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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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muß.“ Thornybright sah sich um und blickte jedem der Anwesenden ins Gesicht. „Ich will jetzt nicht sagen, daß wir abstimmen sollten, um Jason dazu zu veranlassen, den Kontakt abzubrechen, ehe das Duell ihn gefährdet. Ich will aber sagen, wie ich das schon früher in diesem Raum gesagt habe, daß es an der Zeit ist, dieses Experiment den zuständigen Behörden zu übergeben. Uns steht die Entscheidung nicht zu – weder im Hinblick auf Jasons Leben, noch wenn es um den Angriff einer fremden Zivilisation auf unserer Welt geht.“
    „Was mein eigenes Leben angeht“, sagte Jason, „so bestehe ich darauf, daß die Entscheidung darüber einzig und allein mir zukommt.“
    „Dann verbleibt jedenfalls noch die andere Hälfte der Entscheidung“, sagte Thornybright. „Ich habe …“ Er beugte sich vor. „Ich habe heute einen Mann zum Mittagessen mitgebracht, einen Drei-Sterne-General der Luftwaffe, William Coth. Ich habe ihn soeben Jason und Mele vorgestellt. Er ist ein guter Mann, er hat Sonderaufgaben der Verwaltung absolviert, und er hat einen Sinn für wissenschaftliche Arbeit – und damit auch den gebotenen Respekt für die Arbeit eines Forschers. Wenn wir jetzt entscheiden – anstatt bis zur letzten Minute zu warten –, dieses Projekt der Regierung zu übergeben, bin ich sicher, daß man unsere Wünsche hinsichtlich des Mannes, der die Leitung übernehmen soll, respektieren wird. Coth ist von unserem Standpunkt aus ideal für diese Position geeignet.“
    Er wandte sich zu Jason und Mele.
    „Sie haben ihn beide kennengelernt“, sagte er. „Welchen Eindruck hat Bill Coth auf Sie gemacht?“
    „Ich …“ begann Mele zögernd, aber Jason schnitt ihr das Wort ab. „Er hat mich sehr beeindruckt“, sagte Jason. „Ich bin sicher, daß Tim ihn richtig beurteilt. Aber die Frage, die wir zu entscheiden haben, lautet nicht, wem wir das Projekt übergeben müssen; sie lautet, ob wir es übergeben müssen. Wahrscheinlich – in dem Punkt gebe ich Tim recht – könnten wir keinen besseren Mann als Coth finden. Aber ich sage immer noch, daß wir bis zur letzten Minute in diesem Experiment unabhängig bleiben sollten. Dieses Duell mit Kator ist von entscheidender Wichtigkeit. Ich will es miterleben. Und niemand außer dem Ausschuß soll dabei hinter mir stehen.“
    „Ich schlage vor, daß wir abstimmen“, sagte Dystra.
    „Ich unterstütze den Antrag“, sagte Heller schnell.
    „Einspruch“, sagte Thornybright. „Ich schlage vor, daß wir den Punkt weiter diskutieren.“
    „Abstimmung über den ersten Antrag“, sagte Dystra. „Ich bitte um Handzeichen …“
    Wie immer bisher war das Ergebnis unentschieden. Und damit lag die Entscheidung wieder bei Jason.
    „Ich schlage vor“, sagte Jason langsam, „die Kontrolle über dieses Experiment bei diesem Ausschuß zu belassen und das Duell mit Kator mitzumachen, ob er nun getötet wird oder nicht. Hierfür stimme ich.“
    Er sah Thornybright an. Die Augen des Psychologen waren undurchdringlich. Als Jason den Blick von ihm abwandte, spürte er, daß Meles Augen auf ihm ruhten.
    Es war schwerer, diesen Augen auszuweichen. Er erinnerte sich, was Creel vorhin gesagt hatte. Wenn Kator starb, während Jason mit ihm in Verbindung war, konnte auch er sterben. Und dann erinnerte er sich an etwas, was er gelegentlich beinahe vergaß – nämlich, daß Mele ihn liebte.
     

 
9
     
    An dem Tag, an dem die Prüfung des Artefakts abgeschlossen wurde, stand Jason-Kator in seinem Zimmer und war gerade dabei, den zeremoniellen Kilt, den man bei offiziellen Anlässen trug, an seinen Harnisch zu hängen, als die Tür ihn ansprach.
    „Bela Erstvetter möchte eintreten“, sagte sie.
    Jason wandte sich der Tür zu. „Herein“, sagte er.
    Die Tür öffnete sich, und Bela Erstvetter trat ein. Er sah Jason mit einer eigenartigen neuen Mischung aus Zuneigung und Respekt an.
    „Man schickt mich mit einer Nachricht zu dir“, sagte er. „Der Brutogas möchte dich sprechen, ehe du das Schloß verläßt.“
    „Der Brutogas?“
    Jasons Hände zögerten an seinem Kilt. Er begriff jetzt den beinahe scheuen Respekt seines älteren Vetters. Plötzlich überkam ihn bittere Trauer. Er hatte Aton Mutteronkel, seinen Partner, so gern gehabt – und war gezwungen gewesen, Aton zu töten. Bela hier war sein einziger näherer Bekannter innerhalb der Familie gewesen, und jetzt mußte er Bela zurücklassen. Die Großen sind einsam, sagte das Sprichwort, und es traf zu. Jetzt merkte er, daß

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