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Mit den Augen eines Kindes

Mit den Augen eines Kindes

Titel: Mit den Augen eines Kindes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hammesfahr Petra
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drei. Ella war blass und verstört, gab irgendwelche Zeichen. Dem schmächtigen Stinktier schenkte Alex nicht sofort die notwendige Beachtung, weil die imposante Erscheinung von Rex dominierte und der das Reden übernahm. Er gab vor, für einen Bekannten eine Uhr auslösen zu wollen. Nur hatte er keinerlei Vollmacht, wusste nicht mal genau, welche Uhr er haben wollte.
    Alex weigerte sich, den Wandsafe zu öffnen. Energisch forderte er das Trio auf, sein Haus auf der Stelle zu verlassen. Ella gab immer noch Zeichen, und endlich bemerkte Alex die Pistole. Die Ratte hielt sie locker in der nach unten hängenden Hand, zog nun einen Schalldämpfer aus einer Jackentasche, den er an der Mündung befestigte. Dann richtete er die Waffe auf Ella.
    Alex öffnete den Wandsafe, breitete die Kostbarkeiten auf dem Schreibtisch aus, legte ein Päckchen Betriebskapital dazu und hoffte inständig, Rex möge alles nehmen und verschwinden. Das Geld nahm er auch – als Vorschuss –, betrachtete die einzelnen Stücke mit anerkennendem Blick und wollte wissen, welchen Wert die Münzsammlung habe. Dann meinte er, es ginge bestimmt schneller, wenn Alex den Verkauf übernähme. Bei einer Spekulation über diese und andere im Haus befindliche Werte kam Rex auf die runde Summe von zwei Millionen.
    Alex tippte sich an die Stirn und erklärte, das sei unmöglich. Die meisten Sachen gehörten ihm ja gar nicht und waren in der Regel nur mit einem Bruchteil des eigentlichen Wertes beliehen. Daraufhin bekam er von Rex einen Klaps auf die Nase.
    Gleich im Anschluss deutete Rex mit einer Kopfbewegung auf Ella. Die Ratte drückte ab und schoss Ella in den ohnehin schon gebrochenen Arm. Sie schrie vor Schmerz und Schock, rannte in Panik aus dem Arbeitszimmer, die Ratte hetzte ihr nach. Alex lief hinterher, Rex und das Weib folgten.
    Im Wohnzimmer hatte die Ratte Ella ein Messer an den Hals gesetzt. Rex drückte seine Hoffnung aus, dass Alex nun begriffen habe, wie ernst die Lage sei. Die Kugel sei kein Problem. Sein Begleiter habe eine medizinische Ausbildung, könne den Schaden rasch und für Ella völlig schmerzlos beheben, vorausgesetzt, man werde sich nun einig. Anderenfalls dürfe der Doktor sich einmal richtig austoben. Er habe im ehemaligen Jugoslawien gelernt und könne sogar Geschlechtsumwandlungen vornehmen, das mache ihm besonderen Spaß, wenn die Patientin nicht narkotisiert sei.
    Zum Beweis seiner Fähigkeiten pulte die Ratte mit dem Messer in Ellas Wunde herum, als wolle er die Kugel auf der Stelle herausholen. Ella schrie erneut vor Schmerz. Alex wollte dazwischengehen und fing sich von Rex die zweite Ohrfeige ein. Das Weib wandte sich – vielleicht angewidert, vielleicht aber auch nur gelangweilt – der Terrassentür zu und entdeckte die beiden Kinder im Garten.
    Den Rest kannte ich zur Genüge. Nein, nicht ganz. Nachdem Alex meinen Sohn heimgeschickt hatte, machte sich die Ratte erneut und diesmal heftiger an Ellas Arm zu schaffen, sodass Alex schon dachte, er wolle ihn aus dem Gelenk schrauben. Anschließend erklärte Rex, man werde Ella nun mitnehmen, die Kugel entfernen und die Wunde behandeln, bis Alex die gewünschte Summe beisammen habe.
    Man räumte ihm dafür eine großzügig bemessene Frist ein. Er möge nur bedenken, dass man für die medizinische Versorgung seiner Frau keinen sterilen Operationssaal zur Verfügung habe. Für den kleinen Eingriff könne man sich behelfen. Sollten jedoch größere Operationen erforderlich werden, eine Amputation oder gar die bereits erwähnte Geschlechtsumwandlung, weil Polizei ins Spiel käme, könne es für Ella sehr kritisch werden.
    Über seinen nüchtern vorgebrachten Rapport hatte er unentwegt mit seinem Kaffeelöffel gespielt und war merklich blasser geworden, was den Wahrheitsgehalt unterstrich. Man mochte noch so überzeugend lügen können, willentlich die Gesichtsfarbe wechseln konnte niemand. «Wenn sie mich zusammengeschlagen, angeschossen oder mit einem Messer traktiert hätten, okay», sagte er. «Aber Ella … Ich kann und will kein Risiko eingehen. Und wir sind nicht in Italien. Sie können mir nicht verbieten zu zahlen.»
    Endlich legte er den Löffel hin, sprach mit gefasster Stimme weiter. Nachdem die beiden Kerle mit Ella weg waren, qualmte das Weib ihm die Bude voll, verlangte unentwegt frischen Kaffee und nörgelte, weil sie auf einen längeren Aufenthalt nicht eingerichtet war. Sie führte zwei Telefongespräche, bei denen sie Termine absagte – mit großem Bedauern,

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