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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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irgendein anderer Produzent werde diese ergiebige Kostprobe der feineren Gefühle des Herrschers über die gefallenen Mächtigen und den Tod von Königen auf dem Boden des Schneideraums zurücklassen, dann wartete eine Enttäuschung auf ihn.
    Der Herrscher selbst, etwas atemlos noch, aber wieder einigermaßen gefaßt, war nun bereit, weiterzumachen. »Aber bitte, Mr. Halliday«, fügte er hinzu, »bitte lassen Sie diese amerikanischen Witze über Königsdynastien. Mein Sinn für Humor ist da überfordert.«
    »Ich werde daran denken, Eure Hoheit. Vielleicht könnten wir über diese alte Silbermine reden. Sie haben sie gekauft, wenn ich das richtig verstehe, damit Sie das darüberstehende Haus durch eine Klinik ersetzen können und damit die alte Grubenanlage – so wie das jetzt schon in Oberzeiring geschieht – zur Behandlung von Erkrankungen der Atemwege genutzt werden kann. Ist das richtig?«
    »Für Bronchitis und so weiter. Ja.«
    »Kommen diese Krankheiten in dem trockenen, warmen Land, dessen Herrscher Sie sind, besonders häufig vor?«
    »Sie kommen in der einen oder anderen Form in allen Ländern häufig vor. Das ist doch wohl allgemein bekannt.«
    »Vielleicht nicht so allgemein wie erforderlich, Eure Hoheit. Ich möchte nur Ihre besonderen Kenntnisse dazu nutzen, die Zuschauer in vielen Ländern zu informieren. Sie selbst leiden an Sinusitis, soviel ich weiß.«
    »Und an Allergien. In meinem Fall vermischen sich die beiden.«
    »Wie viele Ärzte befinden sich in Ihrer Begleitung, Eure Hoheit?«
    »Zur Zeit keiner. Später, wenn man mir erlaubt, die Klinik so zu bauen, wie ich will, werden Patienten auf die übliche Weise in die Klinik eingewiesen werden.«
    »In Oberzeiring herrschen einige Bedingungen, die für diese besondere Art der Behandlung eine Kontraindikation darstellen. Haben Sie die Absicht, hier die gleichen medizinischen Praktiken anzuwenden?«
    »Kontraindikation? Ich fürchte, meine Sprachkenntnisse sind unzulänglich.«
    »Ganz grob gesagt, Eure Hoheit, spricht man dann von Kontraindikation, wenn unter den gegebenen Bedingungen die Behandlung eher schaden als nützen würde.«
    Er versuchte ein heiteres Lächeln, das ihm nicht so recht gelang. »Ich habe eigentlich die Hoffnung, keinen Schaden anzurichten, Mr. Halliday.«
    »Eure Hoheit, würden Sie einen Patienten mit Rechtshypertrophie oder einer akuten Lebererkrankung oder einem fortgeschrittenen Emphysem oder Tuberkulose als Kandidaten für eine Behandlung in Ihrer Klinik ansehen?«
    Er dachte sorgfältig nach, bevor er seinen Urteilsspruch fällte. »Bei einem fortgeschrittenen Emphysem würde ich die Behandlung für sehr gut halten, und vielleicht auch bei Tb. Bei einer Lebererkrankung habe ich Zweifel.«
    »In Oberzeiring, Eure Hoheit, gelten alle Patienten mit einer der eben erwähnten Krankheiten als nicht für eine derartige Behandlung geeignet. Haben Sie das nicht herausgefunden, als Sie sich dort behandeln ließen? Wurden Sie denn von keinem Arzt untersucht?«
    »Sie vergessen, daß es bei mir Sinusitis und Allergien waren, die behandelt wurden. Offensichtlich haben Sie sich mit den Ärzten dort unterhalten.«
    »Eure Hoheit, die ganzen Informationen, die ich eben wiederholt habe, stammen aus einem kleinen kostenlosen Faltblatt über Oberzeiring, das ich in meinem Hotelzimmer in einer Schublade gefunden habe. Der letzte Arzt, mit dem ich mich unterhalten habe, war mein Zahnarzt, zu Hause in Amerika. Wie sind Sie auf Oberzeiring gestoßen?«
    »Ein Arzt in der Schweiz hat mir davon erzählt. Ich war natürlich dankbar für die Behandlung, aber mein eigenes medizinisches Interesse, das Thema, mit dem ich mich intensiv befaßt habe, wenn natürlich auch als Laie, ist das zentrale Nervensystem.«
    »Das scheint eine ziemlich ungewöhnliche Art der Beschäftigung für Laien, Eure Hoheit. Hängt eine der Schwierigkeiten hinsichtlich der Baugenehmigung für Ihre Klinik hier mit der Tatsache zusammen, daß sie nicht unter der Aufsicht einer medizinischen Autorität aus Österreich stehen wird?«
    »Meine Anwälte in Wien haben davon gesprochen, ja. Aber das hier würde eine Privatklinik sein.«
    Ich dachte, er würde sich darüber noch weiter auslassen, aber er tat es nicht. Und so ließ ich es damit bewenden. Mir schien, ich hatte schon mehr als genug für Herrn Rainer getan. Einen am zentralen Nervensystem interessierten Laien eine Klinik leiten zu lassen, das war etwa so, als hielte sich ein allgemeines Krankenhaus einen Laien als

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