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Mit dem Teufel im Bunde

Mit dem Teufel im Bunde

Titel: Mit dem Teufel im Bunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Oelker
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Sträußchen? Oder ein ganzes Bouquet?»
    «Ich muss Euch ein Geständnis machen, Madam Joyeux. Eigentlich bin ich gekommen, weil ich schon gehört habe, dass Ihr Euer Sortiment um Fächer erweitert habt. Natürlich kann ich einen Fächer wie die Blüten in den Läden kaufen, doch ich habe nirgends einen mit dem Motiv gefunden, das ich mir vorstelle. Trotzdem», beeilte sie sich zu sagen, als Madam Joyeux wieder schmale Lippen zeigte, «würde ich gerne Euer Sortiment sehen. Wer könnte diesen Raum ohne zumindest eine Eurer Schöpfungen verlassen?»
    Als sich die Schachteln mit der Fülle der zarten Gebilde öffneten, konnte Rosina nicht widerstehen und vergaß alle guten Vorsätze. Schließlich packte Madam Joyeux ein Anstecksträußchen von Veilchen und einem winzigen Apfelblütenzweig, zwei einzelne Rosen und einige zierliche weiße Blüten auf Haarnadeln zwischen feines Papier in eine Spanschachtel. Rosina griff seufzend nach ihrer Börse und schalt sich leichtsinnig. Sie musste sich wirklich etwas einfallen lassen, um ihre Kasse aufzubessern. Wenn sie weiter so verschwenderisch mit dem Rest ihres eigenen Geldes umging, war ganz schnell nichts mehr davon übrig.
    Da öffnete sich die Tür, und eine schlanke junge Frau von vielleicht zwanzig Jahren trat ein. Sie war auf schlichte Weise schön. Das schwere unbedeckte Haar weizenblond, das Gesicht ernst und blass, doch ihr Blick und ihr Mund verrieten diese Entschlossenheit, die leicht übersehen unddeshalb unterschätzt wird. Ihr Kleid aus klein geblümtem tiefblauem Kattun war zu dünn für den späten Herbst und zeugte von vielen Wäschen, als einzige der Frauen trug sie Holzpantinen an den Füßen.
    «Da ist sie ja», sagte Madam Joyeux, ließ Rosinas Münzen in die in ihrem Rock verborgene Tasche gleiten, dachte ‹Zwei Fliegen mit einer Klappe› und nickte zufrieden.
    «Madam Vinstedt möchte einen Fächer machen lassen, Akulina, und das Motiv selbst bestimmen. Dann überlasse ich Euch unserer Malerin und Fächermacherin, Madam», wandte sie sich an Rosina, «mich rufen andere Pflichten.»
    Damit verschwand sie durch die Eingangstür und eilte, wie zuvor ihr Gatte, die Treppe hinunter. Während der ganzen Zeit, in der die Herrin der Manufaktur ihre neue Kundin herumgeführt hatte, war es bis auf das leise Klicken und Klappern der Scheren und Zangen völlig still gewesen, selbst die Kinder hatten schweigend über ihrer Arbeit gesessen. Kaum schloss sich die Tür hinter Madam Joyeux, begann es rund um den großen Tisch zu schwatzen und zu tuscheln, munter wie ein Schwalbenschwarm im April.
    Akulina lächelte matt und legte ihr wollenes Schultertuch auf einen Schemel neben ihrem Stuhl, zog einen zweiten heran und bat Rosina, Platz zu nehmen.
    «Mademoiselle   …», begann Rosina.
    «Nur Akulina», sagte sie, legte den halbfertigen Fächer beiseite und nahm einen rechteckigen Papierbogen aus einer ihrer Schachteln. Er war von der unteren Mitte mit strahlenförmig auseinanderstrebenden Linien versehen, nach denen das Papier des Fächers später gefaltet wurde. «Ich bin keine Mademoiselle.»
    «Gut, dann Akulina. Übrigens hat Euch Madam van Keupen empfohlen, ach, ihr Tod ist so entsetzlich. Ein solcher Verlust. Aber Ihr habt sie ja selbst gekannt.»
    «Nein, Madam», sagte Akulina, während sie mit der flachen Hand den Papierbogen glatt strich, «ich habe ihr einmal bestellte Blumen gebracht, gekannt habe ich sie deshalb nicht. An welches Motiv habt Ihr gedacht, Madam?»
    «Das Motiv, ach ja.» Das hatte Rosina sich keine Minute überlegt, sie hatte nur rasch eine Erklärung gebraucht, warum sie den Fächer nicht in einem der Läden kaufte. «Jedenfalls will ich keine Putten oder Schäferinnen. Auch keine heitere Landschaft oder chinesische Damen und Mandarine. Ich möchte etwas anderes, nun, etwas   …» Da fiel es ihr ein. Es war ganz einfach. «Ich möchte die Symbole der Komödianten und Tragöden, Maske und Dolch. Und die Doppelflöte der Musikanten und Poeten, mit Lorbeer umwunden. Ja, genau das möchte ich. Als Hintergrund vielleicht einen Himmel mit Sternen? An den oberen und seitlichen Rändern unbedingt einen gerafften Vorhang. Versteht Ihr? Wie ein Bühnenvorhang.»
    Akulina sah sie ratlos an. «Das ist ein ungewöhnlicher Wunsch, Madam, ich kenne diese Symbole nicht und habe auch nie einen Theatervorhang gesehen. Aber vielleicht   …»
    Sie zog unter dem Tablett mit ihren Arbeitsutensilien ein dünnes Buch hervor und begann zu

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