Mit der Liebe eines Highlanders
und nestelte am Knoten herum. »Es ist nur … nun, sie ist vor acht Jahren in einen Brand geraten«, sagte Callum zum Fußboden. Als er aufblickte, lag in seinen braunen Augen Besorgnis. »Sie hat ein paar Narben abbekommen.«
»Sie ist entstellt? Vom Feuer?«, fragte Morgan, dessen Wehrlosigkeit Argwohn gewichen war. Plötzlich fiel ihm etwas ein. »Wo sind diese Narben?«
Callum machte eine wegwerfende Geste. »Am Rücken meistenteils, sagt Charlotte. An ihrer linken Seite und an der Innenseite eines Armes.«
»Und?«, fragte Morgan, dessen Argwohn sich zuspitzte.
Callum sah ihn mit gefurchter Stirn an. »Und an ihrer Hand. Sie trägt einen weichen Lederhandschuh an der Rechten, um ihre Narben zu verstecken.« Er wies mit dem Zeigefinger auf Morgan. »Du kannst mich jetzt nicht im Stich lassen«, sagte er drohend. »Ich habe es Charlotte versprochen. Wenn du kneifst, nehme ich dein Haus Stück für Stück mit bloßen Händen auseinander, das schwöre ich dir.«
Morgan rieb sich die Hände und ging zur Tür. »Keine Angst, ich habe nicht die Absicht, diesen Abend zu verpassen.« Ein Blick über die Schulter zeigte ihm, dass Callum ihm nicht folgte »Was ist? Wir kommen zu spät.«
»Noch etwas«, sagte Callum mit misstrauisch zusammengekniffenen Augen. »Wenn ich dich Sadie vorstelle, wartest du, bis sie dir ihre Hand reicht. Sie wird vielleicht verlegen sein, weil du ihr Kavalier bist, und ich möchte nicht, dass ihr die Situation peinlich wird.«
Peinlich? Verlegen? Zum Henker. Morgan hatte große Zweifel, ob Verlegenheit ihr erstes Gefühl sein würde. Ein Schock war wahrscheinlicher. Und eine kräftige Prise Unbehagen.
»Keine Angst, Vetter«, beruhigte Morgan ihn hastig und mit einem leichten Schlag auf die Brust. »Warte. Ich lege nur mein Mäntelchen Charme um«, sagte er lächelnd. »Für den Abend mit der Tochter deiner Freundin.« Er hob die Hand wie um zu salutieren. »Trotz langer Haare, Zöpfen und allem … heute werde ich der perfekte Gentleman sein.«
»Bist du sicher, dass Callum diesen Menschen über meine Narben aufgeklärt hat?«, fragte Sadie zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten.
Charlotte ging zu ihr und arrangierte Sadies frisch geschnittene und leicht dauergewellte Haare über ihren Schultern. Ihr Lächeln verriet mütterliche Befriedigung.
»Callum hat mir versprochen, das Thema diskret zur Sprache zu bringen«, beruhigte Charlotte sie liebevoll. An Sadies neuer Seidenbluse zupfend öffnete sie den obersten Knopf. »So. Du musst ja nicht aussehen wie stranguliert. Du hast einen eleganten, langen Hals und eine schöne Kehle. Stell sie zur Schau.«
Sadie zog automatisch die Ränder des Kragens zusammen, ließ aber den Knopf offen.
Als Nächstes strich Charlotte ihre Ärmel glatt und griff sodann nach Sadies Händen. »Die Farbe der Bluse bringt deine Augen zur Geltung.« Sie lächelte. »Und dieses neue Hemdchen ist viel hübscher als die alten Bodys, die du immer trägst. Es hat sich gelohnt, eigens nach Bangor zu fahren und dort einzukaufen und zum Friseur zu gehen. Du bist schön, Sadie.«
Sadie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg. Wieder entzog sie ihrer Mutter die Hände und tat selbst, was diese hatte tun wollen – sie strich die Vorderseite ihrer schwarzen Leinenhose glatt. Sie testete, wie ihr die neuen Schuhe passten. Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass sie etwas anderes als flache Schuhe trug. Ihre Mutter, die steif und fest behauptete, ihr Partner wäre ein gutes Stück größer, hatte Sadie zwei Zoll hohe Absätze eingeredet.
Sie konnte nur hoffen, dass sie sich in diesen Schuhen nicht ihren langen, eleganten Hals brechen würde.
Und dass Morgan MacKeage sich nicht als Blindgänger entpuppte.
Sadie konnte es sich nicht erklären, doch war sie an diesem Abend nervös. Das hätte sie zwar ihrer Mutter nie im Leben eingestanden, doch befürchtete sie selbst, dass sie sich allmählich zu einer verschrobenen alten Jungfer mit Katze entwickelte. Wie viele Frösche würde sie noch küssen müssen, ehe sie ihren Prinzen fand?
Das wirklich Traurige daran war, dass sie sich allmählich glücklich schätzte, wenn auch nur ein Frosch sie küssen wollte.
»Bist du sicher, dass Callum den Einsiedler auf das vorbereitet, was ihn heute erwartet?«, fragte Sadie wieder, plötzlich voller ängstlicher Energie. »Ich meine, nicht nur auf meine Narben, sondern auch, dass ich manchmal ein bisschen hölzern bin.«
Charlotte ging zur Küchentür und
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