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Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)

Titel: Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elli H. Radinger
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Moschusochsen-Rippe, bis der Schatz nicht mehr länger im Verborgenen liegt. Er hat die Farbe des Alters, aber er ist intakt, und es ist ohne Zweifel ein Wolfsschädel. Meine Seele vibriert vor Energie. Warum liegt dieser Schädel hier in einem Thulen-Dorf? Welche Rolle spielte der Wolf im Leben dieser eingeborenen Jäger? Und wie funktionierte das Mensch-Wolf-Beute-Verhältnis vor so langer Zeit? Vor wie vielen Generationen jagte dieser Wolf und fütterte seine Jungen, so wie die Wölfe, die ich heute beobachte? Äonen alt, dieser Kreis.
(Diane Boyd; Int. Wolf, Sommer 1992, Wolf Magazin 2/96)
     

Berge, Wölfe und Geysire
    Wolfsbeobachtung im amerikanischen Yellowstone-Nationalpark
    Vorab eine Warnung: Diese Reise macht süchtig!
    Wer Wölfe liebt und sie einmal in freier Wildbahn gesehen hat, wird immer wieder kommen wollen. So erging es auch uns, die wir an diesem dämmrigen Februarmorgen, alle Kälte vergessend, fasziniert die fünf Wölfe beobachteten, die sich mühsam den Weg durch den tiefen Schnee bahnten. Wir waren in den Yellowstone-Nationalpark gekommen, um hier im ältesten Nationalpark der Welt die Wölfe zu beobachten.
    „Yellowstone“ – Gelber Stein. Schon der Name verfehlt nicht seinen Zauber. Yellowstone – Land aus Feuer und Eis. Ein Märchenland von 250 aktiven Geysiren, heißen Quellen, zahlreichen Wasserfällen, schneebedeckten Bergen, Schlammvulkanen und mit einem unvergleichlichen Wildbestand (dem größten in den USA). Yellowstone im Winter, das ist die Zeit, in der der Park den Tieren und den wenigen Besuchern gehört, die seine wahre Schönheit trotz Temperaturen von bis zu minus 40° Celsius zu schätzen wissen.
    Unsere kleine Gruppe von Wolfsbeobachtern hatte wohl in diesem Winter nicht nur die Hand des Wettergottes über sich, sondern auch die des Wolfsgottes. Neben angenehmen Temperaturen, nur wenig unter dem Gefrierpunkt, und gelegentlichen sonnigen Tagen hatten wir auch das Glück, so viele Wölfe zu sehen wie selten.
    Im Yellowstone-Nationalpark mit seiner riesigen Fläche von neuntausend Quadratkilometern beobachtet man Wölfe am besten im Lamar-Valley, dem Tal, das sich im nordöstlichen Teil des Parks von Tower Roosevelt bis zum Nordost-Eingang erstreckt, und das wegen seiner Tiervielfalt auch „Serengeti Amerikas“ genannt wird. Hier, entlang der circa fünfzig Kilometer langen einzigen Straße, die durch das Tal führt, wollten wir uns in den nächsten Tagen aufhalten. Es ist ein idealer Ort für die großen Beutegreifer. Ein weites, offenes Tal, in dem sich die meisten der 15.000 im Park überwinternden Hirsche aufhalten, umsäumt von Bergen mit Wald und ausreichend Deckung.
    Wölfe sind sehr scheue Tiere, und so sehr wir auch hofften, in den nächsten Tagen ein paar zu sehen, bemühten wir uns doch, nicht allzu viel zu erwarten. Umso aufgeregter waren wir, als wir schon beim Hineinfahren in den Park fünf große Wölfe bei einer Herde Wapitis stehen sahen. Doch als wir näher kamen, entpuppten sich die „Wölfe“ als Kojoten, die hier im Park wegen des Überangebots an Nahrung eine erstaunliche Größe erreichen und daher von Touristen auch oft mit Wölfen verwechselt werden.
    Seit der Wiedereingliederung der Wölfe in den Yellowstone-Nationalpark hat sich das Leben der Kojoten nicht gerade vereinfacht. Nachdem fast fünfzig Prozent ihrer Population in den ersten beiden Jahren von den Wölfen getötet wurden, waren sie inzwischen sehr viel wachsamer und vorsichtiger geworden. Immer wieder schauten sie sich um, besonders wenn sie sich an Tierkadavern aufhielten.
    Kojoten gelten nicht umsonst als die Überlebenskünstler unter den Kaniden, und so haben sie sich in kürzester Zeit auch in Yellowstone an die Gegenwart der Wölfe angepasst. Im Park sind zurzeit vierzehn Kojoten von Biologen mit Radiohalsbändern ausgestattet worden, ein Kojote pro Gruppe, sodass man von etwa vierzehn Kojotenfamilienverbänden ausgehen kann. Wir konnten bis zu zwölf Kojoten in einer Gruppe zählen.
    Die Kojoten waren es auch, die am leichtesten zu beobachten waren. Sie fühlten sich während unserer Anwesenheit kaum gestört. Vermutlich lag es auch daran, dass jetzt Paarungszeit war. Und so konnten wir auch hier oft Kojotenpaare beim Liebeswerben beobachten. Dabei fühlten wir uns manchmal schon wie Voyeure eines intimen Ereignisses und ließen nach ein paar anfänglichen Fotos das Paar in seiner Zweisamkeit zurück. Denn wie bei jeder Wildbeobachtung galt auch für uns der Grundsatz, die

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