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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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ganz so geübt wie ich. Ich glaube, es waren Unterlagen von halbwegs privatem Charakter, sie lagen in einer dunkelroten Mappe. Leider fehlte mir zu der Stunde die Zeit, wenn ich nun Euch unterstützen kann, ist es mir eine Freude. Wisst Ihr, von welcher Mappe ich spreche? Bei meinem Besuch lag sie auf ihrem Tisch im Kontor. Wie ich schon sagte, ich möchte nicht aufdringlich sein und Eure Ruhe und Trauer nicht stören. Am besten nehme ich die Papiere mit, um mich ihrer zu Hause anzunehmen.»
    Monsieur Bator betrachtete zufrieden seinen Schwiegersohn.
    «Habt keine Hemmungen, Juliane, nehmt alle Hilfe in Anspruch, die Ihr bekommen könnt. Das ist guter Kaufmannsbrauch. Barbara kann Zacharias zur Hand gehen, meine Tochter beherrscht das Holländische gut, in Wortund Schrift. Besonders seit ihrem längeren Aufenthalt bei Amsterdamer Verwandten meiner Frau, bei denen sie das Glück hatte, Zacharias kennenzulernen. Das wisst Ihr sicher. Auch dass beide verschwiegen sind wie ein Grab, nun ja, ich meine, wie ein Beichtvater.»
    Juliane musste das freundliche Angebot zu Bators Enttäuschung ablehnen, von einer solchen Mappe, sagte sie, sei ihr nichts bekannt. Auch denke sie, alles, was sich im Kontor befunden habe, sei Angelegenheit Bergstedts, der Erste Schreiber sei mit allem vertraut, was Sibyllas Handel betreffe.
    Bator nickte verständig, er kannte und schätze Bergstedts Fähigkeiten. «Sicher habt Ihr recht, allerdings handelt es sich wohl um eher private Papiere. Nun denn, solltet Ihr unsere Hilfe in dieser oder einer anderen Angelegenheit brauchen, schickt einen Boten, und schon sind wir da.»
    Als Juliane ihre Besucher zur Tür begleitet hatte und in den Salon zurückgekehrt war, fragte sie sich, warum sie gelogen hatte. Tatsächlich lag die Mappe – die einzige, die Zacharias gemeint haben konnte – sicher verwahrt in Sibyllas Schlafkammer. Diesmal war sie bei ihrer Suche schneller fündig geworden. Das Zimmer noch einmal zu durchstöbern, hielt sie für überflüssig, sie öffnete gleich das Geheimfach im großen Schrank, vielleicht hatte sie es in der Dunkelheit nicht gründlich genug geprüft. Sie fand nur die Papiere, die sie dort zuerst entdeckt und wieder verborgen hatte, bis die Zeit günstig sein würde, sie zu nutzen.
    Wo ein Geheimfach war, so hatte sie gedacht, konnte auch ein zweites sein. Sie fand es weit oben, knapp unter der Decke des Schrankes, wie das andere in die Wand eingelassen. Sie hatte einen Schemel zu Hilfe nehmen müssen, bis ihre Finger endlich die Kontur des Schlosses gespürt hatten.
    Das Fach war nicht tiefer, jedoch höher als das erste. Was sie darin fand, überraschte sie nicht mehr. Es waren das Lämpchen, das John Wessing so verzweifelt gerne gehabt hätte, in festes Tuch gewickelt, damit es keine Ölflecken hinterließ, und eine alte Mappe von burgunderrot gefärbtem Leder. Ihr Inhalt war enttäuschend, sie enthielt nur ein paar Zettel und Bögen, manche flüchtig bekritzelt, andere sorgfältig beschrieben. Ihre Bedeutung hatte sie nicht verstanden, die Ahnung, die in ihr aufgestiegen war, war zu absurd.
    Sie hatte Mappe und Lampe zurückgelegt, das Fach verschlossen und wieder mit Sibyllas Kleidern gefüllt, um in Ruhe darüber nachzudenken.
    Und nun? Wenn Sibylla Zacharias Meinert um Hilfe gebeten hatte, warum hatte sie es für nötig gehalten, die Mappe so gut zu verstecken? Der Inhalt musste von großer Bedeutung sein.
    Sie sank schwer auf einen Stuhl, verschränkte die plötzlich zitternden Hände und starrte gegen das schwarze Tuch, das mit der Wand auch die Porträts von Sibylla und Tillmann bedeckte. Sie wusste gut, was Einsamkeit war, doch nie hatte sie sich so allein und den Geschehnissen ausgeliefert gefühlt wie in diesem Moment. Sie hatte geglaubt, Zeit zu haben. Vielleicht war das ein fataler Irrtum.
    Wem durfte sie vertrauen? Wem
wollte
sie vertrauen? Nur ein Name fiel ihr ein, auch das konnte ein Irrtum sein, einer, der ihr die letzte Hoffnung nehmen würde. Wenn sie es nicht wagte, würde sie es nie erfahren.
    Erla, die Köchin, sah kopfschüttelnd Mademoiselle Juliane die Treppe herunterlaufen, irgendein Schultertuch vom Haken in der Diele reißen und durch das Portal verschwinden. Sie kehrte in ihre Küche zurück und beschloss, einen besonders sahnigen Aprikosenpudding zu kochen.Wenn sie so eilig, allein und ohne Bescheid zu geben aus dem Haus stürzte, musste es Mademoiselle Juliane besser gehen. Dann würde sie auch ihren liebsten Pudding wieder zu

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