Mit der Liebe eines Highlanders
schaltete das Verandalicht ein. »Du bist nicht hölzern«, sagte sie hitzig und drehte sich um. »Wenn du willst, kannst du sehr anmutig sein. Meist aber machst du dir nicht die Mühe.«
»Was ist der Punkt?«, fragte Sadie enttäuscht, weil ihre Mutter es nicht rundweg abgestritten hatte.
»Der Punkt ist, dass deine Fähigkeiten direkt proportional zu deinem Interesse an den Dingen wechseln. Wenn du im Wildwasser Kajak fährst, bist du nicht hölzern.« Charlotte trat vor sie hin. »Wenn du in der freien Natur Tiere knipst, unterläuft dir nie ein Fehler.« Sie schüttelte die Schulterpolster von Sadies Bluse auf. »Und mit dem richtigen Partner könntest du tanzen wie Ginger Rogers.«
Einigermaßen besänftigt drehte Sadie sich um, um ihrer Mutter den Rücken zu präsentieren, und zeigte mit beiden Händen auf ihren Körper. »Fällt das Hemdchen so, dass es meine Narben verbirgt?«, fragte sie und warf ihrer Mutter einen Blick über die Schulter zu. »Ist mein Rücken glatt?«
Charlotte unterzog sie einer kritischen Musterung und runzelte die Stirn. »Glatter als ein Babypo. Von Kopf bis Fuß eine Schönheit.«
Sadie grinste und drehte sich wieder zu ihrer Mutter um. »Habe ich mich am Ende wieder für eine Niete aufgedonnert?«
Charlotte schüttelte den Kopf. »Nein, mein Schatz. Du hast dich für dich selbst aufgedonnert. Auch wenn es mit dir und Morgan heute nicht klappen sollte, kannst du davon ausgehen, dass es sein Fehler und nicht deiner ist.«
Sadie küsste ihre Mutter auf die Wange. »Und das ist der Grund, weshalb ich dich brauche«, flüsterte sie. »Du rückst die Dinge für mich zurecht.«
Charlottes Lächeln war voller Wärme. Sie wollte etwas sagen, hielt aber plötzlich inne, als ein Auto in die Zufahrt einbog.
»Sie sind da«, sagte Charlotte, deren Gesicht sich freudig erhellte. Sie stürzte an die Tür und riss sie weit auf, ehe sie ihr Kleid glatt strich.
Sadie folgte in gemessenerem Schritt und schüttelte lächelnd den Kopf über die Aufregung ihrer Mutter. Charlotte Quill war wieder richtig verliebt. Und es war nicht nur die Liebe, die sie förmlich glühen ließ, sondern die Verheißung des geheimen winzigen Lebenskeimes, der in ihrem Leib sicher ruhte.
Sadie wäre zu gern Fliege an der Wand gewesen, wenn dieses Geheimnis Callum MacKeage enthüllt wurde.
Autotüren wurden zugeknallt, und Sadie spähte über die Schulter ihrer Mutter und sah zwei Männer, die auf die Veranda zugingen. Sie atmete erleichtert auf. Morgan der Einsiedler war wirklich groß. Ein peinliches Hindernis war aus dem Weg geräumt.
Ein Blindgänger war er sicher nicht, falls sie diesen wiegenden Gang richtig deutete. Auch aus dieser Entfernung konnte Sadie sehen, dass der Mann eine selbstbewusste Haltung hatte und die Aussicht auf einen Abend mit einer Unbekannten seine Laune keineswegs beeinträchtigte.
Sadie, die sich im Hintergrund hielt und es ihrer Mutter überließ, die Gäste zu begrüßen, glättete rasch ihre Manschette über dem Saum des Handschuhs und hoffte, die in ihrem Bauch flatternden Schmetterlinge zu beruhigen.
Callum, der als Erster eintrat, hielt mitten im Schritt inne, um Charlotte anzustarren. »Ich schwöre, Frau«, sagte er in todernstem Ton, »du wirst mit jedem Mal hübscher.« Mit dieser Erklärung riss er Sadies nun plötzlich verlegene Mutter in eine Umarmung und küsste sie fest auf die Lippen. Charlotte, die hochrot angelaufen war, machte sich los und strich verlegen ihr Kleid glatt. Sie wollte in ihr Haar fassen, Callum aber nahm sie unter den Arm und beide drehten sich zu Sadie um, Callum zufrieden grinsend wie eine Katze, die eben eine große Schüssel Sahne ausgeleckt hat.
»Sadie«, sagte er, »ich möchte Ihnen meinen Cousin Morgan vorstellen.« Er drehte sich leicht und zog eine noch immer verlegene Charlotte mit sich. »Morgan, das ist Sadie Quill.«
Sadie hörte kaum, was Callum sagte. Ihre Füße klebten wie Bleigewichte am Boden. Ihr Sehfeld verengte und trübte sich, ihr Herz versuchte ein Loch in ihre Brust zu schlagen, ihr jagender Puls brauste ihr in den Ohren. Ihr Mund war wie ausgedörrt, ein Klumpen von der Größe eines Basketballs steckte in ihrer Kehle.
Sie konnte ihr Blind Date nur mit offenem Mund anstarren.
Der Mann stand knapp innerhalb der Küchentür. Seine breiten Schultern stießen zu beiden Seiten fast an den Rahmen, seine Hände steckten lässig in den Hosentaschen und seine unvergesslichen, vertrauten waldgrünen Augen weckten in Sadie
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