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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Gehirnchirurgen. Es blieben nur noch ein paar Punkte, die ich zu meiner eigenen Befriedigung klären wollte.
    »Sie wissen sicher, Eure Hoheit, daß es in diesem Bundesland und in Wien viele gibt, die einfach nicht an dieses Vorhaben glauben wollen. Die glauben nicht, daß Sie wirklich die Absicht haben, eine Klinik zu bauen.«
    »Natürlich weiß ich das. Und ich werde ständig daran erinnert.«
    »Diese Weigerung, Ihnen zu glauben, scheint ursprünglich eine Folge Ihrer Weigerung, Pläne für den beabsichtigten Umbau über der Erde der regionalen Planungsbehörde vorzulegen. Würden Sie vielleicht unseren Zuschauern Ihre Weigerung erklären?«
    Er richtete einen Finger auf mich. »Keine Genehmigung war erforderlich, als ich daranging, große Geldsummen hier unter der Erde auszugeben. Das hier war eine aufgegebene Mine, großenteils überflutet und, wo sie nicht überflutet war, gefährlich, weil die fast ein Jahrhundert alten Holzgerüste verfault waren. Ich habe das alles geändert. Ich habe Pumpen und andere Maschinen eingebaut, das Neueste und Beste. Ich habe Stahl und Beton eingebaut. Ich habe die Mine wieder sicher und benutzbar gemacht. In diesem Moment sitzen wir hier in Sicherheit. Niemand hat die Hand gehoben, um mich daran zu hindern. Doch wenn ich ein verlassenes und häßliches Haus durch einen modernen Bau ersetzen will, entworfen von einem bekannten und angesehenen Architekten, dann verweigert man mir die Genehmigung.«
    »Aber, Eure Hoheit, wie soll eine Genehmigung erteilt werden, wenn nicht einmal die Pläne Ihres Architekten vorliegen?«
    »Meine Pläne sehen eine Klinik vor. Wenn die sich weigern, erst einmal anzuhören, was meine Anwälte über die Erfordernis zu sagen haben, einen kleineren Bau durch einen etwas größeren zu ersetzen, was kann ich da noch tun? Wie kann ich einer gesichtslosen Bürokratie überhaupt etwas erklären?«
    Ich verlagerte meinen Angriff an eine andere Front. »Ohne Zweifel ist Ihnen bewußt, Eure Hoheit, daß einer Ihrer ehemaligen Angestellten, ein Ingenieur, verschiedentlich behauptet hat, Ihre Absicht hier sei in Wirklichkeit gar nicht die vorgegebene. Ihre wahre Absicht, sagt er, sei es nicht, eine Klinik zu bauen, sondern einen privaten Atombunker für Ihre Familie und Ihre Begleitung.«
    Auf die Frage hatte er gewartet. »Ehemalige Angestellte, die wegen Unfähigkeit entlassen worden sind«, sagte er lächelnd, »versuchen oft, ihre ehemaligen Arbeitgeber zu verleumden.«
    Klüvers warnte mich, daß sie demnächst einen neuen Film einlegen mußten. Ich gab ihm das Okay-Zeichen, redete aber weiter, als sei nichts geschehen. Wir hatten bei seinem Lachanfall eine Menge Film verbraucht, aber ich wollte den Redefluß nicht stoppen, obschon es jetzt nur noch wenige Fragen schienen, die ich ihm stellen und die er mir beantworten oder – und das war wahrscheinlicher – denen er ausweichen würde.
    »In welcher Hinsicht war er unfähig, Eure Hoheit?«
    »Er hatte nicht die geringste Ahnung von Hydraulik, obwohl er darin angeblich Experte war. Ihm unterliefen schlimme Fehlberechnungen.«
    Mir fiel ein, daß es dieser Mann, ein französischer Ingenieur, gewesen war, dem der Kragen geplatzt war und der dem Herrscher in Gegenwart anderer gesagt hatte, er habe keine Ahnung von Hydraulik. Der Herrscher war nicht der erste Arbeitgeber, der Leuten, die er rausgeschmissen hatte, hinterher seine eigenen Mängel anhängte.
    »Fehlberechnungen in einem Unternehmen wie diesem hier, Eure Hoheit, können ganz schön teuer werden.«
    Bis er mir einen ganzen Rattenschwanz an Zahlen genannt hatte, um zu zeigen, wie teuer alles zu stehen gekommen war, hatten wir einen neuen Film eingelegt, und die Kamera lief wieder. Die zweite Klappe war so unauffällig hingehalten worden, daß der Herrscher nichts davon zu bemerken schien. Ein Interview mit jemandem, der völlig in sich selbst vertieft ist, macht wenigstens auch ein paar Dinge leichter.
    »Sehen Sie jetzt, Mr. Halliday, was seine Ignoranz mich gekostet hat? Und trotzdem blieb er dabei, mich zu beschuldigen. Der Mann muß verrückt sein.«
    »Trotzdem scheinen ihm viele Leute, auch Journalisten und Kommunalpolitiker, geglaubt zu haben. Es gibt welche, die neuerdings ein Politikum daraus machen.«
    Er beugte sich unverhofft vor, und ich hörte die blitzschnelle Reaktion des Kameramanns, der sich bemühte, das Gesicht des Herrschers wieder in die Mitte zu rücken und scharf einzustellen. Ich hoffte, mit Erfolg, denn die Wangen waren

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