Mit der Liebe eines Highlanders
Füßen bekomme«, log sie rasch. »Ich muss mir neue Stiefel besorgen. Kannst du dich an Dads kleinen Revolver erinnern? Hast du ihn noch?«
Charlotte runzelte die Stirn. »Einen Revolver? Was hat der mit den Blasen zu tun?«
»Nichts. Mir fiel nur ein, dass Dad immer eine Waffe bei sich hatte, wenn wir wanderten. Und ich fragte mich, ob du sie noch hast.«
Ihre Mutter verzog das Gesicht. »Warum?«, fragte sie, setzte sich auf die geschlossene Toilette und sah Sadie an. »Hast du draußen in der Hütte Probleme? Hat dich jemand belästigt?«
Sadie schüttelte den Kopf. »Nein. Nichts dergleichen. Ich dachte nur, ich sollte vielleicht etwas zum Schutz bei mir haben.«
»Sadie, das meinst du nicht ernst. Frank hatte sie ja nur für Notfälle.«
»Genau dafür will ich sie auch. Glaubst du etwa, ich würde sie an der Hüfte tragen wie ein Revolverheld? Mom, ich bin da draußen meilenweit von allem entfernt. Ich möchte nur wissen, dass ich selbst mit allem fertigwerde, falls es ein Problem gibt.«
»Aber ein Revolver, Sadie? Weißt du überhaupt, wie man den benutzt?«
»Also, das nenne ich eine sexistische Bemerkung.«
»Du weißt, was ich meine. Das Geschlecht hat mit Unwissenheit nichts zu tun. Du wirst dir nur selbst in den Fuß schießen.«
»Dad hat mir den Umgang mit Schusswaffen beigebracht, als ich zwölf war.« Sie lächelte. »Und ich musste ihm versprechen, dass ich es dir nie verraten würde.«
Und sie hätte es ihr nie verraten dürfen, nach dem finsteren Blick zu schließen, mit dem ihre Mutter sie bedachte.
»Ich habe sie nicht mehr«, sagte nun Charlotte. »Nach Franks Tod habe ich sie Sheriff Watts gegeben, damit er sie entsorgt.«
»Warum?«
»Weil ich Schusswaffen nicht mag.«
Sadie verdrehte die Augen. »Mom, du lebst mitten in einem Jagdgebiet. Jeder verdammte Kombi hat eine Waffe im Kofferraum.«
»Das ist etwas anderes. Das sind Flinten, die Fleisch auf jeden Tisch in der Stadt bringen sollen«, schoss sie zurück, stand auf und sah Sadie wütend an. »Wenn du dich in den Wäldern nicht mehr sicher fühlst, solltest du wieder nach Hause kommen und diesen dummen Naturpark vergessen.«
Auch Sadie stand auf, vor allem vor Überraschung über den Ausbruch ihrer Mutter. »Ich dachte, du würdest den Naturpark befürworten.«
»Nicht wenn es bedeutet, dass meine Tochter wie eine Einsiedlerin im Wald lebt und eine Waffe tragen muss, damit sie sich sicher fühlt.«
Sadie atmete hörbar frustriert aus und rieb sich das Gesicht. Sie strich ihr Haar hinter die Ohren und zwang sich zu einem Lächeln. »Herrje, wenn es dich so bekümmert, dann vergiss, dass ich die Waffe erwähnt habe. Ich bin bei meiner Arbeit völlig sicher.«
»Aber das ist ja der Punkt, Sadie. Für dich ist es nicht nur ein Job. Dieser Park ist für dich zu einer Obsession geworden. Seit Eric Hellman dich in Boston anrief, bist du wie eine Getriebene. Du hast eine gute Position einfach hingeschmissen und warst in weniger als einer Woche hier. Und sieh dich jetzt an.« Sie nahm Sadie an den Schultern und drehte sie so um, dass sie in den Spiegel sehen konnte. »Du hast abgenommen.«
»Ich bin straffer geworden«, konterte Sadie und sah ihre Mutter im Spiegel finster an.
»Und du vernachlässigst dich«, fuhr Charlotte unbeirrt fort. »Seit einem halben Jahr haben deine Haare keine Schere mehr gesehen. Du benutzt keinen Sonnenschutz und deine Augenbrauen sehen aus wie behaarte Raupen.«
»Ich gehe heute zum Friseur.«
Charlotte hob Sadies linke Hand und drehte die Handfläche zum Spiegel. »Sieh dir das an«, sagte sie. »Schwielen, groß wie ein Vierteldollar. Kratzer. Insektenstiche. Abgebrochene Fingernägel.« Ihre Mutter untersuchte die Finger an der Hand, die sie festhielt. »Oder kaust du etwa wieder an den Nägeln?«
Sadie entzog ihr die Hand und starrte in den Spiegel, unfähig ein Wort zu äußern.
Charlotte drehte sich um und sah sie an. »Du bist von diesem Park so besessen, dass du wieder einmal die Tatsachen des Lebens vergisst. Du bist noch nicht mal dreißig und entwickelst dich jetzt schon zu einer dieser verschrobenen alten Jungfern, die sich Katzen halten.«
Sadie starrte ihre Mutter entgeistert an. »Ich habe Verabredungen«, stieß sie hervor und drehte sich weg.
»Du spulst die Routine ab«, erwiderte Charlotte hitzig und unbeirrt. Ihre zornige Handbewegung sprach Bände. »Und du bringst diese Verabredungen damit zu, die Burschen systematisch zu vergraulen, ehe sie dich näher
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