Mit der Liebe eines Highlanders
Mann heiraten wird, der wie … wie Morgan ist? Dass er alt ist … und auch Krieger?« Sadie rappelte sich auf die Füße hoch und ballte die Hände zu Fäusten. »Was sagst du?«, rief sie laut.
Vater Daar erhob seinen Stab in die Luft und murmelte leise Worte vor sich hin. Sadies Augen wurden groß, als sie sah, dass der Stab fast zu doppelter Größe anwuchs und leise vibrierend zu summen anfing.
»Fass an, Mercedes«, sagte Daar und streckte ihr den Stab entgegen. »Wenn du verstehen willst, dann halte ihn, und ich werde es dir zeigen.«
Sie wich zurück. »Nein.«
»Ach, komm schon, Mädchen«, schmeichelte er. »Wo bleibt dein Abenteuergeist? Möchtest du nicht wissen, wer dein Mann wirklich ist?«
Sie verstand nichts von alldem. Was er da sagte, war unmöglich. Doch waren ihre Narben verschwunden, sie befand sich in einem veritablen Regenwald, den es in Maine und Umgebung nicht geben sollte, und der Stab des alten Priesters glühte nun wie ein Blitzstrahl.
Zögernd, aber mit mehr Neugierde als Angst, streckte Sadie die Hand aus und ergriff den erstaunlich kühlen Stab.
Licht drang in ihren Kopf ein, strahlende Blitze, die sie hätten blenden müssen, doch konnte sie sehen, dass etwas langsam vor ihrem geistigen Auge auftauchte. Eine Szene wie aus einem Bilderbuch. Männer hoch zu Ross, mit Schwertern bewaffnet und seltsam gekleidet. Einige ganz nackt. Sie fochten einen gewaltigen Kampf aus.
Sie roch den Staub, den die Pferde aufwirbelten. Sie hörte Schwerter klirren. Sadie erkannte Morgan sofort. Und Callum. Sie sah, wie Callum einen Mann, dessen Gesicht farbig bemalt war, aus dem Sattel werfen wollte. Über ihren Köpfen zuckten Blitze, Donnerschläge hallten. Die Luft um sie herum wurde von der Energie eines rasch niedergehenden Unwetters aufgeladen.
Ein Wolkenbruch hüllte plötzlich das Chaos ein und verdunkelte ihre Sicht. Eine Explosion von Licht ließ Sadie jäh zusammenzucken. Sie umfasste den Stab des Priesters fester. Plötzlich gab es nurmehr ruhiges weißes Licht, rein wie der Mittelpunkt der Sonne, an den Rändern von einem gedämpften Farbspektrum beschattet.
Die Männer erschienen wieder, nun nicht mehr kämpfend, sondern benommen und verstreut auf der Erde liegend, die dieselbe, aber dennoch anders war. Üppiger. Grüner. Es gab Gebäude. Personenwagen und Trucks schossen vorüber.
Sadie, die nach Morgan Ausschau hielt, entdeckte ihn und sah, dass er erst an seinen Kopf griff und die Hände vor die Augen hielt. Dann betastete er seinen Körper, als glaube er nicht, dass er existierte. Sie schrie auf, als sie die Angst in seiner Miene sah, die Verwirrung, das Entsetzen über das, was ihm zugestoßen war.
Pferde und Männer lagen durcheinander, die Tiere vor Angst wie betäubt, brüllend, immer wieder bemüht aufzustehen. Sadie sah, wie Morgan zu einem der Pferde rannte, und erkannte es als jenes, das er bei ihr ersten Begegnung geritten hatte.
»Wie heißt es?«, fragte sie den Priester leise, der vor ihrem geistigen Auge neben ihr stand und zusah.
»Gràdhag«, antwortete Daar. »Das heißt ›Haustier‹.«
Sadie ließ den Stab los und trat zurück. Die Vision verschwand so mysteriös, wie sie gekommen war. Sie drehte sich um und starrte über den noch immer schimmernden Tümpel, den der Wasserfall schuf.
»Deshalb also fürchtet Morgan Unwetter«, sagte sie. »Er geriet in ein Gewitter, wurde aus seiner gewohnten Umgebung gerissen und … in diese Welt versetzt.«
»Ja. Er war auf diese Reise nicht erpicht«, gestand Vater Daar, der neben ihr stehend auch auf den Wasserfall blickte. »Ebenso wie er auf das neue Leben, das er nun führen muss, nicht erpicht ist.«
Er fasste nach ihrer Schulter und drehte sie sachte zu sich um. »Bis jetzt, Kind. Er hat dich gefunden, Mercedes. Und er wird nicht zulassen, dass sich etwas zwischen euch drängt. Weder meine Zauberkraft noch die Schwärze, die dieses Tal heimsucht, nicht einmal dein Unvermögen zu glauben. Er hat sein Gelübde vor Gott und Mensch abgelegt und dich als sein Eigen gefordert. Jetzt gehört ihr einander. Nimm also hin, was ich dir zeigte, als das Geschenk, das es ist.«
»Morgan hat dich Druide genannt. Was heißt das? Wer bist du?«
»Ich bin das, was man in eurer modernen Sprache einen Zauberer nennen würde, und ich bin fast fünfzehnhundert Jahre alt.«
»Ein Zauberer?«, wiederholte sie, einen Schritt zurückweichend.
Er sah sie finster an. »Und ein Priester«, sagte er defensiv. »Und noch dazu ein
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