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Mit der Zeit

Mit der Zeit

Titel: Mit der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ambler
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Weiterfahrt sorgen. Verstanden?«
    »Es scheint alles ziemlich klar.« Aber sie waren so offensichtlich mit sich selbst und mit meinem unterwürfigen Gehorsam zufrieden, daß ich es nicht dabei belassen konnte. »Ziemlich klar, wie gesagt«, fügte ich hinzu, »bis auf eins.«
    »Was?« fragte Chihani barsch.
    Ich sah Luccio an. »Doktor, Ihnen muß doch klar sein, daß die meisten großen amerikanischen Verlage im Besitz anderer, größerer, breitgefächerter Unternehmen sind. Syncom zum Beispiel. Es muß Ihnen ferner klar sein, daß sich Leute wie Syncom nicht so ohne weiteres herumschubsen lassen. Glauben Sie denn wirklich, daß Sie die überreden können, etwas zu veröffentlichen, das, wie ihre Anwälte ihnen sagen werden, voll von offenkundigen strafbaren Verleumdungen ist?«
    »Für mich tun die alles«, sagte er leichthin.
    »Doktor, wer ist dieser Patron, der hinter Ihnen steht?«
    »Patron?« Die Augen waren eiskalt geworden, und die Klangfarbe seiner Stimme hatte sich seltsam verändert. Ich wußte, ich war zu weit gegangen, aber ich hatte auch das Gefühl, einzulenken könnte gefährlicher sein als weiterzubohren.
    »Ganz richtig, Doktor. Ich rede von jener hochgestellten Persönlichkeit am Golf, die in Ihrem Namen Syncom Befehle gibt.«
    »Wer hat Ihnen nur derart absurde Ideen eingeredet? Pacioli?«
    »Die Bemerkung, daß Sie sich des Schutzes einer hochgestellten Persönlichkeit am Golf erfreuten, fiel bei dem Vorgespräch, das ich in New York führte.« Ich hielt es für unwahrscheinlich, daß McGuire einen Fahrer beschäftigte, der zusammengeschlagen werden konnte, aber ich schloß für McGuire selbst eine kleine Versicherung gegen Briefbomben ab, die so konstruiert waren, daß sie funktionierten. »Genaugenommen«, fügte ich hinzu, »war das einer der Aspekte an dem ganzen Angebot, der mich besonders faszinierte. Natürlich war ich neugierig, um wen es da wohl ging. Soll das geheim bleiben?«
    Er lehnte sich zurück, blickte in seinen Whisky und trank dann einen Schluck. Mehrere Sekunden verstrichen, ehe er mich wieder anschaute. Dann sagte er langsam: »Sie mögen sich nun schon ein klein wenig an mich gebunden haben, aber trauen tu ich Ihnen deshalb noch nicht, Mr. Halliday. Vergessen Sie das bitte nicht.« Er schien sich daran zu erinnern, daß er immer noch den Umschlag mit dem Manuskript in der Hand hatte, und gab ihn mir. »Sie sollten sich jetzt auf den Weg machen. Haben Sie Schlaftabletten?«
    »Ja, danke.«
    »Nehmen Sie heute abend gleich ein paar davon. Sie müssen morgen gut ausgeruht sein.«
    Damit stand er auf und ging nach hinten in seinen Gymnastikraum.
    »Wir haben unsere Anweisungen«, sagte Chihani. »Gehen wir.«
    Als sie vor mir her nach draußen ging, warf ich einen Blick in den Gymnastikraum. Der Meister war nackt und bereitete sich auf ein Sonnenbad vor. Die lange gezackte Narbe auf seinen Schenkel sah aus, als gehe sie auf eine Verwundung durch einen Granatsplitter zurück.
    Die Rückfahrt vollzog sich schweigend. Um mir in der Dunkelheit die Zeit zu vertreiben, ging ich in Gedanken Klausel um Klausel meinen Pacioli-Vertrag durch, um möglicherweise die eine zu finden, die Barbara dazu verwenden würde, mich loszueisen und in ein Flugzeug nach New York zu bekommen. Seltsamerweise wirkte sich das so auf mich aus wie angeblich das Schäfchenzählen auf Schlaflose. Ich döste ein, und als wir schließlich anhielten, mußte mich Chihani wecken.
    »Die Zeitverschiebung zusammen mit dem Whisky«, war ihr Kommentar.
    Sie ließ am Bus die Scheinwerfer abschalten und ging dann mit mir zu der Tankstelle, um ein Taxi zu rufen. Als ich auf die Toilette ging, wartete sie draußen. Sie wartete auch, bis das Taxi kam. Wie sie mir gründlich auseinandersetzte, tat sie das nicht aus reiner Höflichkeit. Wenn es um Sicherheitsvorkehrungen ging, durfte man weder Kleinigkeiten außer acht lassen noch leichtfertig von irgendwelchen Annahmen ausgehen. In dem Stadium kam es vielleicht nicht mehr drauf an, ob ich die Nummernschilder an dem VW-Bus sah und mir einprägte, aber andererseits kam es möglicherweise ganz entscheidend darauf an.
    »Gehen Sie in Ihr Hotel und bleiben Sie dort, bis ich Ihnen Anweisung gebe, es wieder zu verlassen«, waren ihre Abschiedsworte, bevor sie von draußen die Tür des Taxis zuschlug. Selbst wenn ich ihr die Mühe hätte sparen wollen, mir Anweisungen zu geben, die zu befolgen ich nicht im Traum beabsichtigte, so gab sie mir dazu kaum Gelegenheit.
    Es war fast

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