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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Tür saß. Während er gelangweilt in der
London Chronicle
blätterte und an einem Pfefferminzlikör nippte, warf er den neuen Besuchern einen kritischen Blick zu und widmete sich aufseufzend wieder seiner Lektüre. Die Stadt zwischen Elbe und Alster und ihre Bewohner, selbst ihre Bewohnerinnen, sagten ihm offenbar wenig zu.
    Claes Herrmanns ging voraus zu seinem Lieblingstisch an einem der hinteren Fenster zum Fleet, rückte Stühle zurecht, machte heiter Konversation über das Wetter und die reiche Pflaumen- und Walnussernte in Annes Garten vor dem Dammtor und fragte schließlich Rosina, ob ihr dieser Ort überhaupt genehm sei? Früher eine strikte Domäne der Männer, waren inzwischen auch die besseren Kaffeehäuser Frauen, sogar Damen nicht mehr verboten. Dennoch traf man dort in dieser Stadt erst wenige.
    «Sogar sehr genehm», antwortete Rosina. «Ich bin nicht zum ersten Mal hier, und es ist nur gut, wenn sich Jensens Gäste an uns Frauen gewöhnen. Lacht nicht, Monsieur, ich zitiere nur Madam Augusta.»
    Er tat es trotzdem, sein tiefes Lachen war dem seiner Tante Augusta sehr ähnlich. Jensen kam mit dem Tablett, und als sein geliebter Kardamomkaffee auf dem Tisch stand, vor Wagner und Rosina eine Tasse Schokolade, blickte Herrmanns den Weddemeister aufmunternd an.
    «Fangt an», sagte er. «Was wollt Ihr wissen?»
    Wagner führte gerade die Tasse an die Lippen, er nahm rasch einen Schluck und stellte sie zurück auf den Unterteller.Er hoffte, Monsieur Herrmanns werde wie bisher bei ihren seltenen Zusammentreffen auch diesmal den teuren Trank bezahlen. Solche Extravaganzen waren ihm bei seinem knappen Lohn strikt verboten.
    «Es sind nur ganz einfache Fragen, ja.» Er hätte gerne nach seinem blauen Tuch gegriffen und sich die Stirn gewischt, doch die Geste schien ihm hier zu grob. «Sicher kanntet Ihr die verblichene Madam van Keupen, sie   …»
    «Natürlich kannte ich sie. Wie alle in der Stadt, die Handel treiben. Allerdings waren unsere Begegnungen geschäftlicher Art, nicht freundschaftlicher.»
    «Ganz wie ich dachte, ja, so dachte ich schon.» Genau deshalb war ihm Herrmanns’ Meinung so wertvoll, ein durch Freundschaft getrübter Blick half bei der Aufklärung eines Verbrechens wenig. «Sie war sehr angesehen und galt als, nun ja, als makellos. In allem. Ein wenig zu makellos, wenn Ihr mir erlaubt, das zu sagen. Und in der Tat gibt es jemand, der sie lieber tot als lebendig sieht. Da Ihr mit allen vertraut seid, zudem Mitglied der Commerzdeputation, dem Rathaus und der Bank nahesteht, also, wenn Ihr mir anvertrauten könntet, wo es Streit gab. Oder womöglich doch die eine oder andere Unredlichkeit? Vielleicht hat sie jemanden übervorteilt, auf unangenehme Weise ausgestochen?»
    Claes Herrmanns rührte eine großzügige Portion Zucker in seinen Kaffee, bevor er antwortete. Die Frage war ihm unbehaglich.
    «Ich dachte mir, dass Eure Fragen so oder ähnlich lauten werden. Dennoch höre ich sie ungern. Konkurrenten auszustechen gehört zu unseren Geschäften, mal gewinnt dieser, mal jener. Madam van Keupen war ehrgeizig, sie wollte Erfolg und natürlich guten Gewinn. Sie hat oft gewonnen, das ist bekannt, und daran ist nichts Verwerfliches. Dass sie jemandenübervorteilt hätte, habe ich nie gehört. Es hätte nicht zu ihr gepasst. Sie war von wachem schnellem Geist und hatte vorzügliche Verbindungen ins Ausland. Die haben die meisten Großkaufleute, ich hatte aber den Eindruck, sie wusste ihre besonders gut zu pflegen.»
    Auch habe sie sich mit Bergstedt auf einen exzellenten Schreiber verlassen können. Einige seien überzeugt, er sei der eigentliche Herr ihres Handels gewesen, doch das sei Unsinn.
    «Um dies zu beurteilen, kannte ich sie gut genug. Wichtige Entscheidungen, wie sie im Kontor täglich getroffen werden müssen, überließ sie nie anderen. Darin glich sie ihrem Mann, Tillmann van Keupen muss sich oft mit ihr beraten und ihr viel erklärt haben, sonst wäre sie kaum in der Lage gewesen, seine Arbeit so gut fortzusetzen. Aber auch nicht ohne eigene Talente, sie war erstaunlich vorausschauend und hatte eine Nase für zukünftige Entwicklungen. Das hat ihr Respekt eingebracht, wenn auch von manchen widerwillig.»
    Wagner war enttäuscht. Er kannte Herrmanns als einen Mann, der einer Prise Klatsch und gewagter Spekulation nicht abgeneigt war. Bis jetzt hatte er weder Neues noch Vertrauliches berichtet und sich zu keiner Spekulation hinreißen lassen.
    Rosina sah Wagner schwitzen und

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