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Mit den Augen der Fremden

Mit den Augen der Fremden

Titel: Mit den Augen der Fremden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon R. Dickson
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einen Sohn haben.“
    Er sah, daß Mele dicht neben ihm saß und ihn ansah.
    „Du sagst, du willst, daß die Leute das erfahren?“ fragte sie. „Soll ich dir also Fragen stellen?“
    Er dachte träge darüber nach. Und dann kam wie aus einem Reflex die Antwort.
    „Natürlich“, sagte er. „Aber ich hab’ es dir doch gerade gesagt.“
    „Ich weiß, was du gesagt hast“, meinte sie. „Warum wollte er denn so viele Söhne? Nur, um auf sie stolz sein zu können?“
    Jason schüttelte den Kopf.
    „Du denkst wie ein Mensch“, sagte er. „Die Chance, daß er auf einen seiner Söhne stolz sein konnte, war sehr gering. Aber indem er viele hatte, vergrößerte er seine Chance.“
    „Was für eine Chance?“
    „Daß einer wie er selbst entstehen würde“, sagte er, „sei es unter seinen Söhnen oder deren Söhnen und so weiter. Es könnten einer oder mehrere darunter sein, die ebenfalls Familien gründeten.“
    Mele starrte ihn an und schüttelte langsam den Kopf. „Warum?“ fragte sie. „Ich verstehe das nicht. Er gründet Familien – oder Reiche …“
    „Das ist dasselbe“, murmelte Jason.
    „Damit irgendwelche seiner Abkömmlinge dasselbe tun können? Das ist doch ein Kreis. Da wiederholt sich doch nur dasselbe.“
    Jason schüttelte auf dem Kissen den Kopf.
    „Das ist das Überleben der Tüchtigen auf Rumlart“, sagte er.
    Einen Augenblick gab sie keine Antwort. Dann platzte sie förmlich heraus.
    „Jetzt begreife ich!“ rief sie. „Damit am Ende alle Ruml Abkömmlinge derer sind, die Familien gründen, der Führer!“
    „Ja …“ sagte Jason. Er begann wieder einzuschlafen.
    „Aber Jason …“
    Doch er hörte sie bereits nicht mehr. Das Gespräch hatte ihn ermüdet. In den nächsten paar Tagen wurde er kräftiger, widersetzte sich aber ihren Bemühungen, ihn wieder zum Reden zu bringen. Es hatte keinen Sinn. Die Leute waren emotionell außerstande, die Ruml zu begreifen – ebenso wie die Familienoberhäupter der Ruml es nicht über sich gebracht hatten, ihn leben … ihn die Schande des Lebens ertragen zu lassen. Es hatte keinen Sinn, es erklären zu wollen.
    Und dann wachte er eines schönen Morgens plötzlich auf und stellte fest, daß Mele ihn schüttelte.
    „Wach auf!“ sagte sie mit leiser, aber eindringlicher Stimme. „Wach auf, Jason! Die Ruml sind da! Eine große Flotte von ihnen ist in der Kreisbahn um die Erde. Du mußt aufwachen! Ich hätte das wahrscheinlich nicht wissen sollen, aber es kam durch das Radio im Schwesternzimmer, und ich habe es gehört. Und ich habe auch gehört, daß man dich wegbringen will – irgendwohin. Und wahrscheinlich erschießen. Die Nachtschwester hat es der Tagesschwester gesagt! Jason, wach auf. Vielleicht können wir vorher hier weg. Aber du mußt aufwachen, aufwachen!“
    Er starrte sie benommen an, irgendwie gereizt, daß sie ihn immer noch schüttelte. Und dann begriff er. Er packte ihre Arme, die ihn schüttelten.
    „Hilf mir aufzustehen“, sagte er. „Hilf mir beim Gehen.“
    Sie half ihm.
    Als er auf den Beinen war, versagten ihm beinahe die Knie den Dienst, aber er ließ nicht los. „Hilf mit“, sagte sie. Sie führte ihn, und sie gingen durchs Zimmer. „Swenson“, sagte er. „Ich muß mit Swenson sprechen.“
    „Das kannst du nicht, Jason“, sagte sie. „Wir müssen dich hier rausholen. Die Schwestern …“
    „Die sind jetzt nicht mehr wichtig. Ich muß Swenson sprechen. Darauf kommt es an!“
    „ Das geht nicht“, sagte Mele. „Oh Jason, sei doch kein Narr! Du bist jetzt nicht mehr in Swensons Händen. Du mußt irgendwie fliehen. Die glauben nicht, daß du dein Bett verlassen kannst, also haben wir noch eine Chance. Wenn wir auf der anderen Seite über den Korridor laufen, dort gibt es eine Feuertreppe …“
    „Nein“, sagte er. „Hör zu, Mele – wenn die mich wegholen, mußt du versuchen, Swenson zu erreichen. Wenn die Ruml hier sind, mußt du zu ihm und ihm klarmachen, wie er sich ihnen gegenüber verhalten muß. Wenn er etwas falsch macht, werden sie angreifen, ebenso sicher, wie sie Kator getötet haben …“
    „Aber sie werden auf jeden Fall angreifen …“
    „Nein. Hör mir zu. Willst du mir zuhören?“ fragte er. „Wir haben wahrscheinlich nicht viel Zeit, bis man mich holt.“
    „Ich höre zu“, sagte sie. „Wenn du das willst, hör’ ich dir zu. Aber, Jason …“
    „Hör zu und paß gut auf,“ unterbrach er sie. „Sag Swenson – es kann sein, daß er bereit ist, dir zuzuhören und das jetzt

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