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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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der Nähe von Nideggen.»
Aber mir war nicht danach, das zu erwähnen. Nach der Razzia auf Koskas Grundstück hatte ich nicht mehr sehr viel Vertrauen in den Einfluss meines geschätzten Kollegen. Es sah zwar momentan so aus, als hielte Rudolf das Heft in der Hand. Aber vielleicht war Schmitz nur zu müde, um sich am Gespräch zu beteiligen. Oder er genierte sich, über Fehleinschätzungen zu plaudern.
Mit Rudolf allein hätte ich auf der Stelle über das Wochenendhaus in der Eifel gesprochen. Aber nicht, solange der für solche Fälle geschulte Spezialist dabeisaß. Auch denen gingen mal die Pferde durch, das hatte er mit der nächtlichen Aktion bewiesen. Ich hätte geschworen, dass er zu neuem Leben erwachte, wenn ich den nächsten Einsatzort nannte.
Rudolf sah an meinem Blick, dass mir etwas durch den Kopf ging. Aber er hakte nicht nach, nickte nur und schloss: «Ja, das war’s dann erst mal.»
Wir verließen den Raum gemeinsam. Auf dem Korridor sagte er: «Ich hab noch nicht gefrühstückt. Jetzt sehe ich erst mal zu, dass ich was in den Magen kriege. Was ist mit dir?»
Ich hatte zum Frühstück nur einen Kaffee getrunken, weil mir Hanne wie ein Stein im Magen gelegen hatte. «Könnte ich eigentlich auch», sagte ich, obwohl ich keinen Appetit hatte. Aber ich hatte auch keine Lust, den ganzen Vormittag wie abgeschnitten in meinem Büro zu sitzen.
Wir suchten uns ein kleines Café, wo wir ungestört waren. Rudolf stellte sich eine Mahlzeit zusammen, die für den ganzen Tag reichte. Ich begnügte mich mit einem Toast.
«Wo ist Jochen Becker?», fragte ich, nachdem wir die Bestellung aufgegeben hatten.
«Schläft wahrscheinlich noch, er war bis sechs im Einsatz. Es reicht, wenn er um vier kommt. Dann kann er Posten bei Godbergs Nachbarn beziehen. Schmitz ist überzeugt, dass die Koska sich heute eine Spritztour nach Köln gönnt.»
«Woraus zieht er die Gewissheit denn diesmal?» Blöde Frage. Sie hatte doch schon gestern vehement mit Alex übers Auto verhandelt.
Rudolf grinste. «Aus ihrem Hormonhaushalt, nehme ich an. Sie kocht seit letzten Sonntag auf Sparflamme und wird sich wohl noch ein Weilchen gedulden müssen, ehe sie Odenwalds Nähe genießen darf. Deshalb erscheint es mir auch logisch, dass sie es heute nochmal bei dir probiert. Ich hoffe sogar inständig, dass sie es tut. Sobald sie aus dem Haus ist, schick ich Becker rein. Schmitz passt das nicht, aber einen anderen akzeptiert Godberg ja nicht. Und man muss auch an das Kind denken, das könnte zum Problem werden, wenn ein fremdes Gesicht auftaucht. Becker kann nochmal als Grossert auftreten und zur Not eine Kleinigkeit kaufen. Und Godberg braucht ein bisschen Aufmunterung. Schmitz versucht das Geld aufzutreiben.»
«Will er eine Bank plündern?», fragte ich.
«Nein, die Asservatenkammer. Sie haben neulich eine größere Summe sichergestellt. Blüten, sollen aber gut gemacht sein. Er will zusehen, dass er die lockermachen kann. Wird nicht leicht, schätze ich. Da sind garantiert drei Dutzend Anträge auszufüllen.»
Er ließ sich Zeit, plauderte noch minutenlang über seine Ansicht, dass Maren nicht halb so blutrünstig sei, wie Godberg uns habe glauben machen wollen, und über die Tatsache, dass Schmitz bei all seiner Psychologie den Bluthund nicht verleugnen könne. «Diese Jungs meinen immer, wenn sie auf der Bildflache erscheinen, müsste das wie am Schnürchen laufen. Aber was willst du machen in einem so untypischen Fall? Wenn wir früher eingeschaltet worden wären, ich meine, ehe Odenwald sich mit der ersten Million absetzen konnte.»
Die Spekulationen, wie es dann hätte ablaufen können, ersparte er mir. Erst nach seinem Rührei kam er zum Kernpunkt. Die Verdauungszigarette zwischen den Fingern, lehnte er sich zurück. Die halbe Stunde Abschalten und Atemholen war vorbei. Eine Aufforderung kam nicht, nur ein Blick.
«Keine große Aktion», begann ich. «Ein oder zwei Leute höchstens und die auch nur als Spaziergänger.»
Rudolf nickte bedächtig. «Wo sollen sie spazieren gehen?»
Wenn ich es nur genau gewusst hätte. Aber ich war nie in das Wochenendhaus des alten Koska eingeladen worden. Und den dicken Müller danach zu fragen, war ein Unding. Möglicherweise telefonierte Maren auch jetzt hin und wieder noch mit ihm. Aber wozu gab es Ämter? Manchmal ist deutsche Gründlichkeit und Bürokratie ein Segen. Als wir zurückfuhren, war mir etwas wohler.
«In spätestens einer Stunde wissen wir, wo das Haus ist», meinte Rudolf. «Dann schicke

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