Mit der Liebe eines Highlanders
wenn ihr etwas zustößt. Ich bin zu sentimental.«
»Nein, mein Schatz. Du bist zu zerstreut«, sagte ihre Mutter freundlich. »Du bist immer so beschäftigt und so neugierig auf alles, dass du die Einzelheiten des Lebens übersiehst. Und deshalb brauchst du einen Ehemann.«
Sadie blieb auf diese Halbwahrheit die Antwort schuldig. Sie musste daran arbeiten, alles auf die Reihe zu bringen, aber ganz sicher brauchte sie keinen Mann, der es für sie erledigte. Anstatt über diesen Punkt zu streiten, trank Sadie den beruhigenden Kamillentee und aalte sich in der Wärme, die die Küche ihrer Mutter ausstrahlte.
Ja, deshalb war sie heute nach Hause gekommen. Sich von Charlotte bemuttern zu lassen, war Balsam für ihre Seele. Ihre Mom stand mit beiden Beinen im Leben, immer bereit, für Sadie die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken, immer imstande, Sadie das Selbstvertrauen zu geben, das sie benötigte, um weiter voranzuschreiten trotz der Schuld, die sie wie einen Mühlstein um ihren Hals trug.
Es war ihre Schuld, dass Caroline und ihr Vater tot waren. Sie hatte das Feuer verursacht, das Caroline das Leben kostete und ihren Vater so versehrte, dass er es nur um fünf Jahre überlebte und im noch jugendlichen Alter von einundvierzig an Herzschwäche starb.
Frank Quill war ins brennende Haus zurückgelaufen, und es war Sadie gewesen und nicht die unschuldige Caroline, die er den Flammen entrissen hatte.
Eine vermeidbare, sinnlose Tragödie. Und nicht ein einziges Mal in den seither vergangenen acht Jahren hatten ihre Mutter oder ihr Vater Sadie Vorwürfe wegen des Verlustes ihrer jüngeren Tochter gemacht. Im Gegenteil hatten die beiden sich besonders angestrengt, um sie zu überzeugen, dass sie das Kind, das Gott ihnen gelassen hatte, über alles liebten, während sie dasjenige, das ihnen geraubt worden war, betrauerten.
Sadie liebte beide deswegen umso mehr.
Und jetzt liebte sie die Freundschaft ihrer Mutter. Charlotte Quill hatte sich stets allem, was das Leben für sie bereithielt, gestellt, seitdem sie mit sechzehn schwanger geworden war, auch während der Tragödie vor acht Jahren, als ihr Mann vor drei Jahren starb und jetzt, als sie entdecken musste, dass sie wieder schwanger war.
Sadie konnte nur hoffen, dass sie eines Tages nur halb so viel Format haben würde wie Charlotte Quill. Weil sie unbedingt eine große Schwester sein wollte, zu der dieses ungeborene Kind aufblicken konnte.
7. KAPITEL
S adie war aus dem Bett und hatte den halben Flur hinter sich, ehe ihr auffiel, dass ihre bloßen Füße eigentlich den Hartholzboden hätten spüren sollen. Sie blieb in der Tür zum Bad stehen und starrte die Verbände an ihren Füßen an. Sie bewegte die Zehen, dann verlagerte sie ihr Gewicht von einem Fuß auf den anderen, um zu spüren, ob sie Schmerzen hatte.
Keine Schmerzen. Nicht einmal eine Andeutung oder eine Erinnerung an Schmerz.
Sadie setzte sich auf den Rand der Wanne und legte ein Bein auf das andere Knie, um rasch den Verband aufzuwickeln und die Fußsohle so zu drehen, dass sie diese untersuchen konnte.
Donnerwetter. Nicht einmal Narben waren zu sehen.
Rasch wickelte sie den anderen Fuß aus und untersuchte ihn genau, dehnte die Haut und fuhr mit einem Finger von ihren Zehen zur Ferse auf der Suche nach den kleinen Schnitten, die dort hätten sein sollen.
Nicht die kleinste Rötung war zu sehen.
Sadie stellte ihren Fuß auf den Boden und starrte hinaus in den leeren Flur.
Schnittwunden verheilten nicht in vierundzwanzig Stunden, und noch weniger wurden sie unsichtbar. Es war ausgeschlossen.
Und es war verdammt sicher keine Zauberei.
Sadie blickte hinunter und bewegte wieder ihre Zehen. Hätte sie die kleinen Glassplitter nicht selbst aus den Schnitten gezogen, hätte sie gesagt, dass es ein Traum war – oder eine ausgezeichnete Werbung für die benutzte Salbe.
Aber Zauberei war es nicht.
Sie musste diesen Priester wiedersehen. Sie musste ihn dazu bringen, dass er ihr erklärte, wie es kam, dass eine Allerweltssalbe, die er auf seinen Stab gerieben hatte, ihre Füße heilen konnte. Außerdem musste er ihr erklären, warum ihm daran lag, dass sie es für ein Wunder hielt.
»Sadie? Warum hockst du auf der Wanne und starrst ins Leere?« Ihre Mutter stand in der Tür und deutete auf den Boden. »Und was ist das?«
Sadie griff nach den Verbänden und warf sie in den Abfalleimer neben dem Waschbecken. »Ach, damit habe ich mir die Schuhe ausgepolstert, damit ich keine Blasen an den
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