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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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Besprechungsraum. Schmitz sah zerknittert aus, als hätte er seinen gestrigen Elan in einem Tag aufgezehrt. Und in der Nacht, muss man der Fairness halber dazu sagen. Er hatte die ganze Nacht auf irgendwelche Ergebnisse oder Ereignisse gewartet und erst gegen Morgen in einer Gewahrsamszelle noch etwas Schlaf gefunden. Trübsinnig schaute er in seinen Kaffee und bekam den Mund nicht auf. Kriminalrat Eckert war zwar wie aus dem Ei gepellt, wusste aber offenbar auch nicht, was er sagen sollte.
Rudolf wirkte wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung. Es sprach einiges dafür, dass er den Ton angab und die Kölner Kollegen sich dem fügten. Und er hielt es offenbar nicht für sinnvoll, mich völlig auszuschließen. Zwei gute Nachrichten vorweg. Frau Koska hielt sich immer noch bei Herrn Godberg auf. Und der kleine Sven hatte gegen sieben Uhr morgens mit seiner Mama telefonieren dürfen.
Der Anruf war auf dem Hausanschluss eingegangen und abgehört worden. Mehr als: «Es geht mir gut, Schatz», hatte Ella zwar nicht von sich gegeben, und das auch noch undeutlich, weil sie in ein Handy sprach, das sehr schlechten Empfang gehabt hatte. Trotzdem ein Grund für befreites Aufatmen. Schmitz jedenfalls hatte mit seiner Prognose falsch gelegen und mit der nächtlichen Razzia ein unnötiges Risiko heraufbeschworen. Jetzt konnten wir nur hoffen, dass Frau Koska ihrem Elternhaus nicht im Laufe des Tages einen Besuch abstattete. Aber warum sollte sie das tun?
Damit kam Rudolf zu der nächtlichen Aktion. Es war nichts dabei herausgekommen, was wir nicht schon gewusst oder zumindest vermutet hätten. Sie waren da gewesen – Ella Godberg wahrscheinlich nur kurze Zeit, um ihre Verletzung notdürftig zu versorgen und sie für den weiteren Transport ruhig zu stellen. Helmut Odenwald seit Anfang März. Die Ratte alias der Doktor war ein paar Wochen später dazugestoßen. Etwa ab Mitte April war der ungepflegte Typ in der Lederjacke mehrfach in Kerpen gesehen worden, hauptsächlich beim Chinesen, wo er häufiger Essen für zwei Personen abgeholt hatte.
Die letzte Pizzalieferung hatte Odenwald selbst am 28. Mai in Empfang genommen. Das war der Mittwoch nach der Entführung, und die Lieferung war nur für eine Person gedacht gewesen. Der Bote hatte Odenwald anhand der bearbeiteten Fotos wiedererkannt. Das deckte sich auch mit den Beobachtungen anderer Zeugen.
Am vergangenen Nachmittag war im Gewerbegebiet und in der Boelcke-Kaserne eine Art Umfrage gestartet worden. Etliche übereinstimmende Auskünfte besagten, dass Koskas Haus seit Ende Mai wieder denselben unbewohnten Eindruck machte wie in den ersten Monaten nach dem Tod des Hausbesitzers.
Wie es schien, war ich der Letzte, der die beiden Männer gesehen hatte, am ersten Juni – in dem roten Golf. Der war gestern – mit Hamburger Kennzeichen – in einem Kölner Parkhaus entdeckt worden. Wie lange er schon dort gestanden hatte, wusste niemand. Nun stand er bei der Kriminaltechnik (KTU). Ein lohnendes Objekt. Sitzbezüge, Fußmatten, der Kofferraum, Erdproben aus Reifenprofilen und Fingerabdrücke, es waren eine Menge Spuren zu sichern. Die KTU hatte die ganze Nacht daran gearbeitet, die Kiste auseinander zu nehmen. Ergebnisse lagen noch nicht vor. Das konnte auch noch dauern.
Kurze Spekulation, ob der Golf von den männlichen Tätern als Fluchtfahrzeug für Frau Koska bereitgestellt worden war. Es war schließlich ihr Auto, und sie war darin am vierundzwanzigsten Mai angereist. Nicht nur «unsere Leute», wie Rudolf das ausdrückte, obwohl die meisten der Leute aus Köln kamen, hatten sich am vergangenen Nachmittag die Schuhsohlen abgelaufen. Auch Hamburger Kollegen waren unterwegs gewesen, um Erkundigungen einzuziehen.
Maren hatte am vierundzwanzigsten Mai vormittags noch eine Gruppe von Interessenten durch eine Wohnung geführt. In Richtung Kerpen aufgebrochen war sie vermutlich erst am frühen Nachmittag. Ein Nachbar hatte gesehen, wie sie in den Golf stieg und losfuhr. Da war sie bereits mit dem eleganten dunkelblauen Kostüm bekleidet gewesen, in dem sie abends beim Klassentreffen erschienen war. Und dass sie vor ihrem Aufbruch großartig Gepäck ins Auto geladen hätte, war dem Nachbarn nicht aufgefallen. Natürlich bestand die Möglichkeit, dass sie Kleidungsstücke in ihrem Elternhaus aufbewahrte, weil sie sich seit März doch häufig am Wochenende dort aufgehalten hatte und vielleicht nicht immer mit Gepäck hin- und herfahren wollte. Aber weibliche Bekleidung jüngeren

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