Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
Vom Netzwerk:
Problem. Der Erste Sekretär hatte Schlüssel und machte sich daran, die Stahltüren aufzuschließen. Hinter ihnen lag eine Art Verbindungsgang mit einem ziemlich großen Schaltbrett an der einen Wand und vielen Zeichnungen und Plänen an der anderen. Der Sekretär betätigte allerlei Schalter und schloß dann die nächste Tür auf. Er öffnete sie mit einer leicht theatralischen Geste.
    Von unten kam strahlendes Licht, aber was mir am unmittelbarsten ins Bewußtsein drang, das war ein kompliziertes Gewirr aus Stahlgerüsten und -trägem. Und dann, als ich weiterging, um dem Sekretär zu folgen, begann ich die Form des Ganzen zu erfassen. Gleich am Eingang waren wir in einer Höhle, deren Boden mit gerippten Stahlplatten ausgelegt und einigermaßen eben war. Dann wurde aus der Höhle eine ziemlich große Grotte mit einer Felsendecke. Diese Decke wurde von schrägen Trägern gestützt, die alle mit Mörtel an den Fels gemauert waren. Das nächste, was man zu sehen bekam, war der Schacht der Mine. Er führte nicht senkrecht, sondern im Zickzack nach unten, durch eine höhlenähnliche Anordnung aus stützenden, aus dem Fels gehauenen Absätzen, in denen die nach unten führenden Stahltreppen verankert waren.
    »Das ist alles von Seiner Hoheit gebaut worden«, sagte der Erste Sekretär voller Stolz.
    »Aber doch wohl nicht ganz allein, möchte ich annehmen. Ist das der obere Stollen, der als möglicher Drehort für das Interview genannt worden ist?«
    »Aber nein, Mr. Halliday. Da müssen wir erst die Stufen hinunter. Es sind einhundertundzehn. Dort unten ist erst die reine, saubere Luft.«
    »Ach ja, ich verstehe.« Ich dachte einen Augenblick nach. Wo wir jetzt gerade standen, gab es ein ziemlich starkes Echo. Weiter unten mochte es noch stärker sein. Außerdem war fast ständig das Tropfen von Wasser zu hören, ein Geräusch, wie es jeden Tontechniker zutiefst betrübt. Plötzlich kam ein weiterer Ton hinzu – ein schrilles Heulen, das aus den tiefsten Tiefen der Erde zu kommen schien.
    »Was ist denn das?« Ich mußte brüllen, um mir Gehör zu verschaffen.
    »Die Spezialpumpen unten«, schrie er mir ins Ohr. »Sie schalten sich automatisch ein, wenn das Quellwasser unten die tiefen Gesenke überflutet.«
    »Lassen die sich ein, zwei Stunden abschalten, oder ist das nicht möglich?«
    Er winkte mich zurück in den Vorraum und kippte ein paar Stromunterbrecher an der Schalttafel. Das Heulen hörte augenblicklich auf. »Diese Pumpen halten die tiefen Gesenke trocken«, erklärte er, »aber sie können tagelang ausgeschaltet bleiben, ohne daß ein Schaden entsteht.«
    »Trotzdem«, sagte ich, »könnte es problematisch werden, da unten im oberen Stollen zu filmen. Ich habe gerade Mr. Klüvers mit seinem Aufnahmeteam ankommen sehen. Ich hätte gern, daß er und seine Techniker mitkommen, wenn wir in den Stollen runtergehen. Die müssen letztendlich entscheiden, was technisch möglich ist, und auf die Weise sparen wir Zeit.«
    »Ich will zusehen, daß sie hergebracht werden«, sagte der Finanzberater bereitwillig und war auch schon verschwunden. Ich hatte vorher schon gemerkt, daß er die Begeisterung des Ersten Sekretärs für die Mine nicht teilte. Ich konnte zwar nicht sagen, warum, aber verständlich war es. Klaustrophobie und Angst vor tiefen Löchern in der Erde waren nur zwei von vielen triftigen Gründen, die er für seine Abneigung gegen die Petrucher hätte anführen können. Ich selbst hatte in diesem Moment einen anderen Grund: die Aussicht nämlich, Klüvers und seine Crew – müde von anstrengenden Dreharbeiten in Jugoslawien – überzeugen zu müssen, daß es sich im Hinblick auf ein wirkungsvolles Interview mit dem Herrscher lohnte, wenn sie ihre Scheinwerfer, Kabel, Stative und all das andere Gerät einhundertundzehn glitschige Stahlstufen hinunter- und dann wieder heraufschleppten, anstatt einfach im Museum zu drehen.
    Die Wartezeit verkürzte mir der Erste Sekretär damit, daß er die Hauptmerkmale der Stollen und Schächte in ihrer modernen Form erklärte. Er bediente sich der Schaubilder und Pläne an der Wand des Vorraums, um die verschiedenen Punkte zu veranschaulichen. Ich hörte ihm nicht mit der gebotenen Aufmerksamkeit zu. Statt dessen überlegte ich mir, wie man das Museum interessanter machen konnte. Ich war immer noch am Überlegen, als Dick Klüvers mit seinem Kameramann und seinem Tontechniker eintraf. Alle drei sprachen gut englisch. Klüvers war angenehm sachlich.
    »Ich verstehe

Weitere Kostenlose Bücher