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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Beleuchtung würden wir hinkriegen«, sagte er. »Gibt es in dem Tunnel da drüben irgendein Licht? Wir wollen kein schwarzes Loch im Hintergrund.«
    Der Sekretär legte einen Schalter um und ließ uns den Tunnel am anderen Ende sehen. Wenn wir hier drehen konnten, war allein schon die attraktive Umgebung einiges wert. Klüvers war offenbar auch der Ansicht.
    »Wir können die Tropfengeräusche im Hintergrund dadurch erklären, daß wir zeigen, wie es da hinten auf die Stufen tropft. Das Problem wird sein, wie wir unser Zeug hier runterschaffen.« Er blickte auf den Dreck an seinen Schuhen. »Was benutzt denn dieser Scheich, wenn er hier runterkommt? Gummistiefel?«
    Bei dem Wort ›Scheich‹ war der Erste Sekretär deutlich zusammengezuckt. »Seine Hoheit der Emir«, sagte er steif, »benutzt natürlich den Aufzug, wenn er den oberen Stollen zu besuchen wünscht. Ich nehme ihn normalerweise auch. Für einen Mann in meinem Alter sind diese Stufen äußerst beschwerlich. Aber ich nahm an, die wilde Romantik des alten Eingangs würde Sie interessieren.«
    »Heißt das, daß es einen Aufzug hier gibt?«
    »Das habe ich Ihnen doch gesagt , Mr. Halliday«, seufzte er. »Sie haben ihn auf dem Plan gesehen. In dem alten Lüftungsschacht, den die Ingenieure Wetterschacht B nennen. Die Treppen und Stahlgerüste und Träger ließen sich durch den Haupteingang ins Haus schaffen. Die Ingenieure nahmen einfach die alten Holzgerüste und Stützen, die Petrucher hatte einbauen lassen, heraus und ersetzten sie durch Stahl. Als es aber darum ging, die großen Pumpen und andere schwere Geräte hereinzubringen, ließ Seine Hoheit nicht zu, daß der alte Eingang vergrößert oder beschädigt wurde. Auch die Anwälte rieten davon ab. Also wurde im Wetterschacht B ein Aufzug installiert, eine Art Lastenaufzug.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich. »Ich dachte, Sie hätten von einer Art Flaschenzug geredet. Wo ist denn dieser Aufzug? Wie kommen wir hin?«
    »In dem Tunnel dort drüben, wo ich die Lichter angemacht habe. Und oben ist der Zugang an dem Schacht hinter dem Museum. Ich werde es Ihnen zeigen.«
    Eine Art Lastenaufzug war es in der Tat, langsam, laut und ein bißchen furchterregend, denn eine einzige Geländerstange war alles, was einen von dem Eisenbeton an den Schachtwänden trennte. Aber Klüvers’ Tag war gerettet.
    »In nicht mal einer Stunde können wir drehbereit sein«, sagte er. »Wie wollen Sie unten aufbauen?«
    Ich erinnerte mich an Simones Instruktionen. »Es hat alles mit der größtmöglichen Feierlichkeit abzulaufen«, sagte ich. »Dieser große Stuhl muß als Thron behandelt werden. Seine Hoheit darf keinen Augenblick daran zweifeln, daß er mit seinen Worten die ganze Welt erreicht und daß die Welt jedem seiner Worte mit verhaltenem Atem lauscht. Ich werde unterwürfig und bescheiden auf einem der kleineren Stühle Platz nehmen. Wir müssen sehr behutsam mit seiner Würde umgehen. Ich möchte nicht, daß Ihr Kameramann mit Belichtungsmesser oder Maßband vor seiner Nase rumfuchtelt oder versucht, seine Haltung zu korrigieren, wenn er erst mal Platz genommen hat. Bereiten wir uns also vorher auf alles vor. Ich spiele sein Double, wenn es Ihnen etwas nützt. Wenn Sie während des Interviews eine neue Kassette einlegen müssen, berühren Sie mich kurz am Arm. Ich werde ihm sagen, er solle die Kamera ignorieren; wenn er also weiterredet, während Sie den Film wechseln, machen Sie sich keine Gedanken. Mein Problem wird es sein, ihn zum freien Reden zu bringen. Seien Sie mit der Synchronklappe möglichst leise. Ich möchte ihm nicht den Anlaß oder Vorwand dafür liefern, daß er plötzlich behauptet, er sei müde oder gelangweilt oder werde nicht mit genügender Achtung und Rücksichtnahme behandelt.«
    »Für wen hält der sich eigentlich? Für was hält der sich eigentlich?«
    »Das hoffe ich von ihm zu erfahren. Noch etwas: ich möchte gar nicht erst versuchen, ihm ein Mikrofon um den Hals zu hängen. Wahrscheinlich würde das in seinen Augen nicht zum Image eines Prinzen passen. Verwenden Sie einen kurzen Galgen oder ein Stativ. Es macht nichts, wenn das nachher zu sehen ist.«
    »Ich kann es nicht erwarten, ihn kennenzulernen.« Daß wir so offen reden konnten, hatte seinen Grund darin, daß uns der Erste Sekretär für einen Augenblick allein gelassen hatte. Er hatte eine kleine Auseinandersetzung mit den anderen beiden Holländern, die zur Toilette wollten. Sie konnten nicht verstehen, warum sie nicht einfach

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