Mit dem Wolf in uns leben. Das Beste aus zehn Jahren Wolf Magazin (German Edition)
war das der Grund dafür, dass die Wölfe hierher gekommen waren. Weiter westlich dürfte es jetzt vor Gewehren nur so wimmeln. Doch nun, nachdem der Pilot auf dem Rückweg war, würde sich die Anwesenheit der Wölfe nicht länger geheim halten lassen. Er musste sich beeilen, wenn ihm nicht ein anderer zuvorkommen sollte. Das rhythmische Knirschen seiner Schritte beschleunigte sich, während sein Blick zwischen den Abdrücken der Umgebung ständig hin und her wechselte.
Einige Stunden später hatte er das Gefühl, als würden die Spuren immer frischer. Die Wölfe waren weit umhergestreift und hatten alle möglichen Nahrungsquellen erkundet. Wie es schien, hatten sie dabei erwartungsgemäß nur ein paar kleinere Tiere aufspüren können. Seltsamerweise beschrieben ihre Fährten einen weiten Bogen und schienen nun einem unbekannten Ziel entgegenzustreben. Als er einen kleinen See erreichte, der nun unter einer dicken Schneeschicht verborgen lag, konnte er ihre Anwesenheit förmlich spüren. So vorsichtig und lautlos wie er konnte schlich er sich näher an das mit dichtem Gestrüpp gesäumte Ufer und blickte auf das Rund des Sees.
Da waren sie!
Seine Hand zitterte leicht vor Erregung, als er nach dem Fernglas griff. Es waren die beiden herrlichsten Wölfe, die er je gesehen hatte. Der große Aufwand hatte sich wirklich gelohnt. Sie standen nahe dem anderen Ufer, dicht beieinander. Anscheinend hatten sie gerade ein kärgliches Mahl beendet, denn der Schnee dort zeigte einige rote Flecken. Während der Wolf immer noch auf etwas herum kaute, sah die Wölfin plötzlich auf und blickte sich um.
Besorgt, sie könne ihn vielleicht entdecken, prüfte er den Wind. Doch der leichte Hauch, den man kaum als Wind bezeichnen konnte, stand ausgesprochen günstig. Auch war die Entfernung zu groß, als dass sie ihn hätte hören können, solange er sich nur einigermaßen ruhig verhielt. Die Bedingungen waren geradezu ideal.
Entsprechend der großen Distanz wählte er die neue Hochgeschwindigkeitsmunition und korrigierte das Zielfernrohr. Während er das Gewehr lud, sah er zu den Wölfen auf, ängstlich darauf hoffend, dass sie noch da waren. Doch seine Sorge war unnötig, sie standen nach wie vor an derselben Stelle. Er brachte das Gewehr in Anschlag. Die Wölfin stand halb verdeckt hinter dem Rüden, so entschied er sich für diesen als erstes Ziel. Sorgfältig visierte er ihn an, suchte den Druckpunkt und zog durch.
Das Projektil überwand die weite Distanz ohne viel an Geschwindigkeit zu verlieren. Es schlug mit einer solchen Wucht in den Brustkorb des Wolfes ein, dass es die Rippe, auf die es traf, völlig zerschmetterte, dann leicht deformiert, aber kaum abgelenkt, das Herz durchbohrte und erst im zweiten Lungenflügel zum Stehen kam. Der Wolf wurde förmlich von den Beinen gerissen und gegen seine Gefährtin geschleudert, um dann leblos in den Schnee zu sinken. Er starb, bevor der Knall des Schusses ihn erreichte.
Innerlich jubelnd lud er durch und visierte die Wölfin an. Wohl aufgrund des völlig unerwarteten Anpralls ihres toten Gefährten und des peitschenden Knalls kurz darauf war sie erschreckt zur Seite gesprungen und hatte sich nur kurz umgesehen, bevor sie in wilder Hast auf das nahe Ufergestrüpp zurannte. Er konnte nicht exakt mitziehen, da ein kleiner Zweig seiner lange geübten Präzision Widerstand entgegensetzte. Als die Kugel schließlich den Lauf verließ, wusste er schon, dass er wohl noch einmal würde nachladen müssen.
Das schlanke Geschoss fetzte knapp unterhalb der Wirbelsäule in ihren Rücken und streifte eine Niere, bevor es auf der anderen Seite wieder austrat, um sich in einen kleinen Hügel dahinter zu bohren. Er sah den Schnee aufspritzen, während er zu einer hastigen Bewegung ansetzte, um die dritte Patrone in Position zu bringen. Die Wölfin hatte vor Schmerz kurz aufgeheult, als die Kugel sie niederriss, war aber dann schnell wieder aufgesprungen und hielt – kaum langsamer – weiter auf das rettende Gebüsch zu. Als er das Gewehr wieder im Anschlag hatte, war sie bereits verschwunden, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als blind auf die Stelle zu halten, an der sie verschwunden war. Er stieß einige heftige Verwünschungen aus, lud noch einmal durch und rannte hinüber.
Die Spuren führten durch das Gebüsch hindurch und verloren sich in dem waldigen Gelände dahinter. Sie war entkommen. Der letzte Schuss hatte lediglich einen kleinen Trichter in den Boden gerissen, aber die
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