Mit der Zeit
bekäme?
Simone und Zander standen neben dem Kombi der Ortofilm, flankiert von zwei Wachposten. Ein älterer, stahlgrauer Porsche, mit Schelm am Steuer, kam den Weg heraufgefahren. Der Wagen hatte belgische Kennzeichen. Er parkte neben dem Kombi. Schelm und der General stiegen langsam aus und sahen sich dabei um. Simone drehte sich ärgerlich nach mir um, denn ich vernachlässigte meine Pflichten. Ich ging also hinüber und machte sie miteinander bekannt.
»Miss Chihani und Mr. Zander, darf ich General Newell und Herrn Mesner vorstellen.«
Der General schenkte Simone ein höfliches Lächeln und nickte Zander freundlich zu. Zander reagierte mit einer knappen, steifen Verbeugung. Ich fragte mich, wie der General wohl Zanders einfältiges Lächeln interpretierte. Schelm irritierte es offenbar, denn als er redete, klang er gereizt.
»Ich nehme an«, sagte er nach kurzem Schweigen, »Mr. Zander akzeptiert Mr. Hallidays Angaben. Wir werden uns nicht über irgend jemandes Identität streiten müssen, hoffe ich.«
»Nein, das dürfte sich erübrigen.« Zander zeigte ihm für einen kurzen Moment, wie die Augen sich verhärten konnten. »Die Tatsache, daß Sie nicht Mesner heißen, sondern Schelm, spielt überhaupt keine Rolle. General Newell ist gewiß echt. Ist das auch deine Meinung, Simone?«
»Absolut.«
»Dann schlage ich vor, wir gehen näher an das Haus heran, damit man sehen kann, daß wir da sind und warten. Seine Hoheit hat gerade eine Besprechung mit seinem Architekten, aber diese Audienz wird nicht mehr lange dauern, und wir haben Protokollfragen zu erörtern. Wir gehen hier entlang, bitte, Herr General.«
Er und der General gingen im Gleichschritt nebeneinander her, und wir anderen folgten ihnen auf dem Weg zum Haus hinauf. »Und wie geht es Seiner Hoheit immer?« hörte ich den General fragen. »Hat er immer noch diesen Landru-Bart?«
»Einen Landru-Bart, Herr General? Was ist das denn?«
»Sie müssen Bilder von Landru gesehen haben. Vor unserer Zeit natürlich, aber er war sehr berühmt. Ein französischer Massenmörder, der eine Menge Frauen umbrachte, um an ihr Geld zu kommen. Starb schließlich unter der Guillotine, und ganz zu Recht, aber er hatte ein interessantes Gesicht. Große, traurige Augen und einen langen schwarzen Bart, der so herabhing, als sei er mit Drahtschlingen an den Ohren befestigt. Verstehen Sie, was ich sagen will? So sah jedenfalls der Bart Seiner Hoheit auch aus.«
»Ein echter Bart, der falsch aussieht? Ach ja, ich verstehe. Solche Bärte gibt es häufig, finde ich. Seiner Hoheit wurde vor kurzem geraten, sich die Oberlippe rasieren zu lassen. Das Ergebnis scheint ihm zu gefallen. Aber mir war nicht bewußt, daß Sie ihm schon mal begegnet sind.«
»Begegnet bin ich ihm nicht direkt. Ich habe ihn nur vor ein paar Jahren einmal in Kairo auf dem Flughafen gesehen. Er hatte ein Düsenflugzeug – eine Lear – und einen belgischen Piloten. Es muß da irgendwie Krach gegeben haben, wie man mir erzählte. Wie lange hielt sich dieser Belgier?«
»Etwa drei Wochen. Er neigte dazu, Befehle in Frage zu stellen. Das derzeitige Flugzeug ist eine Caravelle Super B, und der Pilot ist ein Pakistani.«
»Der Befehle nicht in Frage stellt?«
»Der mit mehr Feingefühl vorgeht. Wenn ihm die Befehle auf Grund seiner Berufserfahrung mißfallen, scheint er immer in der Lage, einen Maschinenschaden zu finden, der den Start des Flugzeugs verhindert. So, für den Augenblick reicht das, glaube ich. Die persönlichen Leibwächter sprechen alle Englisch. Es ist besser, wenn sie unsere Gedanken nicht mit uns teilen.«
Die zwei arabischen Leibwächter, auf die wir zugegangen waren, standen nun noch etwa fünfzehn Meter entfernt zu beiden Seiten des mit Riegeln gesicherten Haupteingangs zu dem Haus. Sie sahen aus wie Soldaten, die billige Zivilkleidung trugen, Anzüge, die unter den Armen zu eng waren, weil dem Änderungsschneider nichts von der Maschinenpistole gesagt worden war, die sie im Dienst ständig schußbereit in Händen hielten. Als sie nun die Waffen auf uns richteten und uns gerade in der üblichen Manier auffordern wollten, stehenzubleiben und uns zu erklären, verdarb ihnen Zander den Auftritt, indem er den auf uns gerichteten Waffen den Rücken zudrehte und uns mit einer Geste aufforderte, es ihm gleichzutun.
»Ehemalige Mitglieder der Arabischen Legion mit UAE-Pässen«, erklärte er ruhig. »Bis zu einem bestimmten Punkt durchaus diszipliniert und einigermaßen beherrscht,
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