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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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ich Scholl und Helga hin, die gehen garantiert kein Risiko ein.»
Er klopfte mir auf die Schulter, riet noch: «Denk nur an das, was Frau Godberg heut früh zu ihrem Kleinen gesagt hat. Es geht ihr gut. Wir unternehmen nichts, um das zu ändern.»
Dann ging er, um seine Pflicht zu tun. Ich saß wieder in meinem Büro wie bestellt und nicht abgeholt und war dankbar für jede Ablenkung. Am Vormittag gab es keine. Sie waren alle zu beschäftigt, um mir Gesellschaft zu leisten. Ich wollte auch nicht unnötig herumlaufen und den Eindruck erwecken, ich sei auf Informationssuche, um Frau Koska, nachdem ich ihren Hormonhaushalt ausgeglichen hatte, noch in anderer Weise zufrieden stellen zu können.
Rudolf kam um die Mittagszeit noch einmal, nur um rasch zu sagen, dass Koskas Wochenendhaus in der Eifel nicht mehr existierte. Es hatte dafür nie eine Baugenehmigung gegeben. Vor zehn Jahren war das Haus abgerissen worden. An der Stelle befand sich jetzt eine Fichtenschonung. Rudolf ließ sie auf frische Grabespuren und aus der Erde ragende Rohre checken.
«Nur zur Sicherheit», sagte er. «Könnte ja sein, dass die Frau heute Morgen nur kurz telefonieren durfte und dann wieder weggesperrt wurde. Könnte auch sein, dass der Doktor sich dort irgendwo aufhält. Zu Odenwald passt es nicht, dass er selbst einen Spaten in die Hand nimmt.»
Nur zur Sicherheit ließ er auch die Umgebung der Fichtenschonung überprüfen, weil dem alten Koska ein größeres Stück Wald gehört hatte und die Möglichkeit bestand, dass er an anderer Stelle ein neues Häuschen ohne Genehmigung gebaut hatte. Ich konnte mir das nicht vorstellen. Wozu hätte ein Mann, der vor zehn Jahren schon über achtzig gewesen war, noch ein Wochenendhaus errichten lassen sollen?
Jochen kam schon um zwei zum Dienst, schaute auch mal kurz bei mir herein und wollte wissen: «Was Neues?»
«Ein Lebenszeichen von Ella», sagte ich.
«Gott sei Dank», meinte er, kam näher und dämpfte die Stimme, als gäbe es Wanzen in meinem Büro. Vielleicht gab es welche. «Hat Grovian mit dir über die Bedingung gesprochen, die Godberg gestellt hat?»
«Welche Bedingung?»
«Wenn wir für ihn den Kreditgeber spielen können, will er, dass du ihm das Geld bringst. Du und kein anderer.»
«Warum ausgerechnet ich?»
«Frag mich was Leichteres», sagte Jochen. «Er hat es mir nicht erklärt. Vielleicht will er dir bei der Gelegenheit einfach ein paar Sachen über eine Sau erzählen, von denen er meint, dass du sie nicht weißt, aber wissen solltest. Du hättest dich nicht als Konni outen dürfen. Das hat ihn ziemlich aus der Bahn geworfen. Aber er ist nicht in der Position, Bedingungen zu stellen. Er soll froh sein, wenn er das Geld kriegt.»
Da Rudolf dieses Thema weder bei der Besprechung noch beim Frühstück angesprochen hatte, konnte ich wohl davon ausgehen, dass sie nicht einverstanden waren. Dabei hatte er mir das Gefühl vermittelt, ich säße mit im Boot. Vielleicht nur ein Trick. Tun wir so, als hätten wir grenzenloses Vertrauen zu Metzner, dann halten wir ihn besser unter Kontrolle.
«Noch haben sie die Viertelmillion ja nicht», sagte Jochen und brach wieder auf, um seinen Posten bei Kremers zu beziehen.
Kurz nach ihm schaute Schmitz bei mir rein, ehe er nach Düsseldorf fuhr, um die drei Dutzend Anträge auszufüllen. Er brachte mir einen Kaffee, damit ich bei Kräften blieb. Nervös war er und gab sich keine Mühe, es zu verbergen. Kurz zuvor hatte er erfahren, dass Maren sich für einen Ausflug vorbereitete. Wie ich mich entschieden hätte, fragte er nicht, betrachtete mich nur nachdenklich. «Sind Sie sicher, dass Sie die Situation unter Kontrolle behalten? Wenn Sie Frau Koska stutzig machen …»
«Keine Sorge», unterbrach ich ihn. «Ich bin voll einsatzfähig und weiß auch genau, was von meinem Verhalten abhängt. Ich fühle mich zwar beschissen, aber wenn es drauf ankommt, lasse ich weder den Kopf hängen noch sonst etwas.»
Völlig überzeugt schien er von meiner Behauptung nicht, gab noch ein paar gute Ratschläge, die ich auch ohne seine Empfehlung beherzigt hätte. «Geben Sie sich völlig ahnungslos. Keine Fragen nach Rex oder seinem derzeitigen Aufenthaltsort. Und erwähnen Sie auf gar keinen Fall den Namen Odenwald.»
Dann war auch er wieder weg. Und eine knappe Viertelstunde später kam jemand mit der Botschaft: «Frau Koska hat das Haus gerade verlassen. Sie ist nun auf dem Weg nach Köln.»
Und dabei dieser wissende Blick. Ich kam mir vor wie ein seltenes Tier.

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