Mit der Liebe eines Highlanders
tretend. Verdammt, sie wusste, dass er das kaputte Handy für die Versicherung brauchte.
»Ich habe es nicht mehr. Es liegt auf dem Grund des Prospect River wahrscheinlich schon auf halbem Weg zum Penobscot.« Sie machte sich auf den nächsten Ausbruch gefasst. »Ebenso das GPS. Mein Gepäcksack ist über Bord gegangen, als ich bei Portage Falls umkippte.«
Anstatt der erwarteten Explosion folgte Stille. Erics Blick schoss zu dem auf dem Dach ihres Wagens festgezurrten Kajak. Dann sah er sie mit fassungsloser Miene an.
»Du bist eine erfahrene Kajakfahrerin, Quill. Du kippst an einem zweitrangigen Wasserfall nicht um.«
Sie zog die Schultern hoch. »Tja, jeder hat mal einen schlechten Tag.«
»Warum war dein Gepäcksack nicht im Trockenfach?« Er blickte wieder zu dem neunzehn Fuß langen gelben Kajak hin.
Das Boot war eigentlich ein Ozean- oder Stillwasserkajak, da Sadie meist auf Seen oder Flüssen mit geringer Strömung unterwegs war. Nur weil sie gelegentlich rascher fließende Gewässer zu bewältigen hatte, wollte sie nicht zwei Boote mit sich herumschleppen. Ihr armseliges Kajak war trotz der Spuren, die langjähriger Gebrauch hinterlassen hatte, noch immer ein famoses Boot, ein Geschenk ihres Vaters zu ihrem sechzehnten Geburtstag.
»Das Fach ist aufgegangen«, sagte sie mit unbewegter Miene.
Ganz plötzlich war Erics Zorn verraucht. Er schüttelte den Kopf. »Und was hast du da oben bei Portage Falls zu suchen? Glaubst du, Jedediahs Gold ist so weit im Norden?«
»Ich habe den Fluss im Hinblick auf mögliche Lagerplätze kartographiert.«
»Für diese Sachen ist später auch noch Zeit«, sagte er und tat ihre Arbeit mit einer Handbewegung ab. »Du musst das Gold finden. Es ist der Dreh- und Angelpunkt des Naturparks.«
»Ich bin auf der Suche, Eric. Ehrlich, ich bin tagtäglich draußen und suche.« Sie seufzte und strich sich über die Stirn. »Dad war besessen davon, Plums Gold zu finden. Das weißt du doch. Ich habe die Schulferien, jeden Sommer und jedes Wochenende mit der Suche nach Jedediahs Claim verbracht.«
»Aus diesem Grund habe ich dem Konsortium empfohlen, dich einzustellen, Quill. Du hast die besten Chancen, es zu finden. Du kennst dieses Tal, und du kennst die Arbeit deines Vaters. Warum kannst du es dann nicht finden?«
»Immerhin besteht die Möglichkeit, dass es das Gold gar nicht gibt. Auch Dad war sich dessen bewusst. Maine ist nicht eben für Goldvorkommen bekannt.«
»Es existiert aber«, stieß Eric zähneknirschend hervor. »Frank hat sein Leben lang nach dem Gold gesucht.«
»Als Hobby. Er stieß auf Berichte über Jedediah Plum und grub sogar ein altes Tagebuch aus. Doch könnte es sich dabei ebenso gut um die romantischen Hirngespinste eines exzentrischen alten Einsiedlers gehandelt haben. Jedediah brüstete sich, er hätte den Ursprung des Waschgoldes des Prospect River gefunden, doch starb er vor fast achtzig Jahren als armer Schlucker.«
Plötzlich erhellte sich Erics Miene, und er übergab ihr die Papiere, die er in der Hand hielt. »Ich habe selbst Nachforschungen angestellt«, sagte er, als Sadie die Papiere entfaltete.
Sie hielt den Atem an, als sie sah, worum es sich handelte. »Wo hast du die gefunden?« Sie blätterte die Fotokopien eines alten von Hand geschriebenen Tagebuchs durch. »Das ist das Tagebuch, das Dad fand, ehe … nun, vor dem Feuer.«
»Ach?« Eric sah ihr über die Schulter. »Frank hat dieses Tagebuch besessen? Ich habe es in einem obskuren kleinen Holzfällermuseum etwa sechzig Meilen weiter oben im Norden entdeckt und die Erlaubnis bekommen, es zu kopieren. Es handelt sich um die Aufzeichnungen eines Zeitgenossen Jedediahs, eines Kochs in einem Holzfällercamp. Sieht aus, als wäre der alte Einsiedler kurz vor seinem Tod ein letztes Mal hierher zurückgekommen. Der Koch, ein gewisser Jean Lavoie, war der Meinung, er wäre hinter dem Gold her. Aber nach ein paar Tagen verschwand Jedediah wieder. Man fand seinen Leichnam erst im Frühling, als es taute.«
»Ja. Außerdem fand man heraus, dass er erschossen worden war«, setzte Sadie hinzu. »Dieser Abschnitt von Plums Leben – vielmehr sein Tod – ist gut dokumentiert. Ich kann nicht glauben, dass du das gefunden hast.« Sie sah Eric mit traurigem Lächeln an. »Ich habe versucht Dad gut zuzureden, er solle seine Nachforschungen wiederaufnehmen, doch war ihm nach dem Feuer sein Jagdfieber abhandengekommen.«
Eric trat zurück, um sie anzusehen, und lächelte verständnisvoll.
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