Mit der Liebe eines Highlanders
hungriger«, ergänzte er und blickte zu der Stelle, wo der Tümpel sich in das Tal ergoss. Er ging zurück ans Feuer, setzte sich und schürte es, bis die Flammen wieder loderten.
Sadie starrte den Stab an, den er als Schürhaken verwendete. Was er sagte, was sie eben gesehen hatte, war … es war der Stoff von Fantasien und alten Legenden, die immerzu weiterlebten, obwohl die moderne Wissenschaft sie wegerklärte.
Doch vermochte die Wissenschaft ihre verschwundenen Narben nicht zu erklären, auch nicht die Tatsache, dass sie jetzt lebte. Und sie fand auch keine Erklärung. Ihre Theorie, tot zu sein, ergab mehr Sinn, doch hoffte sie aus ganzem Herzen, am Leben zu sein. Bald würde sie eine kleine Schwester bekommen, und sie wollte zugegen sein, wenn das Kind geboren wurde. Sie wollte sehen, wie ihre Mutter heiratete. Sie wollte eigene Kinder bekommen.
Also ja. Sie wollte an den Zauber glauben.
In diesem Moment trat Morgan zwischen den aufragenden Bäumen hervor. Er blieb stehen und starrte sie an. Von seinem Gürtel hingen etliche Forellen, sein Schwert trug er noch auf dem Rücken, und wenn sie genau hinsah, konnte sie denselben Krieger sehen wie in der Vision, die der Priester ihr gezeigt hatte.
Da wusste Sadie, dass sie Morgan liebte, egal, welche Umstände sie zusammengeführt hatten.
Sie warf sich ihm in die Arme und brach in überglückliches Lachen aus, zuversichtlich, dass er sie auffangen und festhalten würde – für immer.
»Wir sind am Leben.« Sie lachte in sein erschrockenes Gesicht, das sie nicht aufhören konnte, mit Küssen zu bedecken. »Wundervoll lebendig, dank der Magie eines Zauberers.«
Er hielt sie so fest, dass sie ihre letzten Worte mehr quietschte als sprach. Er begrub sein Gesicht an ihrem Hals, am ganzen Körper zitternd. Vor Erleichterung, wie sie vermutete.
»Ihr beide bringt mehr Zeit mit Liebkosungen zu als mit der Sorge um praktische Dinge«, rief Vater Daar vom Feuer her. »Für diese Torheiten habt ihr ein ganzes Leben lang Zeit, Morgan. Ich möchte mein Abendessen.«
Sie noch immer fest an sich drückend, trug Morgan Mercedes ans Feuer und setzte sie neben den Priester hin. Er riss die Forellen vom Gürtel und warf sie Vater Daar vor die Füße.
»Dann iss, Alter«, sagte Morgan und warf erst Sadie einen Blick zu und dann dem Priester. »Im Moment habe ich keine Zeit. Ich muss den Heckenschützen suchen, ehe er uns wiederfindet.«
Sadie war auf den Beinen, ehe sie ausgeatmet hatte. »Das wirst du nicht! Der Mann hat eine Flinte, und du hast nur dieses … dieses Schwert«, sagte sie mit Nachdruck und deutete auf die unzulängliche Waffe, die ihm über den Kopf ragte. »Du bleibst hier.«
Morgan packte sie an den Schultern und sah ihr fest in die Augen. »So schön und warm dieser Ort ist, können wir uns hier nicht ewig verbergen, gràineag . Wir müssen hier weg, und das können wir erst, wenn ich sicher bin, dass wir nicht gefährdet sind.«
Er zog sie liebevoll an sich und drückte ihren Hinterkopf gegen seine Schulter. »Ich werde mich vorsehen, Weib. Er wird mich nicht mal kommen sehen.«
»Es … es sind nicht Dwayne und Harry«, murmelte sie an seiner Schulter und versuchte ein wenig abzurücken, um ihn anzusehen. Er aber lockerte seinen Griff nicht. »Tu ihnen nichts. Es ist jemand anders.«
»Ich weiß, Mercedes. Ich lasse sie in Ruhe.« Endlich lehnte er sich zurück, um sie anzusehen, nun ihr Haar festhaltend. Sein Griff verlieh seinen Worten Nachdruck. »Im Gegenzug musst du versprechen, hier bei Daar zu bleiben. Bei dem Druiden bist du sicher.«
Er hielt sie so fest, dass sie nicht einmal nicken konnte. Sein ganzer Körper war voller Anspannung.
»Ich werde ihn beschützen«, sagte sie stattdessen.
Vater Daar schnaubte vor Zorn.
Morgans rechter Mundwinkel zog sich amüsiert hoch. Er küsste sie fest auf die Lippen, dann trat er zurück.
»Warte.« Sadie drehte sich zum Priester um, als sie die Lederschnur löste, die sie noch immer trug. »Vater Daar, gib Morgan einen anderen Astknoten, den er mitnehmen kann«, sagte sie und reichte dem Priester die Schnur.
Vater Daar drückte seinen Stab schützend an seine Brust und befingerte die leere Lederschnur, die nun in seiner Hand war. »Ich kann nicht«, sagte er und ließ mit verlegenem Schulterzucken den Blick von ihr zu Morgan wandern. »Ich habe nurmehr einen einzigen Knoten von richtiger Größe, der genug Kraft hat, um etwas zu bewirken«, erklärte er. »Wenn ich ihn abschneide, wird mein
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