Mit der Hoelle haette ich leben koennen
Quadratmetern für die erste Nacht ein. Wie die anderen bemühte ich mich um ein bisschen Privatsphäre, doch es gab keine menschliche Regung, die unentdeckt geblieben wäre. Dinge wie Privatsphäre oder Intimität gehörten scheinbar zu einem Leben, das Tausende Kilometer hinter mir lag.
Außer Johanna kannte ich niemanden. Ich war erleichtert, als sie das Bett unter mir bezog.
»Gräm dich nicht«, lautete ihr knapper Kommentar zu den Zuständen im Quartier - offenbar konnte sie mir deutlich ansehen, wie ich mich fühlte.
Die anderen Frauen schienen bereits abgehärtet, unterhielten sich jedenfalls zum Teil ausgelassen. Sie kannten den Alltag im Einsatz und waren nicht sonderlich erpicht darauf, ihren wohl verdienten Feierabend mit uns Tappsies zu verbringen.
Lediglich geduldet, versuchten Johanna und ich die gewohnten Abläufe im Zelt möglichst nicht zu stören. Doch egal, was wir taten, die anderen Frauen betrachteten uns wohl als Eindringlinge.
»Kann ich die Steckdose hier benutzen?«, fragte ich in den Raum hinein, nachdem ich meinen Waschbeutel und ein paar Klamotten ausgepackt hatte.
»Klappe halten, Steckdose nehmen, wenn Steckdose da, und gut ist«, blaffte mich die »freundliche« Frau Oberfeldwebel an, die ich schon aus Tetovo kannte und die im Bett gegenüber lag. Finster musterte sie mich aus ihren stahlblauen Augen, und es bestand kein Zweifel daran, was sie von mir hielt.
Das kann ja eine harmonische Zeit werden, dachte ich nur und drehte ihr den Rücken zu.
Die Dusche am ersten Abend im Lager genoss ich sehr, auch wenn sich meine Befürchtungen bewahrheiteten: Keinem Soldaten standen mehr als zwei Minuten für Körperpflege zu. Wer zu lange unter dem warmen Wasserstrahl stand, bekam den Unmut der anderen zu spüren. So auch ich.
Während ich mir nämlich gerade Shampoo auf dem Kopf verteilte, stand eine meiner Kameradinnen schon ungeduldig vor der Dusche und komplimentierte mich mit einem »Jetzt sieh aber mal zu!« aus der Kabine.
Wasser war in dieser Region nun mal ein zu kostbares Gut, als dass man es zu ausgiebig fürs Duschen hätte verschwenden können.
Ich wusch mir schnell das Shampoo vom Kopf und trollte mich zurück in mein Zelt. Eine halbe Stunde später schlief ich vor Erschöpfung ein. Es sollte für lange Zeit die letzte Nacht ohne Alpträume sein.
Am nächsten Morgen suchte ich noch vor dem Frühstück ein paar Kartons und herumliegende Holzteile zusammen, um mir daraus ein Regal zusammenzuzimmern, das gleichzeitig als Nachtschrank fungieren sollte. Johanna beobachtete mich stumm, und auch ich sprach kein Wort, war doch das Entsetzen über den Zustand unserer Unterkunft zu gegenwärtig.
»Mach es dir bloß nicht zu bequem. Nicht, dass du dich hier bald wohlfühlst und am Ende nicht mehr zurückwillst«, witzelte eine altgediente Kameradin, die mir zusah.
»Du kannst dir einen echten Mahagonischrank neben dein Bett stellen, an der brüllenden Hitze und den durchgeknallten Einheimischen ändert das gar nichts. Ich bin seit drei Monaten hier, ich weiß es.« Damit verließ sie mich.
Im ersten Moment war ich stinksauer, ärgerte mich über das dämliche Gerede - woher hätte ich auch wissen sollen, dass ich sehr bald schon genauso denken würde.
Nachdem ich mehr schlecht als recht etwas Schrankähnliches für meine Sachen zusammengeschustert hatte, fragte ich Johanna: »Wie spät ist es? Müssen wir schon zum Frühstück?«
»Ein paar Minuten hast du noch«, erwiderte sie und begann, ihr Bett zu machen.
Also entnahm ich der Transportbox schnell meine Habseligkeiten, um sie vorsichtig einzusortieren. Zuerst griff ich nach dem CD-Player.
»So einen hab ich auch dabei« sagte Johanna.
Darauf ich: »Der ist überlebenswichtig. Nichts geht ohne Musik, oder?«
Sie nickte, und ich räumte hastig weiter: Kulturbeutel mit Waschzeug, Parfüm, Cremes und Tiegel, Schuhputzzeug, Baseballcap für den Bad-Hair-Day, Toilettenpapier, Wurfmesser, Utensilien für die Reinigung der Waffen, Wasserkocher, Tee, Handschuhe, Taschentücher, Notizbücher, Stifte, Tagebücher, Fotokamera samt Filmen,
Videokamera, Regenschutz, Turnschuhe, Sportzeug, Badeanzug, Badeschlappen, Sonnenbrille, Sonnenschutz, dicke Socken, Handtücher in allen Formen und Größen und Rei in der Tube.
»Du bist ja wie für die Ewigkeit ausgestattet«, meinte Johanna erstaunt.
»Wieso?«, fragte ich und räumte meine Uniform zum Wechseln und ein paar Jeans, Pullis und T-Shirts ein.
»Das hier ist ja ein ganzer
Weitere Kostenlose Bücher