Mit der Zeit
wie zivilisierte Menschen durch die Haustür gehen und dort die Treppe benutzen konnten und statt dessen gebeten wurden, durch das Küchenfenster zu klettern, um so über die Wendeltreppe zu der einzigen Toilette in dem Haus zu gelangen. Als ihnen erklärt wurde, daß es keine andere Treppe gab, daß aber die provisorischen Gebäude unterhalb des Parkplatzes auch Toiletten enthielten, ergab sich eine neue Schwierigkeit. Der Tontechniker teilte Jean-Pierres Angst vor scharfen Hunden. Am Ende mußte ich den Ersten Sekretär dazu überreden, den uniformierten Sicherheitsposten die Anweisung zu geben, für die Zeit unserer Anwesenheit alle Hunde einzusperren.
Es war ein eigenartiges Gefecht, das ich gewonnen hatte, aber von da an hatte ich die Crew auf meiner Seite. Das stellte sich als echtes Plus heraus. Sie waren bereit, mir zu helfen, das Interview glatt über die Bühne zu bringen. Inzwischen hatte Simone gute Beziehungen mit dem Handlanger-Fahrer des holländischen Kastenwagens geknüpft, und es war – mit Jean-Pierres Zustimmung – beschlossen worden, die Eß- und Trinkvorräte zu einem gemeinsamen Mittagessen zusammenzuwerfen. Bald tranken wir alle italienischen Wein aus österreichischen Pappbechern und aßen Sandwiches aus beiden Ländern. Ich vergaß beinahe den eigentlichen Grund unseres Hierseins. Aber nicht sehr lange.
Etwa um zwei Uhr ging die Haustür auf, und ich sah Zander mit dem General und Schelm herauskommen. Sie standen einen Moment da, ehe sich der Erste Sekretär zu ihnen gesellte. Es gab eine kurze Debatte, und dann blickte sich Zander um, offenbar auf der Suche nach mir. Ich stand auf, und er winkte mich her. Als ich mich der Gruppe näherte, entfernten sich der General und Schelm. Ihre Haltung schien anzudeuten, daß ihre Sitzung mit dem Herrscher etwas war, worüber sie nicht reden wollten, nicht einmal untereinander.
Als ich bei Zander war, sagte ich: »Alles in Ordnung mit den beiden?«
»Ich sagte ihnen vorher, sie würden eine Zeitlang im Schockzustand sein. Ich glaube, sie haben das nicht so ernst genommen, wie sie es hätten nehmen müssen. Herr Sekretär, Sie haben Anweisungen für Mr. Halliday?«
Der Erste Sekretär räusperte sich. Aus irgendeinem Grund machte ihn Zanders Gegenwart jetzt nervös. »Ja«, sagte er zu mir, »ich habe Vorschläge. Seine Hoheit hat sich zurückgezogen, um ein wenig zu essen und sich auszuruhen. Der Leiter Ihres Teams schien der Meinung, das Interview könne im oberen Stollen stattfinden, wenn er etwa eine Stunde für Vorbereitungen dort zur Verfügung habe. Hat er übertrieben?«
»Nein. Ich glaube sogar, die Vorbereitungen könnten notfalls abgekürzt werden.«
»Nein. Seine Hoheit sprach von einer Stunde. Treffen Sie die Vorbereitungen bitte auf dieser Basis.«
Ich blickte wieder Zander an. Er nickte liebenswürdig. »Wie gesagt, Mr. Halliday, alles läuft bisher nach Plan. Der Erste Sekretär stimmt mir zu, glaube ich.«
Der Erste Sekretär schien sich unbehaglicher zu fühlen denn je, brachte aber ein Achselzucken zuwege.
»Gut«, sagte ich, »in einer Stunde werden wir bereit sein.« Aber ich mußte einfach noch mal zum General und zu Schelm hinüberblicken und wollte eben den Mund aufmachen und etwas fragen, als Zander scharf dazwischenging.
»Nein, Mr. Halliday. Diese Herren haben über ernste Dinge nachzudenken und vielleicht zu diskutieren. Sie können ihnen nicht helfen. Es ist besser, Sie lassen sie allein. Tun Sie, was Sie zu tun haben. Drehen Sie Ihr Interview.«
Auch die Augen sagten mir unmißverständlich, ich solle mich verdammt noch mal um meine eigenen Angelegenheiten kümmern. Also machte ich den Mund wieder zu, nickte und ging zurück zum Parkplatz.
»Wir haben fünfundvierzig Minuten, um alles vorzubereiten«, sagte ich.
»Was wird er anhaben?« fragte der Kameramann.
»Als ich ihn das letztemal sah, war es die arabische Kleidung, die ein Mann von Rang trägt.«
»Ganz weiß , meinen Sie? Mit dem schwarzen Stirnband? Keinerlei Farbe? Können Sie ihm nicht sagen, er soll einen Anzug und dazu den Kopfschmuck tragen, so wie der fette Mann, der uns den Aufzug gezeigt hat?«
»Wenn ich versuche, ihm irgend etwas zu sagen, wird es kein Interview geben.«
Klüvers schaltete sich ein. »Es ist das Gesicht, das Sie haben wollen, nicht wahr? Das Gesicht und den Kopfschmuck?«
»Ganz richtig.«
Der Kameramann sah verwirrt aus. »Sie wollen ihn nicht mal hereinkommen sehen? Wir verzichten einfach auf diesen interessanten
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