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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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blättern.
    «Tatsächlich», murmelte sie endlich, «es ist hübsch. Und nicht so belanglos wie das, was meistens gewünscht wird.» Sie reichte Rosina das Buch und zeigte auf einen doppelgesichtigen Kopf. «Meint Ihr diese?»
    «Der Januskopf. Das ist nicht die Maske, an die ich dachte, aber er ist genau richtig. Er zeigt die Nähe von Tragik und Glück. Und hier», sie tippte auf eine Zeichnung auf der zweiten Seite, «hier unten ist auch die Doppelflöte.»
    «Für Lorbeerkranz und Dolch brauche ich kein Muster. Und der Vorhang?» Akulina griff nach einem Rötelstift, zogeinen Halbkreis als Umriss eines Fächers auf den Bogen und zeichnete mit raschen sicheren Strichen die gerafften Vorhangbahnen. «Etwa so?»
    Zum ersten Mal blickte sie Rosina direkt an, ihre Augen glänzten, die Wangen hatten sich sanft gerötet.
    «Genau so. Ich wollte, ich könnte zeichnen wie Ihr.»
    «Danke, Madam. Sicher versteht Ihr Euch auf andere Dinge, die mir fremd sind. Und die Farben?»
    «Die überlasse ich Eurer Wahl. Der Vorhang sollte allerdings rot sein, ein warmes dunkles Rot. Macht Ihr schon lange Fächer?»
    Akulina strichelte, die Zungenspitze zwischen den Lippen, noch an den Falten des Vorhangs, sie nickte knapp.
    «Verzeiht meine Neugier», sagte Rosina, «habt Ihr für den Fächermacher im Hof hinter der Mattentwiete gearbeitet? Von meinem Fenster sehe ich über den ganzen Hof und genau auf die Werkstatt. Von dort habe ich in der Nacht auch das Feuer gesehen. Im van Keupen’schen Kontor, Ihr habt gewiss davon gehört.»
    Die Hand mit dem Rötelstift verharrte, bevor sie begann, Sterne unter den Vorhang zu tupfen. «Ja», sagte Akulina. «Aber die Werkstatt gibt es nicht mehr.»
    «Das habe ich gehört, auch dass Monsieur Joyeux die Erlaubnis bekommen hat, das Gewerbe zu übernehmen.»
    «Und mich dazu. Meint Ihr das, Madam? Ich bin froh über diese Arbeit. Hier habe ich einen Tisch, den ich mit niemandem teilen oder ständig abräumen muss. Ich habe genug Licht und, wenn ich will, Gesellschaft. Und bei Kälte wird geheizt. Mit klammen Fingern können wir unsere Arbeit nicht tun.»
    Rosina schwieg, verblüfft von der plötzlichen Heftigkeit der Worte. Sie vergaß stets, dass sie nun für eine Bürgerin gehalten wurde, die nie erfahren hatte, was es bedeutete,mit vielen Menschen auf engem Raum zu leben, im Winter zu frieren und manchmal auch zu hungern.
    «Wenn Ihr denkt, ich schätze Eure Arbeit gering, irrt Ihr. Ebenso, wenn Ihr glaubt, ich wüsste nichts vom Glück heller warmer Räume. Warum hat Euer Meister die Fächermacherei aufgegeben?»
    «Weil er alt ist. Bevor Ihr fragt: Er lebt nun bei seiner Tochter. Aus welchem Material wünscht Ihr die Stäbe?» Akulinas Stimme klang wieder kühl, als wäre sie nie heftig gewesen. «Das bemalte Papier wird beidseitig auf die gefächerten Stäbe geklebt», fuhr sie gleichmütig fort, da Rosina noch schwieg. «Die unteren Enden der Stäbe können mit einem Häkchen oder einem einfachen passenden Knopf aus Holz oder Bein zusammengefasst und verschlossen werden, auch aus Perlmutt. Wenn Ihr kostbarere Verschlüsse wünscht, müsst Ihr Euch an einen Goldschmied wenden. Sogar eine winzige Uhr ist möglich, Meister Godard macht solche. Sie sind natürlich sehr teuer.»
    «Ein Knopf», sagte Rosina, «ein passender Knopf reicht völlig.»
    «Und die Fächerstäbe?» Akulina zog eine Schachtel aus den Regalen, schlug das Papier zur Seite und schob sie zu Rosina. «Wir bevorzugen poliertes Palisanderholz und Bein.»
    «Der dunkle Palisander ist hübsch», murmelte Rosina, «er passt gut zum Rot des Vorhangs.»
    Sie war nicht mehr bei der Sache. Als Akulina ihr die Schachtel zuschob, hatte sie etwas entdeckt, eine pflaumengroße starke Rötung an der Innenseite ihres rechten Armes. Eine Rötung, wie sie durch die zu große Nähe von Feuer entsteht.
    ***
    Mit der beginnenden Dämmerung hatte es angefangen, fein zu nieseln, die Nässe hing wie Dunst in den Straßen. Als Rosina und Magnus über die Ellerntorbrücke und durch die Düsternstraße in der Neustadt eilten, schimmerte sie wie silberner Staub auf ihrem Kapuzenumhang und seinem tief in die Stirn gedrückten Dreispitz.
    «Bald haben wir einen Wagen», knurrte Magnus und wischte sich die Feuchtigkeit von den Wangen, «dann wirst du nicht mehr nass.»
    «Wir sind ja gleich da», tröstete Rosina. Sie hätte selbst ein kräftiger Regenschauer nicht gestört, die letzten Wochen waren trocken gewesen, er würde endlich den Staub von

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