Mit der Liebe spielt man nicht
waren, denn mein Bein tut auch ziemlich weh. Aber mach dir keine Sorgen. Wenn du gleich mit Mr. Waverly auf die Tanzfläche gehst, werde ich ein paar Aspirin schlucken. Mit der zusätzlichen Hilfe einiger Drinks wird es mir sicher gelingen, den Schmerz zu betäuben.“
Er hatte kaum zu Ende gesprochen, da war Teresa bereits aufgesprungen und an seine Seite geeilt. Steve Waverly existierte nicht mehr für sie. „Kommt überhaupt nicht infrage!“, rief sie und griff nach Devins Arm. „Auf keinen Fall darfst du Tabletten zusammen mit Alkohol nehmen. Was du dringend brauchst, sind Ruhe und Schlaf. Ich mache mir jetzt Vorwürfe, dass ich dich heute Nachmittag zu der Künstlerkolonie geschleppt habe. Wie konnte ich nur so rücksichtslos sein? Und durch meine Schuld sitzt du auch noch nachts hier in der Bar, anstatt längst im Bett zu liegen. Los, komm, Devin. Ich werde dich sofort zu deiner Kabine bringen.“
Devin ließ sich von ihr aufhelfen, wobei er sich bewusst mit einer Hand fest auf seinen Stock stützte. Höflich bat er den Fremden, sie zu entschuldigen.
Erst jetzt erinnerte sich Teresa wieder an Steve Waverlys Gegenwart. Der blonde Mann stand der Situation ziemlich verdattert gegenüber.
„O ja, Sie müssen uns bitte entschuldigen, Mr. Waverly“, sagte sie und lächelte ihn entwaffnend an. „Devin hat sich noch nicht von der furchtbaren Sache erholt, die ihm auf St. Regis zugestoßen ist. Deshalb braucht er jetzt Ruhe. Auf Wiedersehen, gute Nacht“, fügte sie geistesabwesend hinzu, bevor sie mit Devin dem Ausgang zustrebte.
Devin und Teresa hatten die Tür schon fast erreicht, da verhielt er den Schritt. „Oh, ich habe vergessen, Trinkgeld zu geben. Bitte warte hier, ich bin gleich zurück.“
„Wäre es nicht besser, wenn ich ...“, setzte sie an.
„Nein, nein“, wehrte er ab und war im nächsten Augenblick in der Menge verschwunden. Irgendwie gelang es ihm, sich einen Weg durch die Paare auf der überfüllten Tanzfläche zu bahnen. Zielstrebig steuerte er auf den Tisch zu, an dem Steve Waverly allein saß.
„Mr. Waverly?“
„Was ... wie Der blonde Mann schaute auf. „Ach, Sie! Was zum Teufel ...“
„Zum Teufel mit Ihnen!“, unterbrach Devin ihn und knirschte mit den Zähnen.
„Was wollen Sie?“
„Ihnen klarmachen, dass die Dame bereits vergeben ist. Wagen Sie es ja nicht, sich ihr noch einmal zu nähern, sonst breche ich Ihnen jeden einzelnen Knochen im Leib.“
Steve Waverly hob die Augenbrauen. „Tatsächlich?“
„Tatsächlich. Ich bin zwar gehbehindert, aber ..." Devin verstummte und ließ seine Muskeln spielen.
Das schüchterte Steve Waverly anscheinend ein. Seine Miene zeigte deutlich, dass er es nicht auf einen Kampf ankommen lassen wollte.
„Okay, okay, die Dame ist für mich tabu“, versicherte er hastig.
„Gut“. Devin nickte befriedigt. Wieder einmal war es ihm gelungen, jemanden in die Knie zu zwingen. Er wusste genau, wie man es anstellte, Leute auszuschalten! Ein Gefühl des Triumphes erfüllte ihn. „Gute Nacht, Mr. Waverly“, sagte er arrogant, bevor er sich abwandte.
Während er sich mühsam durch die Menge kämpfte, sah er schon von Weitem Teresas ängstlichen Blick. Er lächelte in sich hinein, sehr zufrieden mit sich. Gerade noch rechtzeitig genug dachte er daran, seinem Lächeln eine Spur tapfer ertragenen Leidens zu verleihen.
„Hallo, Darling, da bin ich wieder.“
Sie fasste nach seiner Hand. „Hast du es ihm gegeben?“, fragte sie und dachte dabei natürlich an das Trinkgeld für den Kellner.
„O ja, ich habe es ihm gegeben“, antwortete Devin zweideutig.
„Hoffentlich weiß er es zu schätzen.“
„Bestimmt!“
„Was macht dein Bein?“, erkundigte sich Teresa.
Devin stützte sich schwer auf sie. „Es schmerzt ziemlich heftig, leider“, erwiderte er. Er brauchte nicht einmal zu lügen, denn er hatte wirklich starke Beschwerden.
So ist das, dachte er bitter, mit vierzig hat man zwar genug Erfahrungen und Selbstsicherheit, um jemanden aus dem Felde zu schlagen, dafür leidet man aber unter den Spuren, die Erfahrungen hinterlassen haben.
„Du Ärmster“, sagte sie mitleidig.
Devin spürte ihre Anteilnahme und die liebevolle Fürsorge, die sie ihm vermitteln wollte. Dieser Abend versprach einen günstigen Verlauf zu nehmen. Heute werde ich es schaffen, dachte er.
„Soll ich dir helfen?“, fragte Teresa, als sie vor seiner Kabine angelangt waren.
„Das wäre sehr nett von dir“, murmelte er und schloss die Tür
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