit Ihnen zu sprechen. Das wollte ich mir um nichts in der Welt entgehen
Weitere Kostenlose Bücher